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Start der Euro League Baseball
Home Run oder Strikeout?

Der Baseballsport fristet in Europa ein Schattendasein. Das soll sich jetzt ändern: Mit der "Euro League Baseball" startet nächste Woche ein neuer internationaler Wettbewerb. Auch zwei deutsche Teams sind bei der Premierensaison dabei. Die Veranstalter versprühen Zuversicht - doch das Projekt birgt Risiken.

Von Thilo Neumann | 16.04.2016
    Pitcher Justin Kühn von den Legionären Regensburg.
    Pitcher Justin Kühn von den Legionären Regensburg. (imago/Tischler)
    Der Traum von Europa, er wird wahr. Kommende Woche startet die Euro League Baseball, die nach eigener Aussage "erste halbprofessionelle Baseballliga in der Alten Welt". Die Veranstalter wollen, ähnlich der Euroleague im Basketball, einen internationalen Wettbewerb etablieren, der von den teilnehmenden Vereinen selbst organisiert wird. Wim van den Hurk, Geschäftsführer der neuen Liga, sieht das Projekt als Werbung für den Baseballsport.
    "Die wichtigsten Ziele sind, Baseball in Europa bekannter zu machen, mehr Fans anzulocken und junge Leute dazu zu bringen, den Sport auszuüben."
    Erster Dämpfer vor dem Ligastart
    Eine hehre Absicht, doch noch vor dem ersten Pitch steht die Liga auf wackeligen Beinen. Trotz langer Suche haben die Organisatoren bislang keinen Namenssponsor gefunden. Der Plan, jedem Team eine Antrittsprämie von 20.000 Euro zu zahlen, konnte so nicht gehalten werden. Für viele Vereine ein herber Dämpfer - und ein Grund, dieses Jahr nicht an der Premierensaison teilzunehmen. Von ursprünglich zehn Mannschaften starten ab Dienstag nur vier Teams in der Euro League Baseball ELB, darunter mit den Legionären aus Regensburg und den München-Haar Disciples auch zwei Deutsche. Komplettiert wird das Feld von einer tschechischen und einer holländischen Mannschaft. Ein überschaubarer Kreis, doch Wim van den Hurk übt sich in Zweckoptimismus.
    "Ehrlicherweise sind wir ganz froh, für das erste Jahr keinen Namenssponsor gefunden zu haben. So sind die Mannschaften gezwungen, kreativ zu werden und den Zuschauern bei den Heimspielen ein attraktives Rahmenprogramm zu bieten, um genug Geld einzunehmen."
    Kosten bergen Risiko für die Vereine
    Ein Risiko, das viele Vereine nicht eingehen wollen oder können, auch in Deutschland. Baseball ist Amateursport, zu Spielen kommen oft nur einige Hundert Zuschauer. Neben Regensburg und Haar hatten sich auch die Bonn Capitals für die Euro League Baseball gemeldet. Doch auf Grund der Kosten sieht man im Rheinland derzeit noch von einer Teilnahme am Spielbetrieb ab, wie Angela Beckmann, Vorstandsmitglied der Capitals, erklärt.
    "Die derzeitigen Strukturen der Bonn Capitals geben ein zusätzliches Engagement mit mehr Spielen, mehr Reisen und so weiter einfach nicht her. Um es krass zu sagen: Es fehlt an Geld! Nach dem momentanen Stand würden wir sagen, das würde uns pro Saison bestimmt 60.000 Euro mehr kosten. Dazu kommt, es ist ja nicht nur mit der Saison dann getan, sondern es muss halt in die Infrastruktur auch investiert werden."
    Doppelbelastung: Kader müsste aufgestockt werden
    Das Problem: Die Spiele der ELB finden abends unter der Woche statt. In Bonn braucht es dafür zunächst eine Flutlichtanlage. Zudem müsste der Kader aufgestockt werden - denn viele Spieler müssen sich für die Auswärtsfahrten extra Urlaub nehmen. Bei den Capitals rechnet man mit zehn weiteren Spielern, die man im Kader bräuchte bei der Doppelbelastung aus Bundesliga und Euro League Baseball. Investitionen, die ohne neue Sponsoren oder Hilfe von Dritten nicht zu stemmen sind.
    Anders sieht es bei den Legionären in Regensburg aus. In der Oberpfalz steht das modernste Baseballstadion Deutschlands, der Nachwuchs aus dem angrenzenden Sportinternat verlangt Einsatzzeiten auf Wettkampfebene. Die Rahmenbedingungen stimmen also, um das Abenteuer ELB zu probieren. René Thalemann, Vorstand Leistungssport bei den Legionären:
    "Ich glaube, dass wir durch die Spiele, die wir haben, durch die doch guten Gegner, wir mit den Einnahmen bei den Heimspielen das komplette, auch die Auswärtsspiele, finanzieren können. Wir haben sicherlich Stammsponsoren, die uns da auch unterstützen. Aber dieses Jahr wird es ein Geschäft sein beziehungsweise. ein Thema sein, wo halt auf Null rausgeht."
    Regensburg: Pioniere in der Liga
    Große Sprünge sind zunächst also nicht möglich. Für Regensburg ist es nach eigener Aussage aber wichtig, von Anfang an dabei zu sein, um die weitere Entwicklung der Liga mitbestimmen zu können. Liga-Geschäftsführer van den Hurk hat bereits konkrete Vorstellungen, wie diese aussehen soll:
    "Wir geben uns zunächst drei Jahre, dann wollen wir einen Wettbewerb mit zehn bis zwölf Mannschaften haben. Dieses Jahr vier Teams, nächstes Jahr acht, übernächstes Jahr zwölf."
    Bis Mitte September dauern die Spiele in der ersten Saison der Euro League Baseball. Wie es danach weitergeht, hängt davon ab, wie das Projekt bei möglichen Geldgebern ankommt.