Es gibt Unternehmen, an deren Spitze man auch heute nicht unbedingt eine Frau erwartet. Zum Beispiel die Heintzmann Group mit Stammsitz in Bochum. Das 1851 gegründete Unternehmen verarbeitet Stahl und gehört mit seinen Produkten zu den international führenden Anbietern im Bereich Berg- und Tunnelbau. Und die Geschicke dieses Familienunternehmens leitet seit zehn Jahren Bärbel Heintzmann, die Verantwortung für über 650 Mitarbeiter trägt
"Ich werde natürlich oft gefragt, hat's eine Frau gerade in dieser Branche besonders schwer. Ich denke, da kommt es schon auf Sachlichkeit, auf Kompetenz an. Und - was Frauen schätzen, und das ist für mich auch ganz wichtig - Frauen arbeiten viel mit einem Netzwerk. Das heißt: Sie schaffen Verbindungen nicht nur innerhalb der Belegschaft, sondern eben auch mit anderen Unternehmen zusammen, sind offen für Kooperationen, für Sinn machende Zusammenarbeit."
In ihrem netzwerkenden Fall ganz offenbar mit Erfolg. Einschließlich der Tochtergesellschaften und Firmenbeteiligungen belief sich der konsolidierte Umsatz im vergangenen Jahr auf 180 Millionen Euro. Sprachen hat sie einmal studiert, um Lehrerin zu werden. Doch als ihr ein Schulbuchverlag ein Angebot unterbreitete, da habe ihr Mann sie gefragt:
"Warum machst du nicht Ähnliches bei uns im Unternehmen, da könnten wir jemanden sehr gut bei uns gebrauchen, der die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit macht."
Nach dem zweiten Kind ist sie vor 34 Jahren ins Unternehmen eingestiegen. Und als noch niemand von Netzwerken sprach, hat sie intuitiv unternehmensintern eines mit den Mitarbeitern geknüpft:
"Sie können keinen Prospekt über Produkte machen oder keine Präsentation, wenn sie nicht intensive Produktkenntnisse haben. Die habe ich dann auf diesem Weg erwerben können, und das war eigentlich ein leises und doch sehr gleichmäßiges Einarbeiten ins Unternehmen."
Ein feminines Führungskriterium, an dem sie bis heute festgehalten hat. Wenn es in der Produktion Probleme geben sollte, weiß sie, wen sie um Rat fragt: "
" Dann müssen sie die Leute an den Maschinen fragen, die Meister fragen, die können ihnen die besten Antworten geben." "
Ihr Mann kümmerte sich in der internen Aufteilung um den Bergbaubereich, sie um den nicht-bergbautechnischen Bereich. Denn alles, erkannte sie frühzeitig, was im Bergbau unter Tage gefordert wurde, war als Technologie auch im Tunnelbau einsetzbar. Und davon profitiert das Unternehmen heute:
"Das sind riesengroße Tunnelanlagen. Unter anderem unsere Beteiligung am Ausbau des Gotthard-Tunnels. Von Bochum aus sind rund 40.000 Tonnen TH-Profil, also Stahl-Profil in die Schweiz gegangen. Wir arbeiten seit 14 Jahren am St.-Gotthard-Tunnel. Wir haben die Unterführung des Hudson-River in New York gemacht. Wir sind beim Bau des Tunnels Turin-Lyon dabei. Zurzeit bearbeiten wir weltweit 26 sehr ehrgeizige große Tunnelprojekte."
Dass eine Frau an der Spitze des Unternehmens steht, das irritiert die Männer in der Produktion keineswegs, denn die Chefin, so Werksleiter Arno Depping, kommt oft vorbei:
"Frau Heintzmann ist häufig hier im Werk. Wenn irgendwelche Neuerungen im Betrieb gemacht wurden, das schaut sie sich gerne an, und ich freue mich auch immer über ihr Interesse an der Technik."
