Samstag, 27. April 2024

Potsdamer Treffen
Staatsanwaltschaft: Kein Anfangsverdacht gegen Correctiv-Mitarbeiter

Die Staatsanwaltschaft Potsdam wird im Zusammenhang mit der Berichterstattung über das rechtsextreme Potdamer Treffen nicht gegen Mitarbeiter des Onlinemagazins "Correctiv" ermitteln. Es bestehe kein Anfangsverdacht für verfolgbare Straftaten, teilte die Behörde mit.

29.03.2024
    Das graue Schild mit schwarzer Schrift hängt an einer Hauswand.
    Eingangsschild vor dem Büro des Recherchekollektivs Collectiv. (picture alliance / dpa / Paul Zinken / )
    Gegen das Magazin und dessen Mitarbeiter waren unter anderem Strafanzeigen wegen Verletzungen der Vertraulichkeit des Wortes, des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen eingegangen. Das Magazin hatte unter dem Titel "Geheimplan gegen Deutschland" am 10. Januar 2024 über das Geheimtreffen in einer Potsdamer Villa berichtet.

    AfD-Abgeordnete Huy hatte Anzeige gestellt

    Eine der Anzeigen hatte die AfD-Bundestagsabgeordnete Huy wegen der Bilder und möglicher Tonaufnahmen gestellt. Sie wolle Zugang zu eventuellen Ton- und Bildaufzeichnungen erhalten, um im positiven Fall auf Herausgabe dieser zu klagen und insbesondere Tonbandaufnahmen anschließend öffentlich zu machen, hatte Huy damals der Deutschen Presse-Agentur mitgeteilt. 
    Die Staatsanwaltschaft Potsdam erklärte nun, dass keine Anhaltspunkte dafür vorlägen, dass unautorisierte Tonaufnahmen des Treffens gefertigt wurden. Auch die Bildaufnahmen verletzten nicht die Grenzen des höchstpersönlichen Lebensbereichs, führte ein Sprecher der Behörde aus. Die Verbreitung dieser Bilder fällt nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft unter den Begriff der Zeitgeschichte und ist daher zulässig.

    Correctiv: "Diffamierungsstrategie"

    Ein Sprecher von Correctiv sagte, die Anzeigen seien offensichtlich Teil einer Diffamierungsstrategie. "Wir sind froh, wenn wir nun weiter unserer Arbeit nachgehen können und uns mit solch absurden Vorwürfen nicht weiter befassen müssen."
    An dem Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam hatten neben dem früheren Kopf der Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen. Sellner sprach bei dem Treffen in Potsdam über "Remigration" –  wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll, auch unter Zwang. Correctiv hatte unter anderem von außen angefertigte Fotos des Treffens in einem Hotel veröffentlicht sowie Bilder, die laut Correctiv innen mit einer Uhr gefilmt wurden. Tonaufnahmen des Treffens sind nicht bekannt. 
    Diese Nachricht wurde am 29.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.