
Die Forschenden nutzten für ihre Untersuchung eine neue Methode zur Rekonstruktion vergangener Temperaturen. Dabei zeigte sich, dass die Sommertemperaturen vor der Küste Australiens vor rund 700.000 Jahren von 26 auf 29 Grad Celsius angestiegen waren und auch in den folgenden Warm- und Kaltzeiten kaum unter diese Grenze fielen. Dieses für Korallen ideale Temperaturfenster habe ein schnelles Riffwachstum begünstigt, hieß es.
"TEX86"-Methode zur Temperaturanalyse
Den Wissenschaftlern gelang es erstmals, die vergangenen sommerlichen Meeresoberflächentemperaturen zuverlässig zu rekonstruieren. Dazu werteten sie Sedimentproben aus einer Bohrung in unmittelbarer Nähe zum Great Barrier Reef aus. Aus diesen Proben rekonstruierten sie die Meerwassertemperaturen mit Hilfe der sogenannten TEX86-Methode. Diese Methode nutzt chemische Fossilien als ein sogenanntes Paläothermometer. Auf diese Weise konnten die Forschenden die Entwicklung des Great Barrier Reef vor rund 700.000 Jahren in den Kontext regionaler Klimaveränderungen stellen.
Die Erwärmungsphase und die anschließende weitgehende Stabilität der Temperaturen war den Forschenden zufolge der Schlüssel für die rasche Ausdehnung des Great Barrier Reef. Es ist heute das größte lebende Korallenriffsystem der Erde und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Allerdings wird es vom Klimawandel unserer Tage bedroht.
Aktueller Klimawandel bedroht Great Barrier Reef
Denn in den vergangenen Jahren haben sich die Wassertemperaturen in den Ozeanen erhöht - über das für Korallen ideale Temperaturfenster hinaus. Dadurch werde das Wachstum der Korallen am Great Barrier Reef behindert, betonen die Wissenschaftler. Sie warnen: Sollten die Temperaturen weiter steigen, würden die Korallen anfälliger für Umwelteinflüsse. "So wie eine regionale Erwärmung vor 700.000 Jahren erst die Voraussetzung für die Entstehung des Great Barrier Reef schuf, stellt heute die menschengemachte Erderwärmung die wohl größte Gefahr für das Überleben von Korallenriffen dar."
Diese Nachricht wurde am 06.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.