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Start mit Gegenwind

Technologie.- Seit kurzem wird das Apple iPad in den USA ausgeliefert. Ob das Gerät nach der ersten Hysterie-Welle wirklich ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Wissenschaftsjournalist Marcus Schuler erklärt im Interview mit Manfred Kloiber, wie viel Konkurrenzdruck Apple fürchten muss.

    Manfred Kloiber: Welche Kandidaten sind das, die eine Alternative sein könnten, Marcus Schuler?

    Marcus Schuler: Es gibt schon jetzt ein paar Geräte, die zum Teil deutlich überlegen sind. Besonders spannend dürfte das Adam Tablet von Notion Ink in den USA werden, wenn es tatsächlich hält, was es verspricht: Es soll über ein Display von Pixel QI verfügen. Vorteil: Ein geringer Stromverbrauch und dadurch eine wohl deutlich längere Laufzeit als beim iPad, dessen Akkus wohl nur zehn Stunden halten sollen. Außerdem kann es HD-Videos darstellen, das kann das Apple-Gerät nicht, weil es nur eine Auflösung bis 1024 mal 786 Pixel unterstützt. Das Adam Tablet soll im Sommer oder Spätherbst marktreif sein. Auch Dick-Schiffe wie HP, Dell und Asus haben angekündigt, in den nächsten Tagen und Wochen Tablets herausbringen zu wollen. Viele von Ihnen sollen das haben, was das iPad nicht hat: nämlich einen USB-Anschluss, eine eingebaute Foto- und Videokamera und austauschbare Akkus. Wenn die Akkus des iPads einmal kaputtgehen sollten, muss man gleich das ganze Geräte austauschen.

    Kloiber: Herr Schuler, welche Betriebssysteme werden denn auf diesen Geräten laufen?

    Schuler: Also beim Slate von Hewlett-Packard, einem Gerät das für diesen Sommer angekündigt ist, wird es Windows 7 sein. Windows 7, das Microsoft-Betriebssystem, bedeutet zugleich: Flash. Rund 70 Prozent aller Internetfilme laufen nämlich auf dieser Entwicklungsumgebung. Das Apple-Gerät unterstützt aber diesen wichtigen Standard nicht. Der Grund: Flash würde zu viele CPU-Ressourcen schlucken und die Batterie-Laufzeit noch weiter verkürzen, sagt man im kalifornischen Cupertino. Nachteil von Windows 7: Das System ist eigentlich nicht für berührungsempfindliche Bildschirme gemacht. Benutzer, die einen HP-Prototypen des Slate in Händen hielten, meinten jedenfalls, es fehle ihnen so eine Tastatur und eine Maus. Interessant ist übrigens ein Gerät des chinesischen Herstellers Lenovo: Es kommt mit Tastatur und drehbarem Bildschirm sowie Windows 7 heraus. Preis: rund 400 Euro. Immer wichtiger wird hier übrigens Google. Es ist ja bereits mit seinem kostenlosen Android-Betriebssystem, das auf Linux basiert, auf dem Markt. Für den Sommer hat man aber auch ein spezielles Betriebssystem für PCs angekündigt, das den Namen Chrome trägt. Auch dieses läuft mit einem Linux-Kern. Der taiwanesische Hersteller Asus plant beispielsweise, seine neuen Tablet-Geräte mit diesem System auszurüsten. Sehr interessant ist der Alex-E-Book reader. Er hat gleich zwei unterschiedlich große Bildschirme, läuft unter Android, und kommt am 14. April für umgerechnet knapp 300 Euro auf den Markt.

    Kloiber: Und dann kommt dann wohl auch noch ein Gerät von einer deutschen Firma auf den Markt, oder?

    Schuler: Ja, das ist ganz erstaunlich. Das Unternehmen heißt Neofonie, sitzt in Berlin und es will das WePad auf den Markt bringen. Es soll unter Android laufen. Das WePad könnte wirklich ein ernsthafter Gegner des iPads werden. Es verfügt über eine Webcam, zwei USB-Ports, unterstützt alle gängigen E-Book-Formate, hat einen deutlich größeren Bildschirm und unterstützt Flash. Einige Verlage in Deutschland sind bereits hellhörig geworden, so hat Gruner & Jahr bereits angekündigt, das Gerät in jedem Fall unterstützen zu wollen. Unter anderem soll die Zeitschrift Stern bald auf dem WePad erscheinen.

    Kloiber: Wie wichtig sind denn am Ende des Tages die technischen Unterschiede zwischen diesen einzelnen Geräten?

    Schuler: Das ist eine gute Frage: Man muss konstatieren, dass die Welt, die Apple mit seinem App-Store rund um seine Produkte aufgebaut hat, sehr, sehr gut gemacht ist. Diese Welt ist allerdings abgeschottet. Nachteil: Apple hat nämlich das Recht, jede externe Entwicklung quasi zu zensieren. Aber dieser Markt funktioniert wie gesagt sehr, sehr gut und er kommt bei den Benutzern an, wirft Millionen-Gewinne ab. Hier hat vor allem Microsoft noch großen Nachholbedarf. Google kommt übrigens mit seinem Marketplace für Android schon recht nahe an Apple ran. Was man aber deutlich sagen muss, auch wenn die Hardware, wie im Falle des iPads in vielen Punkten deutlich unterlegen ist, kommt es bei den Benutzern auf ein stimmiges Umfeld und ein großes Angebot an Applikationen, an Software an. Und da ist Apple im Moment führend.

    Kloiber: Marcus Schuler über Konkurrenz für das iPad. Dank sehr.