"Ende Januar 1945 ging Friedrichstein mit allen Sammlungen, Bildern, Teppichen und Archiven in Flammen auf." schrieb die Journalistin und langjährige "ZEIT"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff am Schluss ihres Buches "Namen die keiner mehr nennt". Wenige Monate zuvor hatte Hartmut von Hentig, ein enger Freund der Familie, Friedrichstein noch einmal besucht:
" Im Jahr 1944 war ich zum letzten Mal dort und habe das Lieblingspferd von Marion Gräfin Dönhoff, den Alarich, von Friedrichstein nach Quittainen in Westpreußen geritten, weil sie mit diesem Pferd die Flucht machen wollte, den wollte sie nicht zurücklassen. "
Die letzte Fotoaufnahme von Friedrichstein zeigt die imposante, 67 Meter lange Gartenfront mit der säulenbestandenen Loggia in der Mitte, davor das umgegrabene Gartenparterre. Hartmut von Hentigs letzter Eindruck von dem Ort, an dem er seit seiner Kindheit jeden Sommer verbracht hatte:
" So, wie es auf dem Foto zu sehen war: schon verlassen, die Fledermäuse flogen durch, immer noch in Betrieb, es wurde bis zum Schluss gearbeitet, keiner durfte offizielle Gebaren von "es ist vorbei" machen, nicht einmal Fluchtvorbereitungen durften getroffen werden in dem Sommer, in dem ich dort war, es war der Sommer nach dem 20. Juli, ich war als Soldat auf Quittainen auf Genesungsurlaub zwei Monate. "
250 Jahre lang war Schloss Friedrichstein Stammsitz und Heimat der Grafen von Dönhoff gewesen. Doch in Kunstführern über Ostpreußen findet sich kaum ein Satz über dieses majestätische Anwesen 20 Kilometer östlich von Königsberg. Das motivierte den Dirigenten Christian Thielemann und den Kunsthistoriker Kilian Heck, sich mit der Geschichte des Schlosses zu beschäftigen, in Archiven zu graben und Zeitzeugen zu suchen. Im Jahr 2000, kurz vor ihrem Tod, nahm Christian Thielemann Kontakt mit Marion Gräfin Dönhoff auf und wurde nach Hamburg eingeladen:
" Sie fragte sehr genau nach und fragte: Warum interessiert Sie das denn eigentlich so? Dann sagt man, ja, weil einem die Landschaft gefällt und man neugierig ist. Und Sie haben ja selber geschrieben in "Namen die keiner mehr nennt" es ist alles weg. Ja, es ist alles weg, aber sie hatte dann interessanterweise doch ein Album mit Innenaufnahmen mit einem Mal bei der Hand und sagte: wenn Sie mögen, dann lass ich die Ihnen abziehen. "
Schloss Friedrichstein, ein Meisterwerk des preußischen Barock, war 1709 bis 1714 nach Plänen des Hofarchitekten Jean de Bodt errichtet worden, der auch in Berlin die Fassade des Zeughauses gestaltete. Fotoaufnahmen zeigen besonders den von vielen Besuchern gerühmten Gartensaal mit einer kostbaren Stuckdecke von 1760, der Zeitgenossen zufolge "schöner als Versailles" gewesen sein soll. Belegt ist auch das Vorhandensein des so genannten "Königsappartements" als Beweis für die engen Kontakte der Dönhoffs zum preußischen Königshaus.
