Reinhard Genzel beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Galaktischen Zentrum, mit der Mitte unserer Milchstraße. Genzel nutzt für seine Forschung die Teleskope in Chile. Die stehen nicht nur an einem exzellenten Standort, sondern verfügen auch über raffinierte Zusatzgeräte, die das einfallende Licht ideal nutzen. Genzel:
"Wir haben ein ganz tolles Instrument gebaut in den letzten sieben Jahren, für das große Very Large Telescope der Eso, das sind also vier Acht-Meter-Teleskope in Chile. Dort haben wir ein Gerät gebaut, was zum ersten Mal Bilder produziert, und gleichzeitig für jeden Bildpunkt eine Farbe produziert, ein Spektrum, und das Ganze auch noch hinter einer adaptiven Optik. Das heißt, wir korrigieren die Erdatmosphäre weg und können ganz scharf sehen. Spektakuläres Instrument - nicht nur für das Galaktische Zentrum."
Im Zentrum unserer Milchstraße herrscht ein Schwarzes Loch Millionen Mal schwerer als unsere Sonne, wie Genzel schon vor einigen Jahren gezeigt hat. Doch nun ermöglicht das neue Instrument namens "Sinfoni" erstmals einen detaillierten Blick in die Umgebung des Galaktischen Zentrums - und dort dirigiert das Schwarze Loch offenbar eine bemerkenswerte Gruppe von Sternen. Genzel:
"Zu unserem Erstaunen finden wir - ganz im Gegenteil zu dem, was wir erwartet haben -, dass die Sterne, die sich dort befinden, nicht nur alt sind. Alte Sterne hätte man da immer erwartet. Die werden vom Schwarzen Loch angezogen, die gruppieren sich dann um das Schwarze Loch herum. Aber nein, wir sehen auch ganz junge Sterne, und das ist eine ganz hervorragend interessante Sache, weil die sich nicht bilden sollten. Die dürften sich gar nicht bilden - so sagen uns die Theoretiker."
Die Sterne sind so jung, dass sie nicht erst woanders entstanden und dann langsam in die Nähe des Schwarzen Lochs gedriftet sein können. Aber genausowenig sollten sie sich dort gebildet haben, denn normalerweise verhindert ein Schwarzes Loch mit seiner Anziehungskraft das Zusammenklumpen von Gas zu Sternen. Die "Sinfoni"-Daten deuten nun an, wie es doch funktioniert haben könnte. Genzel:
"Wir glauben, jetzt zeigen zu können, dass sich etwa 1000 Sterne vor einigen Millionen Jahren gebildet haben. Die haben sich in einer Scheibe gruppiert und rotieren um das Schwarze Loch herum, nachdem vorher eine Gaswolke, die sehr dick gewesen sein muss und auch sehr schwer, ins Galaktische Zentrum zufällig hineingefallen und dort dann unglücklicherweise hängen geblieben ist. Bei diesem Prozess ist sie immer dichter geworden. Irgendwann mal konnte dieses Problem der Gezeiten vom Schwarzen Loch überwunden werden, und dann bildeten sich sehr effizient Sterne. Die sehen wir. Wir sehen jetzt sozusagen dieses archäologische Relikt einer Sternbildung um ein Schwarzes Loch herum."
Kosmos paradox: Ein Schwarzes Loch mal nicht als gefräßiger Zerstörer, sondern als Geburtshelfer. Vermutlich hat die Gasscheibe die Entstehung der vielen Sterne begünstigt, weil in ihr der störende Einfluss der Anziehungskraft des Schwarzen Lochs stark gedämpft war. Wieder einmal sehen die Astronomen, dass sie das Zusammenspiel eines extrem massereichen Schwarzen Lochs und seiner Umgebung noch nicht völlig verstehen. Ein großes Problem, haben doch fast alle Galaxien im Kosmos ein Schwarzes Loch im Zentrum. Mit immer besserer Technik wollen Reinhard Genzel und seine Kollegen das "heimische" Schwarze Loch enträtseln und mit diesem Wissen dann die Vorgänge in vielen anderen Galaxien im Weltall verstehen. Genzel:
"Der nächste Schritt wird sein, mehrere solcher großen Teleskope zusammenzukoppeln. Wir sind jetzt dabei Instrumente zu entwickeln für das Eso-VLT, aber auch für das Large Binocular Telescope in Arizona, an dem deutsche Astronomen auch beteiligt sind, wir auch. Dort also sozusagen das Licht zu verkoppeln zwischen Teleskopen, die bis zu 100 Meter voneinander entfernt sind, das ist noch einmal ein Faktor 10 in der Auflösung. Da versuchen wir dann wirklich auf die Größen von solchen Schwarzen Löchern zu kommen. Gucken wir mal - es wird eine spannende Zeit da werden."
