Katja Lückert: Die offizielle Begründung für die Kündigung Rietschels war ein nicht abgesprochener Weihnachtsurlaub - also gewissermaßen eine Bagatelle - liegen die Nerven so blank - dass ein geringfügiger Formfehler zu einer so weitreichenden Entscheidung führen konnte oder hatten Sie den Eindruck, man wollte da jemanden loswerden?
Eckart Lange: Ich denke schon, dass diese Frage des Weihnachtsurlaubes eher ein Vorwand gewesen ist, zumal ja auch Herr Rietschel auch am darauffolgenden Tag, also am Montag vor Weihnachten auch anwesend gewesen ist. Wir haben am Sonntag miteinander gesprochen. Also die Gründe liegen tiefer, das steht wohl ganz eindeutig fest.
Lückert: Was sind denn Punkte, die sich ändern könnten. Geht es um die Stärken des Standortes Bonn und den Abbau von Doppelstrukturen. Wie könnte eine solche Strukturreform aussehen?
Lange: Sie fragen mich etwas sozusagen im Vorfeld bzw. kurz davor.
Lückert: Wir spekulieren jetzt ein wenig.
Lange: Was anderes bleibt jetzt auch nicht übrig. Wobei ich auch den Begriff 'spekulieren' vielleicht auch nicht so ganz gut finde. Denn wir haben ja im Präsidium und in den Bundesfachausschüssen natürlich auch künftige Strukturen bedacht. Denn es ist klar, dass sich der Musikrat auch grundsätzlich in den Strukturen ändern muss. Also ich denke folgendes. Bedacht werden muss die Frage der Projekte. Dabei geht es darum: Sie wissen, der Musikrat hat 16 Projekte im Rahmen seiner Förderprogramme. Mit Sicherheit wird es so sein, dass diese Projekte evaluiert werden müssen. Wir müssen gucken, was sich bewährt hat und wo mehr oder weniger grundlegende Änderungen vorgenommen werden müssen. Das muss man dann sehen. Also das ist dieser eine Komplex. Der zweite Komplex, der eben ganz wesentlich sein wird, ist die Frage, wie es gelingen wird, den deutschen Musikrat wieder zu der Bedeutung zu verhelfen, die ihm als Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland zukommt und auch zukommen muss. Das heißt, die Felder Öffentlichkeitsarbeit, Politikberatung müssen in der Tat neu geordnet werden. Die Funktionen unserer Bundesfachausschüsse, in der ja die gesammelte Kompetenz der Musikverbände enthalten ist, müssen viel stärker als bisher wieder zum Tragen kommen und in die Musikentwicklung der Bundesrepublik mit eingebracht werden.
Lückert: Aber es geht natürlich schon auch um die Finanzen. Ist dann eine Ablösung von BAT-Tarifen geplant, oder was will man denn machen, um zu sparen, was ja möglich und nötig scheint?
Lange: Das ist jetzt vielleicht schon der dritte Komplex, zu dem ich noch nicht kam. Natürlich setzt dieses, was wir nach außen hin tun werden und wollen, eine auf solider Basis funktionierende Geschäftsstelle voraus. Wenn Sie das ansprechen, dann geht es natürlich darum, dass die Finanzen des deutschen Musikrates saniert werden. Wie es im Moment scheint, sind also zwei wichtige Punkte gelungen. Einmal ist es so, dass der Insolvenzverwalter mit den verschiedenen Zuwendungsgebern im Gespräch ist. Die Zuwendungsgeber sind auch ein großes Problem gewesen in der Vergangenheit. Ich weiß nicht, ob wir dazu noch kommen in diesem Gespräch. Außerdem ist es uns gelungen, für die Projekte 2003 die Überzeugungsarbeit soweit zu leisten, dass die Gelder fließen werden. Wir können also zumindest grundlegend die Projekte weiterhin durchführen.
Lückert: Wer sind denn diese Zuwendungsgeber?
Lange: Die Zuwendungsgeber sind das BKM, das Familienministerium, KSL, und die Kultusministerkonferenz gehörte auch dazu.
Lückert: Haben Sie Vertrauen in den Insolvenzverwalter?
Lange: Dazu werde ich mich öffentlich nicht äußern. Das werden Sie verstehen. Ich kann nur sagen, dass diejenigen, die mit ihm engeren Kontakt hatten, können nicht davon sprechen, dass dort kein Vertrauen herrscht. Enger mit ihm in Kontakt standen also die Mitglieder des Präsidiums, die in der Struktur-Kommission sind. Ich war ja auch dabei. Er war ja in einer Sitzung des Präsidiums vertreten. Problematisch ist eben die Entlassung des Generalsekretärs wenige Tage vor Weihnachten ohne Absprache mit dem Präsidium. Dazu haben wir uns auch ganz eindeutig geäußert. Das ist ein Schritt, den ich persönlich bedauere.
Lückert: Wahrscheinlich bedauern Sie das auch, weil Thomas Rietschel erst ein halbes Jahr inthronisiert war. Man hatte ihm doch auch zugetraut, die Sanierung des Musikrates in seine Hände zu nehmen.
Lange: Das muss man unbedingt sagen. Also wer den Verlauf der Generalversammlung beobachtet hat, wird da sehr deutlich gespürt haben, dass Thomas Rietschel wirklich das Vertrauen der Mitgliedsverbände genießt. Um das noch zu sagen, wir hatten die Präsidenten der Landesmusikräte hier in Weimar und auch dort haben sie dem Generalsekretär ihr Vertrauen ausgesprochen. Zwei Tage später ist ihm gekündigt worden.
