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Stand der Privatisierung der Waldflächen Thüringens

Nach einem fast zweijährigen Verkaufsstopp aus rechtlichen Gründen ist die Agrarprivatisierung in den neuen Bundesländern Anfang dieses Jahres wieder angelaufen. Und nicht nur Äcker und Grünland werden verkauft, sondern auch Forstflächen. Viele Ostdeutsche haben dabei nicht immer ein gutes Gefühl, vor allem dann nicht, wenn, wie in Thüringen beispielsweise, die früheren Fürstenhäuser Ansprüche auf Grund und Boden geltend gemacht haben. Großgeworden mit der Parole der Bodenreform im Ohr "Junkerland in Bauernhand", scheint sich doch die Grundeinstellung gefestigt zu haben, dass Feld, Wald und Wiese allen gehört - auch wenn die damalige Zwangskollektivierung zu DDR-Zeiten viel Schaden angerichtet hat.

Von Ulrike Greim |
    Der Thüringer Wald - wegen seiner Größe und zentralen Lage "das grüne Herz Deutschlands" genannt, erlebt gerade etliche Besitzerwechsel. Denn von den 550.000 ha werden langfristig 230.000 ha privatisiert. Nach-Wende-Arbeit. Die Bundesverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft BVVG bringt im Auftrag des Bundes ehemals volkseigene land- und forstwirtschaftliche Flächen unters Volk. In Privathände. Volker Düssel, Abteilungsleiter Forsten im Thüringer Umweltministerium:

    "Verkauft sind bisher rund 24.000 ha und zwar sowohl an Alteigentümer als auch an andere Interessenten, es kann sich ja jeder um diese Waldflächen bemühen."

    Wer will: in Thüringen sind noch über 34.000 ha Wald zu haben. Für 2000 bis 5000 Mark pro Hektar. Ein Schnäppchen. Doch die Befürchtung, vermögende Wessis könnten den Osten aufkaufen und weiterverscherbeln, die kann Volker Düssel entkräften. Wer kauft, bindet sich für 20 Jahre.

    "Es ist ausgeschlossen, dass hier spekuliert wird. Es muss ein sorgfältiges Konzept vorgestellt werden und die Forderungen des Waldgesetzes sind hoch. Das ist ein Hürde, die erst einmal übersprungen werden muss."

    Einer, der sie überspringt, ist Prinz Andreas von Sachsen Coburg und Gotha. Er einigte sich vor wenigen Wochen mit dem Land, dass er auf alle Ansprüche - auf Immobilien und Kunstgüter - verzichtet, und dafür lediglich 800 ha Wald bekommt. Der Prinz ist mit dann 9000 ha der bisher größte private Waldbesitzer Ostdeutschlands. Sitz der herzoglichen Forstverwaltung ist Tabarz. Golden prangt das Familienwappen über der Tür. Der Leiter der Forstverwaltung, Achim Schneider, kennt auch die Vorbehalte der Einwohner, und klärt auf:

    Das Jagdrecht geht zwar an den Eigentümer, aber ortsansässige Jäger können über einen Erlaubnisschein weiter jagen. Die Bewirtschaftung wird nach dem Waldgesetz durchgeführt, sonst bleibt alles beim Alten.

    Das Umweltministerium hat sich derweil mit Vertretern der Gemeinden, die von der Privatisierung betroffen sind, zusammengesetzt. Anfangs, so sagt Volker Düssel, sei die Empfindlichkeit hoch gewesen, doch die hätte sich schnell gelegt. Bei Einzelproblemen habe es Sonderlösungen gegeben.

    In Bensheim beispielsweise ist der Streit beigelegt . Es gab eine Einigung, dass der Staatswaldgürtel um die Gemeinde gelassen wird, so dass die Bürger zumindest emotional einen Teil des Staatswaldes behalten

    Während in Mecklenburg und Brandenburg riesige Flächen zum Verkauf stehen, sind es in Thüringen eher kleinere Areale. Bis jetzt gibt es - Kleinstparzellen mitgerechnet - 120.000 private Waldbesitzer im Freistaat.

    Die privaten Waldbesitzer werden die größte Fläche besitzen, mit 230.000 ha. Das ist aber nichts besonderes, sondern entspricht dem Schnitt des Bundesgebietes

    Pi mal Daumen werde damit die Besitz-Situation der Vorkriegszeit wieder hergestellt. Und Rechtssicherheit geschaffen. Für eine der bekanntesten Frauen Europas scheint sich auch ein lang gehegter Wunsch zu erfüllen, so sagt es Prinz Andreas von Sachsen Coburg und Gotha, nämlich: dass im früheren Herzogtum und späterem Land des Ostblocks neue Hoffnung blüht.

    Es gibt ein Mitglied in unserer Familie, die Queen Mum,die hatte mal einen Wunsch geäußert und zwar hat sie sich gewünscht, das man viele Bäume pflanzen möge.