Archiv


Stadt der Königsgräber und Mekka des französischen Islam

Nur fünf Metrostationen von Paris entfernt liegt Saint-Denis: ein Ort, an dem sich wie an kaum einem anderen Geschichtsträchtiges mit der Zukunft des Landes vereint. 43 Könige, 32 Königinnen, aber auch Prinzen und Ritter ruhen dort, einst zog er scharenweise Pilger an.

Mit Reportagen von Bettina Kaps |
    Später gründete Napoleon in Saint-Denis sein Erziehungsheim der Ehrenlegion, um den Töchtern seiner gefallenen Soldaten eine staatliche Ausbildung zu garantieren.

    Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Saint-Denis zu einem der größten Industriebecken Europas.

    Es erbte das Proletariat des benachbarten Paris, wurde Hochburg der Kommunisten - und zog zu allen Zeiten Einwanderer an: zuerst Bretonen, später Spanier, Italiener, Portugiesen, dann kamen Maghrebiner, inzwischen ist die Dritte Welt in Saint-Denis versammelt.

    132 Nationalitäten leben dort Tür an Tür, in der jüngsten Stadt Frankreichs; nirgendwo sonst ist der Anteil der Kinder unter 14 Jahren höher.

    Im Viertel La Plaine, wo einst die Fabriken standen, ragen heute unweit des Stade de France die Gebäude von Banken, Versicherungen und Startup-Firmen in den Himmel.

    Parallel dazu haben sich in der dynamischen Stadt zahlreiche muslimische Institutionen angesiedelt, weshalb sie auch als "Mekka des französischen Islam" bezeichnet wird. In diesem Schmelztiegel zeichnen sich die zukünftigen Umbrüche der französischen Gesellschaft ab.

    Am Mikrofon: Jeanette Seiffert

    Literatur:
    Dominique Manotti: Einschlägig bekannt. Argument Verlag, Hamburg 2011, übers. von Andrea Stephani