Hier in der Produktionshalle gibt es bei keinem Mann Vorbehalte gegenüber einer Frau als Chefin:
"Die nehmen die Chefin sehr für voll und sind unwahrscheinlich stolz auch auf sie. Das merkt man, das ist eine sehr starke Verbundenheit hier zwischen Gesellschafterin und Mitarbeitern."
Dass sie ihren Weg an die Spitze des Unternehmens so gradlinig finden konnte, das, sagt Bärbel Heintzmann im Rückblick offen, verdanke sie zwei weiteren Frauen. Vor allem der Mutter ihres Mannes, Margot von Linsingen, eine unternehmerische Ausnahmeerscheinung mit dem erfolgreichen Gespür für die Gründung internationaler Tochterunternehmen, etwa in Afrika. Aber auch einer Frau, die sich ums Häusliche der Familie kümmerte:
"Ja, ich hab das große Glück gehabt, dass ich mit meiner Heirat gleich die beste Haushälterin und die, in Anführungsstrichen, Großmutter meiner Kinder mitgeheiratet habe. Meine Kinder haben zu ihrer Oma gesagt, sie war wirklich das Herz der Familie und hat meine Kinder mit unglaublich viel Liebe und unglaublich viel Engagement groß gezogen."
Sonst wäre bei drei Kindern wohl kaum die Zeit geblieben, sich mit vollem Engagement ins Unternehmen einzubringen.
"Ohne Herzblut und wirklich mit allen Möglichkeiten, die man hat, sich einzusetzen, würde manches nicht so gut gelingen wie - das muss ich wirklich mit aller Bescheidenheit sagen -, wie es mir mit unserem Unternehmen, mit unseren Mitarbeitern und unserem gesamten Umfeld, gelungen ist. Ja, das ist so."
Mit Herzblut, gepaart mit Verstand und dem vielleicht unterscheidenden Faktor weiblicher Intuition bei Entscheidungen.
"Das, was mit Bauchgefühl ausgedrückt wird, das ist manchmal so der erste spontane Eindruck. Also ich hab es bei mir sehr oft erlebt, dass mich das auch nicht trügt."
Freilich, räumt die erfolgreiche und mit männlichen Verhandlungspartnern erfahrene Unternehmerin ein, verfügen auch Männer potenziell über sensitive Fähigkeiten. Ihre Erfahrung zeige aber:
"Sie leben es manchmal nur nicht aus, sie genehmigen es manchmal nicht."
Es gibt eben doch Unterschiede in männlicher und weiblicher Unternehmensführung. Und darum wünscht sich Bärbel Heintzmann mehr Frauen in Verantwortung. In der Wirtschaft, aber auch der Politik:
"Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass Frauen , auch wenn sie anscheinend nicht aktiv an dem Gespräch teilnehmen, intensiv in das Gespräch involviert sind, indem sie Nuancen erkennen, indem sie Stimmungen erkennen, indem sie genau das herausfiltern, was sich zwischen den Zeilen und zwischen den Menschen abspielt."
Eine Stärke, die sie bei ihrer Tochter Julie erkannt und ins Unternehmen geholt hat. In der Funktion, in der sie im Unternehmen begonnen hat:
"Ich kümmere mich wie meine Mutter früher um Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, um die Messestände, um Prospekte."
Unter dem erfahrenen, strengen Blick der Mutter . Keineswegs ein leichter Stand in einem Familienunternehmen:
"Wenn man von Kindheit an mit dem Unternehmen aufgewachsen ist, da hat man einen sehr engen Bezug zur Firma."
...und empfindet als Tochter früh Mitverantwortung. Natürlich wäre Mutter Bärbel froh, wenn ihre Kinder ihr nachfolgen würden. Allerdings nicht von gleich auf jetzt.
"Ich bin jetzt 63 Jahre alt, und ich würde mir wünschen, dass ich noch mit sehr viel Freude, mit sehr viel Engagement, so die nächsten acht, zehn Jahre begleite und in dieser Zeit meine Nachfolge regele."
