Geduldig beantwortet Pawel Grabarczyk Fragen der Reporter und lässt Blitzlichtgewitter der Medienvertreter über sich ergehen. Der junge Architekt stellt den Siegerentwurf für einen der ambitioniertesten Museumsneubauten der vergangenen Jahre in Europa vor.
Grabarczyk und seine jungen Kollegen vom Danziger Büro "Kwadrat" haben die internationale Jury mit ihren Ideen für das "Museum des Zweiten Weltkrieges" in Danzig für sich eingenommen. Laut Begründung der Jury verbindet die Form des Gebäudes eine rationale Vision des Nutzens mit dem Geschichtsreichtum. Dazu gehört unter anderem ein rund 40 Meter hohes schräges Element in Form einer Säule. Vergangenheit ist unterirdisch. Was herausragt, das ist die Zukunft.
An diesem Tag ist die Stimmung gelöst, vor allem bei Museumsdirektor Paweł Machcewicz und seinem Stellvertreter Janusz Marszalec. Kein Wunder, denn beide sind seit einiger Zeit das Ziel von Anfeindungen nationalkonservativer Medien und Verbände. Ihnen ist es ein Dorn im Auge, dass das Museum, das für umgerechnet rund 25 Millionen Euro unweit der historischen Danziger Post entstehen soll, eine europäische Sichtweise auf die Ursachen, den Verlauf und die Auswirkungen der größten Katastrophe der Menschheit vermitteln soll. Machcewicz' und Marszalec' Widersacher fordern, den polnischen Blick in den Vordergrund zu stellen.
Genau dieser auch in den meisten anderen europäischen Staaten verfolgten Linie aber wollen Machcewicz, Marszalec & Co. etwas Neues entgegensetzen. Marszalec:
"In unseren Museen steht bislang immer die polnische Sichtweise im Vordergrund, wie etwa in Frankreich die französische. Bei uns steht Europa an erster Stelle. Das ist ein Novum, denn weltweit gibt es kein zweites Museum dieser Art."
Für neue Wege plädiert auch der Brite Norman Davis als Mitglied der internationalen Historikerkommission des "Museum des Zweiten Weltkrieges". In den vergangenen Jahrzehnten sei Kindern und Jugendlichen stets vermittelt worden, die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion hätten die Bestie Hitler und den Nationalsozialismus gemeinsam zur Strecke gebracht – ein Zerrbild, ist Historiker Davis überzeugt:
"Dass jedoch Josef Stalin als Führer der Sowjetunion nicht weniger schlimm war als Hitler, dass er sogar mehr Menschen umbringen ließ als die Nazis, ist für die Menschen im Westen verwirrend. Schließlich war Stalin ein Verbündeter im Kampf gegen die Nazis. Deshalb weigern sich derzeit noch viele Menschen, in diesen neuen Kategorien zu denken."
Dazu gehören auch die nationalkonservativen Ultras Polens, wie etwa Dorota Arciszewska-Mielewczyk, Abgeordnete in der zweiten polnischen Parlamentskammer, dem Senat, und Sprecherin der "Polnischen Treuhand":
"Wir sind es all denen, die durch die Hölle des Zweiten Weltkriegs gehen mussten, unsere polnische Sichtweise zu präsentieren, schuldig. Wir sollten mit den anderen Staaten darüber sprechen, was unseren Landsleuten widerfuhr, nämlich dass sie aus ihrer Heimat vertrieben und deportiert wurden. Das könnte im europäischen Zusammenhang geschehen. Gleichwohl muss der Kern des "Museums des Zweiten Weltkriegs" das Martyrium der polnischen Nation sein."
Trotz allen Säbelrasselns der Konservativen steht nach dem aktuellen Stand nicht zu befürchten, dass die von der Historikerkommission und dem Direktorium des "Museums des Zweiten Weltkrieges" eingeschlagene Linie im Großen und Ganzen wieder verlassen wird. Dafür dürfte schon der aus Danzig stammende polnische Ministerpräsident Donald Tusk sorgen. Er hat bereits mehrmals klar gemacht, dass ihm dieses Museum sehr am Herzen liege.
Zudem könnten die Macher ihren nationalkonservativen Widersachern eine kleine Brücke bauen. Museumsdirektor Paweł Machcewicz:
"Unsere Hauptaufgabe ist es, die historische Wahrheit darzustellen. Ohne Zweifel war das Dritte Reich der größte Angriffs- und Verbrecherstaat des Zweiten Weltkriegs. Aber wir werden auch daran erinnern, dass der Hitler-Stalin-Pakt, unterzeichnet von den beiden Außenministern von Ribbentrop und Molotow, den Weg für den Krieg erst freigemacht hat. Es gab nicht nur den 1., sondern auch den 17. September. Es gab auch das Massaker in einem Wald bei Katyn, wo im Frühjahr 1940 mehrere Tausend polnische Offiziere vom NKWD ermordet wurden."