"Wir haben ein ganz tolles Instrument gebaut in den letzten sieben Jahren, für das große Very Large Telescope der Eso, das sind also vier Acht-Meter-Teleskope in Chile. Dort haben wir ein Gerät gebaut, was zum ersten Mal Bilder produziert, und gleichzeitig für jeden Bildpunkt eine Farbe produziert, ein Spektrum, und das Ganze auch noch hinter einer adaptiven Optik. Das heißt, wir korrigieren die Erdatmosphäre weg und können ganz scharf sehen. Spektakuläres Instrument - nicht nur für das Galaktische Zentrum."
Im Zentrum unserer Milchstraße herrscht ein Schwarzes Loch Millionen Mal schwerer als unsere Sonne, wie Genzel schon vor einigen Jahren gezeigt hat. Doch nun ermöglicht das neue Instrument namens "Sinfoni" erstmals einen detaillierten Blick in die Umgebung des Galaktischen Zentrums - und dort dirigiert das Schwarze Loch offenbar eine bemerkenswerte Gruppe von Sternen. Genzel:
"Zu unserem Erstaunen finden wir - ganz im Gegenteil zu dem, was wir erwartet haben -, dass die Sterne, die sich dort befinden, nicht nur alt sind. Alte Sterne hätte man da immer erwartet. Die werden vom Schwarzen Loch angezogen, die gruppieren sich dann um das Schwarze Loch herum. Aber nein, wir sehen auch ganz junge Sterne, und das ist eine ganz hervorragend interessante Sache, weil die sich nicht bilden sollten. Die dürften sich gar nicht bilden - so sagen uns die Theoretiker."
Die Sterne sind so jung, dass sie nicht erst woanders entstanden und dann langsam in die Nähe des Schwarzen Lochs gedriftet sein können. Aber genausowenig sollten sie sich dort gebildet haben, denn normalerweise verhindert ein Schwarzes Loch mit seiner Anziehungskraft das Zusammenklumpen von Gas zu Sternen. Die "Sinfoni"-Daten deuten nun an, wie es doch funktioniert haben könnte. Genzel:
"Wir glauben, jetzt zeigen zu können, dass sich etwa 1000 Sterne vor einigen Millionen Jahren gebildet haben. Die haben sich in einer Scheibe gruppiert und rotieren um das Schwarze Loch herum, nachdem vorher eine Gaswolke, die sehr dick gewesen sein muss und auch sehr schwer, ins Galaktische Zentrum zufällig hineingefallen und dort dann unglücklicherweise hängen geblieben ist. Bei diesem Prozess ist sie immer dichter geworden. Irgendwann mal konnte dieses Problem der Gezeiten vom Schwarzen Loch überwunden werden, und dann bildeten sich sehr effizient Sterne. Die sehen wir. Wir sehen jetzt sozusagen dieses archäologische Relikt einer Sternbildung um ein Schwarzes Loch herum."
Kosmos paradox: Ein Schwarzes Loch mal nicht als gefräßiger Zerstörer, sondern als Geburtshelfer. Vermutlich hat die Gasscheibe die Entstehung der vielen Sterne begünstigt, weil in ihr der störende Einfluss der Anziehungskraft des Schwarzen Lochs stark gedämpft war. Wieder einmal sehen die Astronomen, dass sie das Zusammenspiel eines extrem massereichen Schwarzen Lochs und seiner Umgebung noch nicht völlig verstehen. Ein großes Problem, haben doch fast alle Galaxien im Kosmos ein Schwarzes Loch im Zentrum. Mit immer besserer Technik wollen Reinhard Genzel und seine Kollegen das "heimische" Schwarze Loch enträtseln und mit diesem Wissen dann die Vorgänge in vielen anderen Galaxien im Weltall verstehen. Genzel:
"Der nächste Schritt wird sein, mehrere solcher großen Teleskope zusammenzukoppeln. Wir sind jetzt dabei Instrumente zu entwickeln für das Eso-VLT, aber auch für das Large Binocular Telescope in Arizona, an dem deutsche Astronomen auch beteiligt sind, wir auch. Dort also sozusagen das Licht zu verkoppeln zwischen Teleskopen, die bis zu 100 Meter voneinander entfernt sind, das ist noch einmal ein Faktor 10 in der Auflösung. Da versuchen wir dann wirklich auf die Größen von solchen Schwarzen Löchern zu kommen. Gucken wir mal - es wird eine spannende Zeit da werden."