Montag, 06. Mai 2024

Schnelles Internet
Stadtwerke ärgern sich über Glasfaser-Ausbau der Telekom

Der Glasfaser-Ausbau der Deutschen Telekom sorgt bei den Stadtwerken für Unmut und Besorgnis. Grund ist der sogenannte "Überbau", mit dem Telekom und andere Unternehmen auch dort Glasfaser verlegen, wo schon öffentliche Leitungen geplant oder sogar velegt sind.

18.05.2023
    Baustelle mit gelber Kabelrolle und Absperrungen vor einem Feld, hier werden Glasfaserkabel für den Breitbandausbau verlegt
    Glasfaser-Ausbau der Telekom steht in der Kritik. (imago)
    In einer Umfrage des Branchenverbands VKU gaben 41 von 66 kommunalen Unternehmen an, dass es den "Überbau" bei ihnen gebe oder dass sich dieser abzeichne. Daran gibt es Kritik, schließlich fehlten dadurch anderswo Bagger, und viele Haushalte hätten noch keinen Zugang zum schnellen stabilen Internet.
    Der Ärger der Stadtwerke gilt vor allem der Telekom. Allerdings setzen auch andere Firmen auf Überbau, um im Markt Fuß zu fassen.

    Bundesregierung wird zum Einschreiten aufgefordert

    Der Chef des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Liebing, wertet das Umfrageergebnis als "Weckruf an die Bundesregierung" und forderte sie zum Handeln auf. Liebing sagte, sollte ein Verbot des Überbaus nicht in Betracht kommen, müsse der Bund als Anteilseigner der Telekom sein Mitspracherecht nutzen, um strategischen Überbau zu verhindern. Überbau schwebe wie ein Damoklesschwert über jedem neuen Ausbauvorhaben und hemme die Investitionsbereitschaft. Das Problem sei so gravierend, dass das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 in Deutschland flächendeckend Glasfaser auszubauen, gefährdet werde.
    Die Kritik an der Telekom ist nicht neu, bereits im April hatten mehrere Verbände ihrem Ärger in einem gemeinsamen Schreiben Luft gemacht, darunter der VKU sowie die Breitband-Verbände Anga, Breko und VATM - also die Telekom-Konkurrenten.

    Telekom weist Kritik zurück

    Als Reaktion auf die Kritik sagte ein Telekom-Sprecher, dass es falsch wäre, die Dynamik im Ausbau durch politische Eingriffe zu bremsen. Stattdessen müsse die Ausbaudynamik erhöht werden, etwa durch schnellere Genehmigungen, alternative Verlegemethoden und durch Kooperationen. Man sitze mit der Industrie in einem Boot. So erreiche Deutschland auch seine Ausbauziele. Lokale Monopole, wie sie einige Unternehmen offenbar anstreben, seien schlecht für Qualität, Preis und Ausbaugeschwindigkeit.

    Glasfaser-Ausbau kommt voran

    Unterdessen belegen Zahlen der Bundesnetzagentur, dass der Glasfaser-Ausbau in Deutschland voran kommt. Ende 2022 lagen Glasfaser-Kabel in Reichweite von 13,1 Millionen Haushalten. Das waren 4,2 Millionen Haushalte mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings haben damit etwa zwei Drittel der Haushalte in Deutschland aber noch keinen Glasfaser-Zugang. Und die Netzagentur-Zahlen zeigen auch, dass es bei der Nachfrage noch reichlich Luft nach oben gibt. Denn viele Bürger verzichten auf die relativ teuren Glasfaser-Verträge und sind stattdessen über andere Technologien online, ob über Telefonleitungen (VDSL) oder Fernsehkabel. Von den bis Ende 2022 verfügbaren Glasfaser-Anschlüssen war nur 26 Prozent aktiviert.
    Diese Nachricht wurde am 18.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.