Bertrand Delanoé hat die Nase voll - im wahrsten Sinne des Wortes.
" Jedes zweite Kind in Paris leidet unter Asthma und die wichtigste Ursache der Luftverschmutzung ist das Auto, "
sagt der Bürgermeister der französischen Hauptstadt.
" Wir werden unsere Politik zugunsten der Gesundheit und des Kampfes gegen die Verschmutzung fort und das heißt: Vorfahrt für alternative Angebote. "
Neben den Atembeschwerden der Bürger leidet Paris täglich am Verkehrsinfarkt. Die großen Boulevards und Avenuen, die Baron Georges-Eugènes Haussmann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die mittelalterliche Stadtanlage schlug, reichen längst nicht mehr aus, um die Blechlawine durch Paris zu schleusen. Auf den Straßen sollen Busse und Zweiräder nun Vorfahrt haben. Gesonderte Fahrspuren wurden bereits eingerichtet.
In der rue de Rivoli kommt der Verkehr gerade wieder einmal zum Stillstand. Während sich auf zwei Spuren Auto an Auto reiht, fahren Busse Taxen und Fahrräder zügig an der Schlange vorbei.
" Eigentlich ist das eine tolle Sache, "
sagt eine Fahrradfahrerin,
" aber leider halten sich die Franzosen nicht immer an Regeln. Man macht das nur aus Angst vor der Polizei und wenn die nicht da ist, macht sich jeder sein eigenes Gesetz ".
" Wie haben enorme Schwierigkeiten, "
meint die Inhaberin einer Reinigung in der rue de Rivoli.
" Wir können mit unserem Lieferwagen neuerdings nirgendwo stehen bleiben. Es gibt hier keine Haltebuchten für Lieferanten. Jeden Morgen ein Slalomlauf zwischen Autos und Bussen. Wir müssen unsere Wagen da parken, wo er eigentlich nicht stehen darf. Und von wegen Umweltschutz: ich erlebe das doch von morgens 8 bis 7 Uhr abends. Der Verkehr stockt immer mehr. Das kann nur schlimmer werden ".
Ein Plan der Pariser Stadtregierung sieht vor, dass der Autoverkehr in den Bezirken 1-4 innerhalb der nächsten zehn Jahre um ein Viertel verringert werden soll: von den Tuillerien im Westen über die Seineinsel St. Louis im Osten und im Norden bis zur Place de la République soll künftig Tempo 30 gelten. Die Parkgebühren für Nichtanwohner steigen auf drei Euro pro Stunde. Die Fahrbahnen mehrerer großer Achsen werden verkleinert und der Einbahnverkehr soll auf einigen Boulevards für den Gegenverkehr geöffnet werden.
Auf dem äußeren Ring der Stadt wird gerade eine Straßenbahnlinie gebaut. Hauptstreitpunkt: die Berges. Bertrand Delanoe will die Schnellstraßen am Seineufer für den Autoverkehr schließen und den Fahrradfahrern zur Verfügung stellen. Die Berges wurden in den siebziger Jahren unter Präsident Georges Pompidou gebaut, der dem Zeitgeist entsprechend, die Stadt für das Automobil öffnen wollte.
Der Bürgermeister unternehme den zweiten Schritt vor dem ersten, kritisiert Claude Goasguen, der Chef der oppositionellen UMP-Fraktion im Stadtrat von Paris:
" Die wirtschaftlichen Folgen dieser Politik sind fürchterlich. Paris ist eine kleine Stadt verglichen mit den großen europäischen Metropolen. So wie in London müssten wir ein Groß-Paris schaffen, das sich auf die angrenzenden Kommunen Boulogne oder Issy-les- Moulineaux erstreckt. Stattdessen bildet der Autobahnring die Grenze von Paris. Die Pariser Vorstädte sind attraktiv für Investoren: dort gibt es z.B. große Grundstücke. Wenn man jetzt zusätzlich durch Verkehrshindernisse die Unternehmen und deren Chefs daran hindert, nach Paris hinein zu fahren, dann bauen die ihren Firmensitz in den umliegenden Departements. Das ist jetzt bereits der Fall. "
Der öffentliche Raum müsse neu verteilt werden, rechtfertigt sich dagegen Bertrand Delanoe.
