Das Here Theater im Herzen von SoHo ist ein schönes kleines Off-Off-Broadway-Theater und in der hiesigen Theaterszene als Haus für gutes Experimentiertheater bekannt. Und genau diese Szene hat sich das German Theater Abroad aus Berlin für sein vierwöchiges Festival "Stadttheater New York" ausgesucht. Mit zwei Inszenierungen, vier szenischen Lesungen neuer deutscher Theatertexte und drei Podiumsdiskussionen mit Autoren, Theaterkritikern und Theatermachern aus beiden Ländern über die Frage "Welches Theater wollen wir?" haben die Veranstaltern ein volles Programm geschaffen, um den New Yorkern das Prinzip und den Segen des deutschen Stadttheaters nahe zu bringen.
Wichtigster Ort des Festivals ist die Kantine, in der 100 Fotos von deutschen Intendanten sozusagen als Ruhmeshalle des deutschen Stadttheaters und das Wort Gemütlichkeit in grünen Neonbuchstaben an der Wand zu sehen sind.
Nun ist zwar das Deutsche Stadttheater in der Regel gerade nicht der Ort in Deutschland, wo experimentelles Theater zu sehen ist, aber das stört hier so richtig niemanden. Die deutschen Künstler feiern ihr subventioniertes Theatersystem und verweisen immer wieder darauf, wie wichtig es ist, als Künstler ohne Geldnot arbeiten zu können. Das klingt für amerikanische Ohren wie aus einem Schlaraffenland und fast ein bisschen wie Hohn. Hier gibt es kaum so etwas wie staatliche Subventionen und die Schauspieler, Regisseure und Autoren leben meistens von einem Zweit- oder Drittjob.
Leider gerät der gut gemeinte Dialog allzu oft in einen Schlagabtausch der Kulturen: Das fängt mit dem Vergleich des subventionierten deutschen Ticketpreises mit den völlig überzogenen amerikanischen Broadwaypreisen an, geht über einen Vergleich des so genannten intellektuellen deutschen Theaters mit dem kommerziellen Amerikanischen bis zu der völlig irrsinnigen Behauptung, in Amerika gäbe es keine politischen Theatertexte und in Deutschland fände das Theater der Zukunft statt, als wenn es unter den wöchentlich 600 Vorstellungen dieser Stadt nicht ebenso sensationelles wie langweiliges Theater zu sehen gäbe wie in Deutschland. Da fehlen leider die leisen, selbstkritischen Töne zum Beispiel über ein System, dass aus fast monarchischen Machtstrukturen besteht oder über die fatale Abhängigkeit des deutsches Theaters von den öffentlichen Kassen oder die schwierige Situation der deutschen Off-Szene.
Doch wie wird das deutsche Theater in New York wahrgenommen?
Viele kennen Brecht, Fassbinder und Heiner Müller, doch keiner die neue deutsche Dramatik. Deutsches Theater gilt als humorlos, verkopft, steif und konstruiert. Da ist Simone Blattners schnelle und witzige Inszenierung von Ingrid Lausunds "Bandscheibenvorfall" mit einem aus lauter Kehle lachenden Publikum ein wichtiger Beitrag, dieses Klischee abzubauen. Sicher ein Stück, dass hier ein großes Publikum finden wird.
Interessanterweise ist die Inszenierung des amerikanischen Regisseurs Daniel Fish von Roland Schimmelpfennigs "Die Frau von Früher" dagegen so, wie sich mancher Amerikaner –-und wahrscheinlich auch der Regisseur - deutsches Theater vorstellt: distanziert, verkopft, mit viel Müll auf der Bühne, ein bisschen sinnlose Nacktheit, roh und kalt, Theater wie aus den späten 70er Jahren. Es ist so, als wollte da jemand endlich einmal wild und gefährlich sein und dabei Text und Geschichte völlig aus den Augen verloren hat.
Womit wir bei der eigentlichen wichtigen Frage dieses Festivals wären: Was ist das Theater, das wir wollen? – Oder besser: Was für ein Theater stellen wir uns vor? Denn eines wird auf diesem Festival sehr deutlich: dass jeder Künstler so etwas wie eine nationale Perspektive besitzt. Die Antwort auf diese Frage, so verschieden auch die Systeme sind, in denen beide Länder Theater machen, ist immer die Gleiche: Wir wollen qualitätsmäßig gutes Theater, Theater, was uns verändert und berührt, und wir wollen über unseren nationalen Tellerrand hinausschauen und andere Perspektiven kennen lernen, auf beiden Seiten des Atlantiks und vielleicht damit die Klischees vom dummen, reichen Amerikaner und dem humorlosen, zynischen Deutschen endlich zu begraben. Beide Systeme könnten soviel voneinander lernen. Bleibt zu wünschen, dass die deutsche Theaterkantine in SoHo in den nächsten Wochen immer voll sein möge und sich viele von der deutschen Perspektive inspirieren lassen.
