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Vor Netrebko-Auftritt
Staatsoper-Intendant Schulz: "Künstler nicht als Sündenbock benutzen"

An der Berliner Staatsoper wird es heute Abend wohl Proteste geben, wenn Anna Netrebko erstmals wieder auf der Bühne steht. In einem offenen Brief fordern zahlreiche Organisationen und Unterzeichner von der Staatsoper, den Auftritt abzusagen. Sie werfen der 51-jährigen Künstlerin Nähe zum russischen Präsidenten Putin vor. Der Intendant der Staatsoper, Matthias Schulz, weist die Kritik erneut zurück.

    Operndiva Anna Netrebko
    Kritiker werfen der russischen Operndiva Anna Netrebko vor, dass sie sich nicht deutlich genug vom russischen Angriffskrieg distanziert habe. (picture alliance / APA / picturedesk / Georg Hochmuth )
    Schulz sagte im RBB-Inforadio: "Es ist ein sehr wichtiges Zeichen, dass Anna Netrebko auf so einer Bühne, die so klar ukrainisch positioniert ist, singt." Sie habe ein Statement abgegeben, in dem sie den russischen Krieg gegen die Ukraine als solchen bezeichnet habe - das werde oft zu wenig gesehen. Es sei wichtig, Netrebkos Handeln vor und nach dem Krieg zu unterscheiden. "Man muss auch aufpassen, Künstler nicht als Sündenbock zu benutzen, weil man an den eigentlichen Kriegstreiber nicht heran kommt", sagte der Intendant.
    Die Staatsoper hatte bereits in einer ausführlichen Stellungnahme auf die Vorwürfe reagiert, Netrebko sei eine Unterstützerin des russischen Präsidenten Putin und habe sich vom Regime in Moskau nicht distanziert.
    Der offene Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Wegner, Kultursenator Chialo (beide CDU) und Intendant Schulz macht geltend, ein Dialog mit Künstlern, die sich für das russische Regime und seine imperiale Mission einspannen ließen, sei nicht möglich und auch nicht wünschenswert.
    Anna Netrebko ist heute in Giuseppe Verdis "Macbeth" in der Rolle der Lady Macbeth besetzt.