
"Das Geschehen nimmt uns den Atem und hinterlässt viele Fragezeichen, die in die leere Stille unserer Herzen schreien", sagte der Prager Erzbischof Graubner beim Gedenkgottesdienst. Studierende der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität brachten weiße Rosen für die Opfer zum Altar. "Das Leben jedes Menschen bereichert in seiner Einzigartigkeit das Leben anderer und wird ein Teil davon. Sein Verlust ist daher unersetzlich", sagte die Rektorin der Karls-Universität, Kralickova. Ein Chor, der in der Messe sang, wurde von einem Dozenten des Musikwissenschaftlichen Instituts geleitet. Die 49-jährige Institutsleiterin und zweifache Mutter Lenka Hlavkova ist unter den 14 Todesopfern.
Der tschechische Regierungschef Fiala hatte schon gestern einen Gedenkort vor der Universität besucht, wo Studierende und andere Trauerende hunderte Kerzen aufgestellt haben. Es sei schwer, die richtigen Worte zu finden, um die Tat zu verurteilen und zugleich "den Schmerz und die Trauer auszudrücken, die unser ganzes Land in diesen Tagen vor Weihnachten empfindet", sagte Fiala.
Die Kirchen im ganzen Land läuteten ihre Glocken. Vor den Regierungsgebäuden in Prag wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Viele Advents- und Kulturveranstaltungen wurden abgesagt.
Suche nach Motiv des Täters
Ein Student hatte am Donnerstag in einem Gebäude der Universität in der Prager Innenstadt 14 Menschen getötet. Nach Angaben der Polizei nahm er sich anschließend das Leben. Zuvor soll der 24-Jährige seinen Vater getötet haben. Außerdem gibt es Anhaltspunkte, dass er für den Mord an einem jungen Mann und dessen zwei Monate alter Tochter verantwortlich sein könnte. Das Motiv für die Taten ist weiter unklar.
Die Polizei nahm seit dem Angriff in der Universität vier Menschen fest, weil sie entweder mit einer Nachahmung der Tat drohten oder diese befürworteten. Bis mindestens Neujahr wird die Polizei einige Orte verstärkt bewachen, darunter mehrere Schulen.
Diese Nachricht wurde am 23.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.