So schnell mögen Frauen einfach nicht loslassen. Auch nicht von Verantwortungen, die sie übernehmen mussten. Im Wissen um die Bürde, die auf die Töchter zukäme. Aber vielleicht liegt darin einer der wesentlichen Unterschiede zu Männern.
"Ich werde natürlich oft gefragt, hat's eine Frau gerade in dieser Branche besonders schwer. Ich denke, da kommt es schon auf Sachlichkeit, auf Kompetenz an. Und - was Frauen schätzen, und das ist für mich auch ganz wichtig - Frauen arbeiten viel mit einem Netzwerk. Das heißt: Sie schaffen Verbindungen nicht nur innerhalb der Belegschaft, sondern eben auch mit anderen Unternehmen zusammen, sind offen für Kooperationen, für Sinn machende Zusammenarbeit."
In ihrem netzwerkenden Fall ganz offenbar mit Erfolg. Einschließlich der Tochtergesellschaften und Firmenbeteiligungen belief sich der konsolidierte Umsatz im vergangenen Jahr auf 180 Millionen Euro. Sprachen hat sie einmal studiert, um Lehrerin zu werden. Doch als ihr ein Schulbuchverlag ein Angebot unterbreitete, da habe ihr Mann sie gefragt:
"Warum machst du nicht Ähnliches bei uns im Unternehmen, da könnten wir jemanden sehr gut bei uns gebrauchen, der die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit macht."
Nach dem zweiten Kind ist sie vor 34 Jahren ins Unternehmen eingestiegen. Und als noch niemand von Netzwerken sprach, hat sie intuitiv unternehmensintern eines mit den Mitarbeitern geknüpft:
"Sie können keinen Prospekt über Produkte machen oder keine Präsentation, wenn sie nicht intensive Produktkenntnisse haben. Die habe ich dann auf diesem Weg erwerben können, und das war eigentlich ein leises und doch sehr gleichmäßiges Einarbeiten ins Unternehmen."
Ein feminines Führungskriterium, an dem sie bis heute festgehalten hat. Wenn es in der Produktion Probleme geben sollte, weiß sie, wen sie um Rat fragt: "
" Dann müssen sie die Leute an den Maschinen fragen, die Meister fragen, die können ihnen die besten Antworten geben." "
Ihr Mann kümmerte sich in der internen Aufteilung um den Bergbaubereich, sie um den nicht-bergbautechnischen Bereich. Denn alles, erkannte sie frühzeitig, was im Bergbau unter Tage gefordert wurde, war als Technologie auch im Tunnelbau einsetzbar. Und davon profitiert das Unternehmen heute:
"Das sind riesengroße Tunnelanlagen. Unter anderem unsere Beteiligung am Ausbau des Gotthard-Tunnels. Von Bochum aus sind rund 40.000 Tonnen TH-Profil, also Stahl-Profil in die Schweiz gegangen. Wir arbeiten seit 14 Jahren am St.-Gotthard-Tunnel. Wir haben die Unterführung des Hudson-River in New York gemacht. Wir sind beim Bau des Tunnels Turin-Lyon dabei. Zurzeit bearbeiten wir weltweit 26 sehr ehrgeizige große Tunnelprojekte."
Dass eine Frau an der Spitze des Unternehmens steht, das irritiert die Männer in der Produktion keineswegs, denn die Chefin, so Werksleiter Arno Depping, kommt oft vorbei:
"Frau Heintzmann ist häufig hier im Werk. Wenn irgendwelche Neuerungen im Betrieb gemacht wurden, das schaut sie sich gerne an, und ich freue mich auch immer über ihr Interesse an der Technik."
Hier in der Produktionshalle gibt es bei keinem Mann Vorbehalte gegenüber einer Frau als Chefin:
"Die nehmen die Chefin sehr für voll und sind unwahrscheinlich stolz auch auf sie. Das merkt man, das ist eine sehr starke Verbundenheit hier zwischen Gesellschafterin und Mitarbeitern."
