Archiv

Woelki-Vertreter
"Bin Chef einer Täterorganisation Erzbistum Köln"

Im Kölner Dom hat ein Bußgottesdienst für die Opfer sexualisierter Gewalt durch Geistliche stattgefunden. Weihbischof Rolf Steinhäuser sprach von einer großen Zahl von Verbrechen und bezeichnete sich als Chef einer Täterorganisation. Von einigen der Betroffenen und von kirchlichen Reformgruppen kam allerdings Kritik

    Der Kölner Weihbischof Steinhäuser äußert sich am 18.11.2021 vor dem Kölner Dom nach einem Bußgottesdienst für die Missbrauchsopfer in seinem Erzbistum.
    Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser hat einen Bußgottesdienst für die Opfer sexualisierter Gewalt durch Geistliche abgehalten. "Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unseres Bistums ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen verübt worden“, sagte Steinhäuser. Als Apostolischer Administrator leitet er derzeit das Erzbistum in der Auszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki.

    "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln“

    Steinhäuser beschrieb seine Rolle als "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln“. Er hob hervor, der Gottesdienst solle die Diskussion über die Verantwortung der Kirche nicht beenden. Sexuelle Gewalt gebe es schließlich auch heute noch. Der Weihbischof sprach auch über persönliche Verantwortung: Er selbst habe lange Zeit an Einzelfälle geglaubt und die Tatsachen nicht wahrhaben wollen. Er habe versucht, diese Kirche zu schützen. Er habe die Betroffenen nicht im Blick gehabt. “Das ist mein Versagen und meine Sünde“, meinte Steinhäuser.

    Nur geladene Gäste, keine Presse

    Das Bistum sieht den Gottesdienst als liturgisches Zeichen. Zum Dom zugelassen waren etwa 230 geladene Gäste. Medien waren nicht dabei. So sollte nach Darstellung der Diözese ein geschützter Raum für die Betroffenen gewährleistet werden. Im Gottesdienst wurden die Vornamen von Opfern verlesen. Für jeden der Genannten wurde zum Gedenken für eine Kerze aufgestellt. Ein Teil der Betroffenen lehnte eine Teilnahme jedoch ab. Sie fürchteten eine Re-Traumatisierung, beklagten aber auch den Versuch einer Instrumentalisierung.

    Betroffenenbeirat war eingebunden

    Vom Sprecher des Betroffenenbeirats, Peter Bringmann-Henselder, kamen dagegen heute positive Signale. Er betonte: "Es war uns wichtig, dass die Folgen des sexuellen Missbrauchs sichtbar werden.“ Die Schuld von Verantwortlichen und Tätern habe deutlich angesprochen werden müssen. Deshalb habe sich der Beirat an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligt.
    Bringmann-Henselder verlangte ein klares Bekenntnis der Schuld nun auch von den Ordensgemeinschaften. Einige dieser Institutionen hätten die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs bisher kaum in Angriff genommen.

    "Wir sind Kirche" verlangt "ernsthafte Taten zu frommen Worten"

    Die katholische Laienbewegung "Wir sind Kirche“ kritisierte den Bußgottesdienst als neuerliches kommunikatives Versagen. Viele Betroffene seien ausgeschlossen und vor den Kopf gestoßen worden. Zzu frommen Worten gehörten ernsthafte Taten. Nur dann habe ein Bußgottesdienst Sinn. "Wir sind Kirche“ vertrat zudem die Ansicht, der Betroffenenbeirat sei missbraucht worden. Dessen kritische Mitglieder seien eh lange ausgetreten.