" Es kann doch wohl nicht sein, dass 94 Prozent der Straßen für ein Viertel der Bevölkerung - nämlich für die Autofahrer - reserviert wird, das ist ungerecht, "
meint der Bürgermeister.
Die Einschränkung des Autoverkehrs setzt den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs voraus. Das gilt für die Straßen und den Pariser Untergrund.
" Wenn es uns in Zukunft nicht gelingt, dass die Menschen die Zeit, die sie in der Metro verbringen, sinnvoller gestalten können, dann werden sie ihr den Rücken kehren, "
sagt Yo Kaminagai, der Design-Manager der Pariser Verkehrsbetriebe RATP.
" Wir müssen investieren: Mobiltelefon und Internet müssen in der Metro funktionieren. Die Unannehmlichkeiten etwa einer Fahrt zu Stoßzeiten sind unvermeidbar. Aber wir wollen versuchen, dafür etwas zu bieten. "
Beispiel: die Metrolinie 14. Seit fünf Jahren verkehren die ferngesteuerten Züge zwischen der Madeleinkirche und der Nationalbibliothek, doppelt so schnell wie die herkömmlichen Bahnen. Jede Station wird angekündigt:
An der Metro-Haltestelle des Südbahnhofs erwartet den Fahrgast ein tropisches Gewächshaus. "Viel angenehmer und weniger stressig ist diese Station. Mehr Platz und alles ist sauber", meint ein Mann.
In der Verkehrspolitik könne Frankreich viel von seinen Nachbarn lernen, meint der Pariser Verkehrsdezernent Denis Baupin von den Grünen:
" Viele deutsche oder niederländische Städte sind für uns Beispiele, an denen wir uns orientieren. In Paris gibt es diese Kultur noch nicht. Das Auto nimmt hier einen großen Raum ein. Wir müssen für einen Wandel sorgen - im Interesse der Gesundheit der Bürger von Paris. "
" Ich bin einverstanden mit dieser Politik ",
sagt eine Frau an einer Haltestelle.
" Die Staus und die Luftverschmutzung sind schon sehr beschwerlich. Ich fahre oft mit dem Bus und bin sehr zufrieden. ""
" Jedes zweite Kind in Paris leidet unter Asthma und die wichtigste Ursache der Luftverschmutzung ist das Auto, "
sagt der Bürgermeister der französischen Hauptstadt.
" Wir werden unsere Politik zugunsten der Gesundheit und des Kampfes gegen die Verschmutzung fort und das heißt: Vorfahrt für alternative Angebote. "
Neben den Atembeschwerden der Bürger leidet Paris täglich am Verkehrsinfarkt. Die großen Boulevards und Avenuen, die Baron Georges-Eugènes Haussmann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die mittelalterliche Stadtanlage schlug, reichen längst nicht mehr aus, um die Blechlawine durch Paris zu schleusen. Auf den Straßen sollen Busse und Zweiräder nun Vorfahrt haben. Gesonderte Fahrspuren wurden bereits eingerichtet.
In der rue de Rivoli kommt der Verkehr gerade wieder einmal zum Stillstand. Während sich auf zwei Spuren Auto an Auto reiht, fahren Busse Taxen und Fahrräder zügig an der Schlange vorbei.
" Eigentlich ist das eine tolle Sache, "
sagt eine Fahrradfahrerin,
" aber leider halten sich die Franzosen nicht immer an Regeln. Man macht das nur aus Angst vor der Polizei und wenn die nicht da ist, macht sich jeder sein eigenes Gesetz ".
" Wie haben enorme Schwierigkeiten, "
meint die Inhaberin einer Reinigung in der rue de Rivoli.
" Wir können mit unserem Lieferwagen neuerdings nirgendwo stehen bleiben. Es gibt hier keine Haltebuchten für Lieferanten. Jeden Morgen ein Slalomlauf zwischen Autos und Bussen. Wir müssen unsere Wagen da parken, wo er eigentlich nicht stehen darf. Und von wegen Umweltschutz: ich erlebe das doch von morgens 8 bis 7 Uhr abends. Der Verkehr stockt immer mehr. Das kann nur schlimmer werden ".