Entsprechend der prächtigen Architektur besaß das Schloss auch eine äußerst kostbare Ausstattung, wenngleich diese über die Jahrhunderte vielen Veränderungen unterworfen war. Vor allem der Vater Marion Dönhoffs, August Dönhoff, hatte zahlreiche Kunstwerke für Friedrichstein erworben. Er stand in engem Kontakt mit dem Berliner Museumsdirektor Wilhelm von Bode und gehörte zu den Initiatoren des heutigen Bode-Museums, berichtet Kunsthistoriker Kilian Heck:
" August Dönhoff war ein Kunst-Connaisseur erster Güte, er hat über Jahre mit Kunsthändlern korrespondiert und immer wieder versucht, Kunstwerke für Friedrichstein zu beschaffen, viele Exponate des Kaiser-Wilhelm-Museums sind auf Vermittlung von August Dönhoff dorthin gekommen. "
Noch heute befinden sich kostbare Möbel, Tapisserien, Gemälde und Kunstgegenstände im Familienbesitz der Dönhoffs. Zusammen mit den historischen Fotoaufnahmen sind sie die einzigen Belege der reichen Ausstattung von Schloss Friedrichstein. Wenn man heute den Ort in der Kaliningrader Enklave besucht, muss man diese Bilder im Kopf haben. Das Schloss ist verschwunden, aber auf ihren unzähligen Reisen nach Ostpreußen sind Christian Thielemann und Kilian Heck auf Spuren gestoßen:
" Im Grunde die Landschaft, die ist auf eine erstaunliche Art und Weise derjenigen ähnlich, die auch der zur Zeit Marion Dönhoffs dort war, also die Alleen, aber auch in dem unmittelbaren Schlossterrain der See, der die Gestalt noch nahezu behalten hat, wie sie zur Zeit Marion Dönhoffs, auch können Sie regelrecht auf eine Art archäologische Spurensuche durch das Gartengelände von Schloss Friedrichstein sich begeben, indem Sie alten, längst zugewachsenen Alleen sehen und sich dadurch auch in der Imagination diesen Ort wieder ins Bewusstsein rufen, vor allem, wenn Sie altes Fotomaterial, altes Kartenmaterial dabei haben. "
Die Funde und Erkenntnisse, ergänzt durch Fachbeiträge zur Familiengeschichte der Dönhoffs und zur kunsthistorischen Bedeutung des Schlosses, haben Christian Thielemann und Kilian Heck jetzt in einem schön gestalteten Buch des Deutschen Kunstverlags veröffentlicht. Darin wird erstmals die Geschichte von Friedrichstein umfassend dargestellt. Der untergegangenen Welt des ostpreußischen Adels setzt der Band ein eindrucksvolles Denkmal.
" Im Jahr 1944 war ich zum letzten Mal dort und habe das Lieblingspferd von Marion Gräfin Dönhoff, den Alarich, von Friedrichstein nach Quittainen in Westpreußen geritten, weil sie mit diesem Pferd die Flucht machen wollte, den wollte sie nicht zurücklassen. "
Die letzte Fotoaufnahme von Friedrichstein zeigt die imposante, 67 Meter lange Gartenfront mit der säulenbestandenen Loggia in der Mitte, davor das umgegrabene Gartenparterre. Hartmut von Hentigs letzter Eindruck von dem Ort, an dem er seit seiner Kindheit jeden Sommer verbracht hatte:
" So, wie es auf dem Foto zu sehen war: schon verlassen, die Fledermäuse flogen durch, immer noch in Betrieb, es wurde bis zum Schluss gearbeitet, keiner durfte offizielle Gebaren von "es ist vorbei" machen, nicht einmal Fluchtvorbereitungen durften getroffen werden in dem Sommer, in dem ich dort war, es war der Sommer nach dem 20. Juli, ich war als Soldat auf Quittainen auf Genesungsurlaub zwei Monate. "
250 Jahre lang war Schloss Friedrichstein Stammsitz und Heimat der Grafen von Dönhoff gewesen. Doch in Kunstführern über Ostpreußen findet sich kaum ein Satz über dieses majestätische Anwesen 20 Kilometer östlich von Königsberg. Das motivierte den Dirigenten Christian Thielemann und den Kunsthistoriker Kilian Heck, sich mit der Geschichte des Schlosses zu beschäftigen, in Archiven zu graben und Zeitzeugen zu suchen. Im Jahr 2000, kurz vor ihrem Tod, nahm Christian Thielemann Kontakt mit Marion Gräfin Dönhoff auf und wurde nach Hamburg eingeladen:
" Sie fragte sehr genau nach und fragte: Warum interessiert Sie das denn eigentlich so? Dann sagt man, ja, weil einem die Landschaft gefällt und man neugierig ist. Und Sie haben ja selber geschrieben in "Namen die keiner mehr nennt" es ist alles weg. Ja, es ist alles weg, aber sie hatte dann interessanterweise doch ein Album mit Innenaufnahmen mit einem Mal bei der Hand und sagte: wenn Sie mögen, dann lass ich die Ihnen abziehen. "
Schloss Friedrichstein, ein Meisterwerk des preußischen Barock, war 1709 bis 1714 nach Plänen des Hofarchitekten Jean de Bodt errichtet worden, der auch in Berlin die Fassade des Zeughauses gestaltete. Fotoaufnahmen zeigen besonders den von vielen Besuchern gerühmten Gartensaal mit einer kostbaren Stuckdecke von 1760, der Zeitgenossen zufolge "schöner als Versailles" gewesen sein soll. Belegt ist auch das Vorhandensein des so genannten "Königsappartements" als Beweis für die engen Kontakte der Dönhoffs zum preußischen Königshaus.
