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EU-Lateinamerika-Gipfel
Staats- und Regierungschefs aus 60 Ländern beraten über russischen Krieg gegen Ukraine

Erstmals seit acht Jahren findet in Brüssel ein Treffen der Europäischen Union mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) statt. Zu den Gesprächsinhalten zählen die Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Wirtschaftsbeziehungen. Für verhärtete Fronten sorgt weiterhin das geplante Mercosur-Abkommen.

    Das Logo des diesjährigen EU-Gipfeltreffens mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac).
    Das Logo des diesjährigen EU-Gipfeltreffens mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac). (IMAGO / Belga / IMAGO / NICOLAS MAETERLINCK)
    An dem Gipfel nehmen Staats- und Regierungschefs aus fast 60 Staaten teil. Darunter sind die 27 EU-Länder und die 33 Celac-Staaten. Nach offiziellen Angaben geht es um eine Erneuerung der Partnerschaft beider Weltregionen "zur Stärkung von Frieden und nachhaltiger Entwicklung". Der EU-Außenbeauftragte Borrell nennt engere Beziehungen zu Lateinamerika eine strategische Notwendigkeit. Dabei gehe es auch um eine stärkere Zusammenarbeit bei Umwelt- und Klimaschutz.

    EU hofft auf klares Friedensbekenntnis

    Die sozialistischen Celac-Länder Kuba und Venezuela haben die EU schon vor einem "Scheitern" des Gipfels gewarnt. Die traditionell mit Russland verbündeten Staaten wollen verhindern, dass der Ukraine-Krieg in der Abschlusserklärung erwähnt wird. Aber auch andere Länder der Region wollen nicht mit Russland brechen. Brasilien etwa hatte die Ukraine kürzlich aufgerufen, für Friedensverhandlungen mit Moskau auf die Krim-Halbinsel zu verzichten.

    Wirtschaftlich engere Zusammenarbeit geplant

    Am Rande des Gipfels will die EU eine Reihe von Kooperationsabkommen unterzeichnen. Geplant sind nach Angaben der EU-Kommission Energiepartnerschaften mit Argentinien und Uruguay. Zudem soll ein Rohstoffabkommen mit Chile unterzeichnet werden. Auf das Land entfällt rund ein Viertel der weltweiten Lithium-Produktion. Der Rohstoff wird für Batterien benötigt. Die EU will sich damit unabhängiger von China machen.
    Außerdem wollen die europäischen Staaten bei dem Gipfel Kredite im Umfang von 800 Millionen Euro für Klimaschutzprojekte in Argentinien, Brasilien und Chile ankündigen. Mit dem Geld soll unter anderem der Ausbau erneuerbarer Energien in den südamerikanischen Ländern finanziert werden.

    Weiter harte Fronten beim Mercosur-Abkommen

    Die EU will zusammen mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay die größte Freihandelszone der Welt schaffen. Das bereits 2019 geschlossene Mercosur-Abkommen ist jedoch bisher nicht ratifiziert. Die EU dringt auf strenge Umweltauflagen für südamerikanische Landwirte, Argentinien und Brasilien nennen dies jedoch "inakzeptabel".
    Hilfs- und Umweltorganisationen kritisieren das geplante Abkommen. Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" betonte vor dem Gipfel, das Abkommen leiste keinen Beitrag zu Armuts- und Emissionsminderung in Lateinamerika. Der Vertrag sichere der EU nicht nur ihren technologischen Vorsprung, sondern blockiere auch eine nachhaltige Entwicklung in den Mecosur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay.