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Steigender Meeresspiegel und neu eingewanderte Arten

Über die Zukunft des Wattenmeers diskutieren Experten beim Internationalen Wattenmeersymposium in Wilhelmshaven. Mehr als 250 Wissenschaftler und Wattenmeerspezialisten sind angereist, unter anderem aus den Niederlanden, Deutschland und Dänemark Es geht es unter anderem darum, welche Schwerpunkte Naturschutz und Politik vor dem Hintergrund des Klimawandels setzen müssen.

Von Christina Selzer | 31.03.2009
    Das Ziel der Dreiländer-Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden ist, das Wattenmeer in seiner ursprünglichen Form zu erhalten. Das Watt ist Kinderstube für viele Fischarten und Drehscheibe für Zugvögel, ein Sand- und Schlicksystem mit Düneninseln und Salzwiesen, das in seiner Größe und Vielfalt einmalig ist, so Jens Enemark vom gemeinsamen Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven:

    "Das Symposium hat eine lange Tradition, es ist schon das 12. Symposium. Wir haben 1975 angefangen, und es ist eine wichtige Stelle in der Zusammenarbeit, die Erkenntnisse liefern auf Ebene der Ministerien."

    Bei der Konferenz in Wilhelmshaven geht es unter anderem darum, welche Schwerpunkte Naturschutz und Politik künftig setzen müssen. Denn der Klimawandel ist eine der großen Herausforderungen, der steigende Meeresspiegel, der Rückgang von Populationen, und andererseits werden neue Arten aus anderen Klimazonen eingeschleppt. Die Politik möchte von den Erkenntnissen der Wissenschaftler profitieren, betont Elsa Nickel vom Bundesministerium für Landwirtschaft:

    "Wir erwarten Empfehlungen, die wir umsetzen. Wir erwarten aber keine Kochrezepte, sondern Fakten, die die Entscheidungsträger den Kontext erkennen lassen."

    Und das ist notwendiger denn je. Der Klimawandel kommt schneller als befürchtet, jedes Jahr kommt im Wattenmeer eine neue Art hinzu. Wissenschaftliche Erkenntnisse der Vergangenheit sind nicht mehr gültig. Die ökologischen Karten werden neu gemischt, sagt Carsten Reise vom Alfred Wegener Institut für Meeresforschung:

    "Wenn der Meeresspiegel um einen Meter steigt, was machen wir dann? Das wird eine große Herausforderung an das Management sein. Nicht nur Küstenschutz im engeren Sinne, sondern auch Erhalt des Wattenmeers samt den Inseln."

    Auf der Konferenz wird auch darüber diskutiert, wie Küsten- und Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen sind. Bisher gingen beide nicht immer Hand in Hand. Weite Überflutungsräume wurden zum Beispiel trockengelegt und Uferbiotope mussten den Deichen Platz machen. Die Politik muss vermitteln zwischen den Sicherheitsbedürfnissen von Anwohnern und dem Naturschutz. Die Forschung soll dabei helfen. Und auch wenn sie noch nicht genügend gehört werde, so habe sie doch schon einiges auf den Weg gebracht, findet Carsten Reise:

    "Forschung wäre ja schlecht, wenn wir zufrieden wären mit dem was passiert ist. Aber es ist durch Vorarbeit der Forschung dazu gekommen, dass keine Eindeichungen vorgenommen wurden. Es ist durch viele Schutzmaßnahmen erreicht worden, dass Vögel und Seehunde Populationserholungen gehabt haben."

    Bei den Fischen sehe es wesentlich schlechter aus. Denn wenn in der Nordsee so weitergefischt werde wir bisher, dann könnten sich die Fischbestände nicht erholen, so Reise.

    Durch die Zusammenarbeit zwischen den Ländern Dänemark, Deutschland und den Niederlanden sei schon viel erreicht worden. Das habe sich auch bei auch bei der deutsch-niederländischen Bewerbung des Wattenmeeres bei der UNESCO als Weltnaturerbe gezeigt, sagte Stefan Birkner vom Niedersächsischen Umweltministerium. Denn die Bewerber hätten bewiesen, dass sie in der Lage seien, das Ökosystem Wattenmeer zu schützen.

    Auch Wissenschaftler aus Korea sind nach Wilhelmshaven gekommen, um sich mit ihren Kollegen übers Wattenmeer auszutauschen. Denn im gelben Meer findet sich ein vergleichbares Wattengebiet: Eine 15.000 Quadratmeter große Fläche, die zu China, Nord- und Südkorea gehört. Eine Zusammenarbeit zwischen den Staaten gibt es dort nicht. Es sind außerdem noch große Eindeichungsprojekte an der Tagesordnung, die es im ostfriesischen Wattenmeer aus Naturschutzgründen längst nicht mehr gibt.