Wichtigster Ort des Festivals ist die Kantine, in der 100 Fotos von deutschen Intendanten sozusagen als Ruhmeshalle des deutschen Stadttheaters und das Wort Gemütlichkeit in grünen Neonbuchstaben an der Wand zu sehen sind.
Nun ist zwar das Deutsche Stadttheater in der Regel gerade nicht der Ort in Deutschland, wo experimentelles Theater zu sehen ist, aber das stört hier so richtig niemanden. Die deutschen Künstler feiern ihr subventioniertes Theatersystem und verweisen immer wieder darauf, wie wichtig es ist, als Künstler ohne Geldnot arbeiten zu können. Das klingt für amerikanische Ohren wie aus einem Schlaraffenland und fast ein bisschen wie Hohn. Hier gibt es kaum so etwas wie staatliche Subventionen und die Schauspieler, Regisseure und Autoren leben meistens von einem Zweit- oder Drittjob.
Leider gerät der gut gemeinte Dialog allzu oft in einen Schlagabtausch der Kulturen: Das fängt mit dem Vergleich des subventionierten deutschen Ticketpreises mit den völlig überzogenen amerikanischen Broadwaypreisen an, geht über einen Vergleich des so genannten intellektuellen deutschen Theaters mit dem kommerziellen Amerikanischen bis zu der völlig irrsinnigen Behauptung, in Amerika gäbe es keine politischen Theatertexte und in Deutschland fände das Theater der Zukunft statt, als wenn es unter den wöchentlich 600 Vorstellungen dieser Stadt nicht ebenso sensationelles wie langweiliges Theater zu sehen gäbe wie in Deutschland. Da fehlen leider die leisen, selbstkritischen Töne zum Beispiel über ein System, dass aus fast monarchischen Machtstrukturen besteht oder über die fatale Abhängigkeit des deutsches Theaters von den öffentlichen Kassen oder die schwierige Situation der deutschen Off-Szene.
Doch wie wird das deutsche Theater in New York wahrgenommen?
Viele kennen Brecht, Fassbinder und Heiner Müller, doch keiner die neue deutsche Dramatik. Deutsches Theater gilt als humorlos, verkopft, steif und konstruiert. Da ist Simone Blattners schnelle und witzige Inszenierung von Ingrid Lausunds "Bandscheibenvorfall" mit einem aus lauter Kehle lachenden Publikum ein wichtiger Beitrag, dieses Klischee abzubauen. Sicher ein Stück, dass hier ein großes Publikum finden wird.
Interessanterweise ist die Inszenierung des amerikanischen Regisseurs Daniel Fish von Roland Schimmelpfennigs "Die Frau von Früher" dagegen so, wie sich mancher Amerikaner –-und wahrscheinlich auch der Regisseur - deutsches Theater vorstellt: distanziert, verkopft, mit viel Müll auf der Bühne, ein bisschen sinnlose Nacktheit, roh und kalt, Theater wie aus den späten 70er Jahren. Es ist so, als wollte da jemand endlich einmal wild und gefährlich sein und dabei Text und Geschichte völlig aus den Augen verloren hat.
Womit wir bei der eigentlichen wichtigen Frage dieses Festivals wären: Was ist das Theater, das wir wollen? – Oder besser: Was für ein Theater stellen wir uns vor? Denn eines wird auf diesem Festival sehr deutlich: dass jeder Künstler so etwas wie eine nationale Perspektive besitzt. Die Antwort auf diese Frage, so verschieden auch die Systeme sind, in denen beide Länder Theater machen, ist immer die Gleiche: Wir wollen qualitätsmäßig gutes Theater, Theater, was uns verändert und berührt, und wir wollen über unseren nationalen Tellerrand hinausschauen und andere Perspektiven kennen lernen, auf beiden Seiten des Atlantiks und vielleicht damit die Klischees vom dummen, reichen Amerikaner und dem humorlosen, zynischen Deutschen endlich zu begraben. Beide Systeme könnten soviel voneinander lernen. Bleibt zu wünschen, dass die deutsche Theaterkantine in SoHo in den nächsten Wochen immer voll sein möge und sich viele von der deutschen Perspektive inspirieren lassen.