Ein Plan der Pariser Stadtregierung sieht vor, dass der Autoverkehr in den Bezirken 1-4 innerhalb der nächsten zehn Jahre um ein Viertel verringert werden soll: von den Tuillerien im Westen über die Seineinsel St. Louis im Osten und im Norden bis zur Place de la République soll künftig Tempo 30 gelten. Die Parkgebühren für Nichtanwohner steigen auf drei Euro pro Stunde. Die Fahrbahnen mehrerer großer Achsen werden verkleinert und der Einbahnverkehr soll auf einigen Boulevards für den Gegenverkehr geöffnet werden.
Auf dem äußeren Ring der Stadt wird gerade eine Straßenbahnlinie gebaut. Hauptstreitpunkt: die Berges. Bertrand Delanoe will die Schnellstraßen am Seineufer für den Autoverkehr schließen und den Fahrradfahrern zur Verfügung stellen. Die Berges wurden in den siebziger Jahren unter Präsident Georges Pompidou gebaut, der dem Zeitgeist entsprechend, die Stadt für das Automobil öffnen wollte.
Der Bürgermeister unternehme den zweiten Schritt vor dem ersten, kritisiert Claude Goasguen, der Chef der oppositionellen UMP-Fraktion im Stadtrat von Paris:
" Die wirtschaftlichen Folgen dieser Politik sind fürchterlich. Paris ist eine kleine Stadt verglichen mit den großen europäischen Metropolen. So wie in London müssten wir ein Groß-Paris schaffen, das sich auf die angrenzenden Kommunen Boulogne oder Issy-les- Moulineaux erstreckt. Stattdessen bildet der Autobahnring die Grenze von Paris. Die Pariser Vorstädte sind attraktiv für Investoren: dort gibt es z.B. große Grundstücke. Wenn man jetzt zusätzlich durch Verkehrshindernisse die Unternehmen und deren Chefs daran hindert, nach Paris hinein zu fahren, dann bauen die ihren Firmensitz in den umliegenden Departements. Das ist jetzt bereits der Fall. "
Der öffentliche Raum müsse neu verteilt werden, rechtfertigt sich dagegen Bertrand Delanoe.
" Es kann doch wohl nicht sein, dass 94 Prozent der Straßen für ein Viertel der Bevölkerung - nämlich für die Autofahrer - reserviert wird, das ist ungerecht, "
meint der Bürgermeister.
Die Einschränkung des Autoverkehrs setzt den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs voraus. Das gilt für die Straßen und den Pariser Untergrund.
" Wenn es uns in Zukunft nicht gelingt, dass die Menschen die Zeit, die sie in der Metro verbringen, sinnvoller gestalten können, dann werden sie ihr den Rücken kehren, "
sagt Yo Kaminagai, der Design-Manager der Pariser Verkehrsbetriebe RATP.
" Wir müssen investieren: Mobiltelefon und Internet müssen in der Metro funktionieren. Die Unannehmlichkeiten etwa einer Fahrt zu Stoßzeiten sind unvermeidbar. Aber wir wollen versuchen, dafür etwas zu bieten. "
Beispiel: die Metrolinie 14. Seit fünf Jahren verkehren die ferngesteuerten Züge zwischen der Madeleinkirche und der Nationalbibliothek, doppelt so schnell wie die herkömmlichen Bahnen. Jede Station wird angekündigt:
An der Metro-Haltestelle des Südbahnhofs erwartet den Fahrgast ein tropisches Gewächshaus. "Viel angenehmer und weniger stressig ist diese Station. Mehr Platz und alles ist sauber", meint ein Mann.
In der Verkehrspolitik könne Frankreich viel von seinen Nachbarn lernen, meint der Pariser Verkehrsdezernent Denis Baupin von den Grünen:
" Viele deutsche oder niederländische Städte sind für uns Beispiele, an denen wir uns orientieren. In Paris gibt es diese Kultur noch nicht. Das Auto nimmt hier einen großen Raum ein. Wir müssen für einen Wandel sorgen - im Interesse der Gesundheit der Bürger von Paris. "
" Ich bin einverstanden mit dieser Politik ",
sagt eine Frau an einer Haltestelle.
" Die Staus und die Luftverschmutzung sind schon sehr beschwerlich. Ich fahre oft mit dem Bus und bin sehr zufrieden. ""