Entsprechend der prächtigen Architektur besaß das Schloss auch eine äußerst kostbare Ausstattung, wenngleich diese über die Jahrhunderte vielen Veränderungen unterworfen war. Vor allem der Vater Marion Dönhoffs, August Dönhoff, hatte zahlreiche Kunstwerke für Friedrichstein erworben. Er stand in engem Kontakt mit dem Berliner Museumsdirektor Wilhelm von Bode und gehörte zu den Initiatoren des heutigen Bode-Museums, berichtet Kunsthistoriker Kilian Heck:
" August Dönhoff war ein Kunst-Connaisseur erster Güte, er hat über Jahre mit Kunsthändlern korrespondiert und immer wieder versucht, Kunstwerke für Friedrichstein zu beschaffen, viele Exponate des Kaiser-Wilhelm-Museums sind auf Vermittlung von August Dönhoff dorthin gekommen. "
Noch heute befinden sich kostbare Möbel, Tapisserien, Gemälde und Kunstgegenstände im Familienbesitz der Dönhoffs. Zusammen mit den historischen Fotoaufnahmen sind sie die einzigen Belege der reichen Ausstattung von Schloss Friedrichstein. Wenn man heute den Ort in der Kaliningrader Enklave besucht, muss man diese Bilder im Kopf haben. Das Schloss ist verschwunden, aber auf ihren unzähligen Reisen nach Ostpreußen sind Christian Thielemann und Kilian Heck auf Spuren gestoßen:
" Im Grunde die Landschaft, die ist auf eine erstaunliche Art und Weise derjenigen ähnlich, die auch der zur Zeit Marion Dönhoffs dort war, also die Alleen, aber auch in dem unmittelbaren Schlossterrain der See, der die Gestalt noch nahezu behalten hat, wie sie zur Zeit Marion Dönhoffs, auch können Sie regelrecht auf eine Art archäologische Spurensuche durch das Gartengelände von Schloss Friedrichstein sich begeben, indem Sie alten, längst zugewachsenen Alleen sehen und sich dadurch auch in der Imagination diesen Ort wieder ins Bewusstsein rufen, vor allem, wenn Sie altes Fotomaterial, altes Kartenmaterial dabei haben. "
Die Funde und Erkenntnisse, ergänzt durch Fachbeiträge zur Familiengeschichte der Dönhoffs und zur kunsthistorischen Bedeutung des Schlosses, haben Christian Thielemann und Kilian Heck jetzt in einem schön gestalteten Buch des Deutschen Kunstverlags veröffentlicht. Darin wird erstmals die Geschichte von Friedrichstein umfassend dargestellt. Der untergegangenen Welt des ostpreußischen Adels setzt der Band ein eindrucksvolles Denkmal.
Bibliographie
Friedrichstein. Das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen. Hrg. von Kilian Heck und Christian Thielemann. Erschienen im Deutschen Kunstverlag