Was den aus dem Alemannischen stammenden gelernten Theologen und Komponisten Schnebel an der Vertonung des Textes dieses preußischen Dichters besonders reizte und was andere Komponisten wohl eher abhalten würde: die in windungsreichen Perioden brillierende Sprache Kleists.
Bei Kleist geht es immer auch so an den Rand des Drastischen.
Den Text über die Tochter aus höherem Haus, die an einem Fronleichnamstag mitten auf den Stufen des Doms zu Santiago niederkommt mit einem Kind von ihrem Hauslehrer, dann ins Kloster gesteckt wird und ihr Liebhaber ins Gefängnis – den Text deutet Schnebel in einer Art gehobenem Sprechgesang schmückend aus.
Einzelne Punkte des Geschehens wie die Widerbegegnung der beiden Liebenden nach dem Beben unter einem Granatapfelbaum oder die Lynchjustiz der Menge an ihnen bei einem Dankgottesdienst danach werden in miniaturisierten musikalischen Szenen besonders akzentuiert.
Es ist eigentlich ’ne Art szenische Lesung. Die ganze Erzählung wird unverfälscht rezitiert, was Kleist selbst vorkomponiert hat, wird von mir noch gesteigert. Also die Szene unterm Granatapfelbaum hat die Sprecherin ganz langsam und strömend zu sprechen und drum herum ist eine Klangwelt, die das einbettet.
Inszeniert hat das Cornelia Heger. Der Regisseurin gelingt es freilich nicht, der Erzählung eine eigene Schicht einzuziehen. Sie verlegt sich aufs pantomimische Verdoppeln und Symbolisieren.
Geweihe werden zitiert für die Liebes-Sommernacht nach dem Beben, ein ganzer Hausrat vom Schneebesen bis zum Kartoffelkorb wird bewegt, um die Zerstörung des Alltags der Menschen durch das katastrophische Einbrechen der Natur anzudeuten. Die Passagen mit den Kleist-Zitaten – am Ende aus Kleists berühmtem Text über das Marionettentheater – müssen die Sängerdarsteller, abgehoben gleichsam vom Boden, auf Feuerwehrleitern rezitieren.
Solche Missgriffe sind unvermeidlich.
Eine fantasiereichere Umsetzung seines Musiktheaters hätte man dem bald 75-jährigen Komponisten Schnebel gewünscht. Die Uraufführung vor fast anderthalb Jahrzehnten hatte damals Achim Freyer sehr "freyer’sch" besorgt in Hamburg. In Berlin spielt man das Stück im Rahmen des als Wintertreff für zeitgenössische Musik im siebenten Jahr sich mausernden "Ultraschall"-Festivals im Kleinen Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt.
Der Kaufhausversender Otto hat dort einen multimedial nutzbaren Raum gestiftet, der hier in seinen Möglichkeiten gut genutzt wird. Exzellent das an beiden Enden des Raums die lang gestreckte Spielfläche auf Podien flankierende "Kammerensemble Neue Musik Berlin" unter Steffen Tast. Dazu das kleine Ensemble von vier Sängern und drei über Mikroport verstärkten Erzählern.
Kleist, der mit seiner Novelle wohl das Beben von Lissabon im Auge hatte, macht doch immerhin auch die Ambivalenz von Naturgewalten deutlich. Keine unwichtige Anmerkung gerade in diesen Tagen.
Bei Kleist geht es immer auch so an den Rand des Drastischen.
Den Text über die Tochter aus höherem Haus, die an einem Fronleichnamstag mitten auf den Stufen des Doms zu Santiago niederkommt mit einem Kind von ihrem Hauslehrer, dann ins Kloster gesteckt wird und ihr Liebhaber ins Gefängnis – den Text deutet Schnebel in einer Art gehobenem Sprechgesang schmückend aus.
Einzelne Punkte des Geschehens wie die Widerbegegnung der beiden Liebenden nach dem Beben unter einem Granatapfelbaum oder die Lynchjustiz der Menge an ihnen bei einem Dankgottesdienst danach werden in miniaturisierten musikalischen Szenen besonders akzentuiert.
Es ist eigentlich ’ne Art szenische Lesung. Die ganze Erzählung wird unverfälscht rezitiert, was Kleist selbst vorkomponiert hat, wird von mir noch gesteigert. Also die Szene unterm Granatapfelbaum hat die Sprecherin ganz langsam und strömend zu sprechen und drum herum ist eine Klangwelt, die das einbettet.
Inszeniert hat das Cornelia Heger. Der Regisseurin gelingt es freilich nicht, der Erzählung eine eigene Schicht einzuziehen. Sie verlegt sich aufs pantomimische Verdoppeln und Symbolisieren.
Geweihe werden zitiert für die Liebes-Sommernacht nach dem Beben, ein ganzer Hausrat vom Schneebesen bis zum Kartoffelkorb wird bewegt, um die Zerstörung des Alltags der Menschen durch das katastrophische Einbrechen der Natur anzudeuten. Die Passagen mit den Kleist-Zitaten – am Ende aus Kleists berühmtem Text über das Marionettentheater – müssen die Sängerdarsteller, abgehoben gleichsam vom Boden, auf Feuerwehrleitern rezitieren.
Solche Missgriffe sind unvermeidlich.
Eine fantasiereichere Umsetzung seines Musiktheaters hätte man dem bald 75-jährigen Komponisten Schnebel gewünscht. Die Uraufführung vor fast anderthalb Jahrzehnten hatte damals Achim Freyer sehr "freyer’sch" besorgt in Hamburg. In Berlin spielt man das Stück im Rahmen des als Wintertreff für zeitgenössische Musik im siebenten Jahr sich mausernden "Ultraschall"-Festivals im Kleinen Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt.
Der Kaufhausversender Otto hat dort einen multimedial nutzbaren Raum gestiftet, der hier in seinen Möglichkeiten gut genutzt wird. Exzellent das an beiden Enden des Raums die lang gestreckte Spielfläche auf Podien flankierende "Kammerensemble Neue Musik Berlin" unter Steffen Tast. Dazu das kleine Ensemble von vier Sängern und drei über Mikroport verstärkten Erzählern.
Kleist, der mit seiner Novelle wohl das Beben von Lissabon im Auge hatte, macht doch immerhin auch die Ambivalenz von Naturgewalten deutlich. Keine unwichtige Anmerkung gerade in diesen Tagen.