Dass sie ihren Weg an die Spitze des Unternehmens so gradlinig finden konnte, das, sagt Bärbel Heintzmann im Rückblick offen, verdanke sie zwei weiteren Frauen. Vor allem der Mutter ihres Mannes, Margot von Linsingen, eine unternehmerische Ausnahmeerscheinung mit dem erfolgreichen Gespür für die Gründung internationaler Tochterunternehmen, etwa in Afrika. Aber auch einer Frau, die sich ums Häusliche der Familie kümmerte:
"Ja, ich hab das große Glück gehabt, dass ich mit meiner Heirat gleich die beste Haushälterin und die, in Anführungsstrichen, Großmutter meiner Kinder mitgeheiratet habe. Meine Kinder haben zu ihrer Oma gesagt, sie war wirklich das Herz der Familie und hat meine Kinder mit unglaublich viel Liebe und unglaublich viel Engagement groß gezogen."
Sonst wäre bei drei Kindern wohl kaum die Zeit geblieben, sich mit vollem Engagement ins Unternehmen einzubringen.
"Ohne Herzblut und wirklich mit allen Möglichkeiten, die man hat, sich einzusetzen, würde manches nicht so gut gelingen wie - das muss ich wirklich mit aller Bescheidenheit sagen -, wie es mir mit unserem Unternehmen, mit unseren Mitarbeitern und unserem gesamten Umfeld, gelungen ist. Ja, das ist so."
Mit Herzblut, gepaart mit Verstand und dem vielleicht unterscheidenden Faktor weiblicher Intuition bei Entscheidungen.
"Das, was mit Bauchgefühl ausgedrückt wird, das ist manchmal so der erste spontane Eindruck. Also ich hab es bei mir sehr oft erlebt, dass mich das auch nicht trügt."
Freilich, räumt die erfolgreiche und mit männlichen Verhandlungspartnern erfahrene Unternehmerin ein, verfügen auch Männer potenziell über sensitive Fähigkeiten. Ihre Erfahrung zeige aber:
"Sie leben es manchmal nur nicht aus, sie genehmigen es manchmal nicht."
Es gibt eben doch Unterschiede in männlicher und weiblicher Unternehmensführung. Und darum wünscht sich Bärbel Heintzmann mehr Frauen in Verantwortung. In der Wirtschaft, aber auch der Politik:
"Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass Frauen , auch wenn sie anscheinend nicht aktiv an dem Gespräch teilnehmen, intensiv in das Gespräch involviert sind, indem sie Nuancen erkennen, indem sie Stimmungen erkennen, indem sie genau das herausfiltern, was sich zwischen den Zeilen und zwischen den Menschen abspielt."
Eine Stärke, die sie bei ihrer Tochter Julie erkannt und ins Unternehmen geholt hat. In der Funktion, in der sie im Unternehmen begonnen hat:
"Ich kümmere mich wie meine Mutter früher um Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, um die Messestände, um Prospekte."
Unter dem erfahrenen, strengen Blick der Mutter . Keineswegs ein leichter Stand in einem Familienunternehmen:
"Wenn man von Kindheit an mit dem Unternehmen aufgewachsen ist, da hat man einen sehr engen Bezug zur Firma."
...und empfindet als Tochter früh Mitverantwortung. Natürlich wäre Mutter Bärbel froh, wenn ihre Kinder ihr nachfolgen würden. Allerdings nicht von gleich auf jetzt.
"Ich bin jetzt 63 Jahre alt, und ich würde mir wünschen, dass ich noch mit sehr viel Freude, mit sehr viel Engagement, so die nächsten acht, zehn Jahre begleite und in dieser Zeit meine Nachfolge regele."
So schnell mögen Frauen einfach nicht loslassen. Auch nicht von Verantwortungen, die sie übernehmen mussten. Im Wissen um die Bürde, die auf die Töchter zukäme. Aber vielleicht liegt darin einer der wesentlichen Unterschiede zu Männern.