Grabarczyk und seine jungen Kollegen vom Danziger Büro "Kwadrat" haben die internationale Jury mit ihren Ideen für das "Museum des Zweiten Weltkrieges" in Danzig für sich eingenommen. Laut Begründung der Jury verbindet die Form des Gebäudes eine rationale Vision des Nutzens mit dem Geschichtsreichtum. Dazu gehört unter anderem ein rund 40 Meter hohes schräges Element in Form einer Säule. Vergangenheit ist unterirdisch. Was herausragt, das ist die Zukunft.
An diesem Tag ist die Stimmung gelöst, vor allem bei Museumsdirektor Paweł Machcewicz und seinem Stellvertreter Janusz Marszalec. Kein Wunder, denn beide sind seit einiger Zeit das Ziel von Anfeindungen nationalkonservativer Medien und Verbände. Ihnen ist es ein Dorn im Auge, dass das Museum, das für umgerechnet rund 25 Millionen Euro unweit der historischen Danziger Post entstehen soll, eine europäische Sichtweise auf die Ursachen, den Verlauf und die Auswirkungen der größten Katastrophe der Menschheit vermitteln soll. Machcewicz' und Marszalec' Widersacher fordern, den polnischen Blick in den Vordergrund zu stellen.
Genau dieser auch in den meisten anderen europäischen Staaten verfolgten Linie aber wollen Machcewicz, Marszalec & Co. etwas Neues entgegensetzen. Marszalec:
"In unseren Museen steht bislang immer die polnische Sichtweise im Vordergrund, wie etwa in Frankreich die französische. Bei uns steht Europa an erster Stelle. Das ist ein Novum, denn weltweit gibt es kein zweites Museum dieser Art."
Für neue Wege plädiert auch der Brite Norman Davis als Mitglied der internationalen Historikerkommission des "Museum des Zweiten Weltkrieges". In den vergangenen Jahrzehnten sei Kindern und Jugendlichen stets vermittelt worden, die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion hätten die Bestie Hitler und den Nationalsozialismus gemeinsam zur Strecke gebracht – ein Zerrbild, ist Historiker Davis überzeugt:
"Dass jedoch Josef Stalin als Führer der Sowjetunion nicht weniger schlimm war als Hitler, dass er sogar mehr Menschen umbringen ließ als die Nazis, ist für die Menschen im Westen verwirrend. Schließlich war Stalin ein Verbündeter im Kampf gegen die Nazis. Deshalb weigern sich derzeit noch viele Menschen, in diesen neuen Kategorien zu denken."
Dazu gehören auch die nationalkonservativen Ultras Polens, wie etwa Dorota Arciszewska-Mielewczyk, Abgeordnete in der zweiten polnischen Parlamentskammer, dem Senat, und Sprecherin der "Polnischen Treuhand":
"Wir sind es all denen, die durch die Hölle des Zweiten Weltkriegs gehen mussten, unsere polnische Sichtweise zu präsentieren, schuldig. Wir sollten mit den anderen Staaten darüber sprechen, was unseren Landsleuten widerfuhr, nämlich dass sie aus ihrer Heimat vertrieben und deportiert wurden. Das könnte im europäischen Zusammenhang geschehen. Gleichwohl muss der Kern des "Museums des Zweiten Weltkriegs" das Martyrium der polnischen Nation sein."
Trotz allen Säbelrasselns der Konservativen steht nach dem aktuellen Stand nicht zu befürchten, dass die von der Historikerkommission und dem Direktorium des "Museums des Zweiten Weltkrieges" eingeschlagene Linie im Großen und Ganzen wieder verlassen wird. Dafür dürfte schon der aus Danzig stammende polnische Ministerpräsident Donald Tusk sorgen. Er hat bereits mehrmals klar gemacht, dass ihm dieses Museum sehr am Herzen liege.
Zudem könnten die Macher ihren nationalkonservativen Widersachern eine kleine Brücke bauen. Museumsdirektor Paweł Machcewicz:
"Unsere Hauptaufgabe ist es, die historische Wahrheit darzustellen. Ohne Zweifel war das Dritte Reich der größte Angriffs- und Verbrecherstaat des Zweiten Weltkriegs. Aber wir werden auch daran erinnern, dass der Hitler-Stalin-Pakt, unterzeichnet von den beiden Außenministern von Ribbentrop und Molotow, den Weg für den Krieg erst freigemacht hat. Es gab nicht nur den 1., sondern auch den 17. September. Es gab auch das Massaker in einem Wald bei Katyn, wo im Frühjahr 1940 mehrere Tausend polnische Offiziere vom NKWD ermordet wurden."