Fragestunde im französischen Parlament: Da will doch tatsächlich ein Abgeordneter wissen, was die Regierung vom Abschneiden und Verhalten der Nationalmannschaft denkt. Gesundheits- und Sportministerin Bachelot, zuvor schon eine Woche lang sozusagen an die Seite der Nationalmannschaft abbestellt war, antwortet:
"Ich kann nur das Desaster feststellen, mit einer französischen Nationalmannschaft, wo unreife Gangleader verängstigten Jungen ihren Willen aufzwingen, mit einem hilflosen Teamchef ohne Autorität und einem Fußballverband in größter Bedrängnis."
Unmittelbar danach musste sie, gemeinsam mit Premierminister und Sportstaatssekretärin, beim Staatspräsidenten zum Krisengipfel erscheinen. Hinterher ließ Nicolas Sarkozy erklären, im Herbst werde man Generalstände des Fußballs einberufen, um dann seine Ministerin noch einmal vor die Mikrofone zu schicken:
"Ich habe den Rücktritt des Verbandspräsidenten nicht gewünscht, aber er ist jetzt unumgänglich."
Auch zahlreiche Hinterbänkler der Regierungspartei UMP werden aktiv, einer fordert eine Charta für Nationalspieler:
"Sie sind die Vertreter des französischen Volkes, wenn sie in die Nationalmannschaft berufen werden. Als solche müssen sie sich wie Franzosen verhalten, zu den Werten der Republik stehen, kämpfen und schwitzen und dürfen sich nicht wie Hanswürste verhalten."
Der Gipfel dann gestern: am Tag, da über eine Million Franzosen gegen die Rentenreform demonstrieren, bestellt der Staatspräsident, als hätte er nichts Besseres zu tun, den Rekordinternationalen Thierry Henry zum Rapport in den Elyseepalast.
Im Grunde verstoßen die höchsten Instanzen des französischen Staates jetzt seit 48 Stunden gegen die Regeln der FIFA, welche jede Einflussnahme staatlicher Stellen auf die Politik eines Fußballverbandes strikt untersagt.
Nicht nur der EU-Abgeordnete Cohn-Bendit sieht im Aktionismus der französischen Politiker den Gipfel der Lächerlichkeit, auch die Gewerkschaft der Profifußballer reagiert scharf: Die Politiker hätten die Grenzen überschritten, es sei unerträglich , dass sie sich nun als Retter eines Einsturz gefährdeten Schlosses aufspielen wollten.
Doch die aufgescheuchten Reaktionen der französischen Politik dürften sich dadurch erklären, dass das Verhalten der Nationalspieler und der Zustand der Mannschaft etwas über den Zustand des Landes aussagen: Wie durch ein Prisma kamen die Brüche der französischen Gesellschaft zum Vorschein, die Spaltung zwischen Vorstadtgettos und dem Rest der Gesellschaft, die Probleme beim Zusammenleben im Alltag - durch den nicht weg zu diskutierenden Eindruck, dass bestimmte Nationalspieler bei dieser WM nicht wirklich für ihr Land gespielt haben.
"Ich kann nur das Desaster feststellen, mit einer französischen Nationalmannschaft, wo unreife Gangleader verängstigten Jungen ihren Willen aufzwingen, mit einem hilflosen Teamchef ohne Autorität und einem Fußballverband in größter Bedrängnis."
Unmittelbar danach musste sie, gemeinsam mit Premierminister und Sportstaatssekretärin, beim Staatspräsidenten zum Krisengipfel erscheinen. Hinterher ließ Nicolas Sarkozy erklären, im Herbst werde man Generalstände des Fußballs einberufen, um dann seine Ministerin noch einmal vor die Mikrofone zu schicken:
"Ich habe den Rücktritt des Verbandspräsidenten nicht gewünscht, aber er ist jetzt unumgänglich."
Auch zahlreiche Hinterbänkler der Regierungspartei UMP werden aktiv, einer fordert eine Charta für Nationalspieler:
"Sie sind die Vertreter des französischen Volkes, wenn sie in die Nationalmannschaft berufen werden. Als solche müssen sie sich wie Franzosen verhalten, zu den Werten der Republik stehen, kämpfen und schwitzen und dürfen sich nicht wie Hanswürste verhalten."
Der Gipfel dann gestern: am Tag, da über eine Million Franzosen gegen die Rentenreform demonstrieren, bestellt der Staatspräsident, als hätte er nichts Besseres zu tun, den Rekordinternationalen Thierry Henry zum Rapport in den Elyseepalast.
Im Grunde verstoßen die höchsten Instanzen des französischen Staates jetzt seit 48 Stunden gegen die Regeln der FIFA, welche jede Einflussnahme staatlicher Stellen auf die Politik eines Fußballverbandes strikt untersagt.
Nicht nur der EU-Abgeordnete Cohn-Bendit sieht im Aktionismus der französischen Politiker den Gipfel der Lächerlichkeit, auch die Gewerkschaft der Profifußballer reagiert scharf: Die Politiker hätten die Grenzen überschritten, es sei unerträglich , dass sie sich nun als Retter eines Einsturz gefährdeten Schlosses aufspielen wollten.
Doch die aufgescheuchten Reaktionen der französischen Politik dürften sich dadurch erklären, dass das Verhalten der Nationalspieler und der Zustand der Mannschaft etwas über den Zustand des Landes aussagen: Wie durch ein Prisma kamen die Brüche der französischen Gesellschaft zum Vorschein, die Spaltung zwischen Vorstadtgettos und dem Rest der Gesellschaft, die Probleme beim Zusammenleben im Alltag - durch den nicht weg zu diskutierenden Eindruck, dass bestimmte Nationalspieler bei dieser WM nicht wirklich für ihr Land gespielt haben.