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Eckart Lange: Ich denke schon, dass diese Frage des Weihnachtsurlaubes eher ein Vorwand gewesen ist, zumal ja auch Herr Rietschel auch am darauffolgenden Tag, also am Montag vor Weihnachten auch anwesend gewesen ist. Wir haben am Sonntag miteinander gesprochen. Also die Gründe liegen tiefer, das steht wohl ganz eindeutig fest.
Lückert: Was sind denn Punkte, die sich ändern könnten. Geht es um die Stärken des Standortes Bonn und den Abbau von Doppelstrukturen. Wie könnte eine solche Strukturreform aussehen?
Lange: Sie fragen mich etwas sozusagen im Vorfeld bzw. kurz davor.
Lückert: Wir spekulieren jetzt ein wenig.
Lange: Was anderes bleibt jetzt auch nicht übrig. Wobei ich auch den Begriff 'spekulieren' vielleicht auch nicht so ganz gut finde. Denn wir haben ja im Präsidium und in den Bundesfachausschüssen natürlich auch künftige Strukturen bedacht. Denn es ist klar, dass sich der Musikrat auch grundsätzlich in den Strukturen ändern muss. Also ich denke folgendes. Bedacht werden muss die Frage der Projekte. Dabei geht es darum: Sie wissen, der Musikrat hat 16 Projekte im Rahmen seiner Förderprogramme. Mit Sicherheit wird es so sein, dass diese Projekte evaluiert werden müssen. Wir müssen gucken, was sich bewährt hat und wo mehr oder weniger grundlegende Änderungen vorgenommen werden müssen. Das muss man dann sehen. Also das ist dieser eine Komplex. Der zweite Komplex, der eben ganz wesentlich sein wird, ist die Frage, wie es gelingen wird, den deutschen Musikrat wieder zu der Bedeutung zu verhelfen, die ihm als Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland zukommt und auch zukommen muss. Das heißt, die Felder Öffentlichkeitsarbeit, Politikberatung müssen in der Tat neu geordnet werden. Die Funktionen unserer Bundesfachausschüsse, in der ja die gesammelte Kompetenz der Musikverbände enthalten ist, müssen viel stärker als bisher wieder zum Tragen kommen und in die Musikentwicklung der Bundesrepublik mit eingebracht werden.
Lückert: Aber es geht natürlich schon auch um die Finanzen. Ist dann eine Ablösung von BAT-Tarifen geplant, oder was will man denn machen, um zu sparen, was ja möglich und nötig scheint?
Lange: Das ist jetzt vielleicht schon der dritte Komplex, zu dem ich noch nicht kam. Natürlich setzt dieses, was wir nach außen hin tun werden und wollen, eine auf solider Basis funktionierende Geschäftsstelle voraus. Wenn Sie das ansprechen, dann geht es natürlich darum, dass die Finanzen des deutschen Musikrates saniert werden. Wie es im Moment scheint, sind also zwei wichtige Punkte gelungen. Einmal ist es so, dass der Insolvenzverwalter mit den verschiedenen Zuwendungsgebern im Gespräch ist. Die Zuwendungsgeber sind auch ein großes Problem gewesen in der Vergangenheit. Ich weiß nicht, ob wir dazu noch kommen in diesem Gespräch. Außerdem ist es uns gelungen, für die Projekte 2003 die Überzeugungsarbeit soweit zu leisten, dass die Gelder fließen werden. Wir können also zumindest grundlegend die Projekte weiterhin durchführen.
Lückert: Wer sind denn diese Zuwendungsgeber?
Lange: Die Zuwendungsgeber sind das BKM, das Familienministerium, KSL, und die Kultusministerkonferenz gehörte auch dazu.
Lückert: Haben Sie Vertrauen in den Insolvenzverwalter?
Lange: Dazu werde ich mich öffentlich nicht äußern. Das werden Sie verstehen. Ich kann nur sagen, dass diejenigen, die mit ihm engeren Kontakt hatten, können nicht davon sprechen, dass dort kein Vertrauen herrscht. Enger mit ihm in Kontakt standen also die Mitglieder des Präsidiums, die in der Struktur-Kommission sind. Ich war ja auch dabei. Er war ja in einer Sitzung des Präsidiums vertreten. Problematisch ist eben die Entlassung des Generalsekretärs wenige Tage vor Weihnachten ohne Absprache mit dem Präsidium. Dazu haben wir uns auch ganz eindeutig geäußert. Das ist ein Schritt, den ich persönlich bedauere.
Lückert: Wahrscheinlich bedauern Sie das auch, weil Thomas Rietschel erst ein halbes Jahr inthronisiert war. Man hatte ihm doch auch zugetraut, die Sanierung des Musikrates in seine Hände zu nehmen.
Lange: Das muss man unbedingt sagen. Also wer den Verlauf der Generalversammlung beobachtet hat, wird da sehr deutlich gespürt haben, dass Thomas Rietschel wirklich das Vertrauen der Mitgliedsverbände genießt. Um das noch zu sagen, wir hatten die Präsidenten der Landesmusikräte hier in Weimar und auch dort haben sie dem Generalsekretär ihr Vertrauen ausgesprochen. Zwei Tage später ist ihm gekündigt worden.
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