Hoheneck
Steinmeier eröffnet Gedenkstätte in DDR-Frauengefängnis

Bundespräsident Steinmeier hat im sächsischen Stollberg an die Inhaftierung von Gegnerinnen der SED-Diktatur erinnert. Im ehemaligen DDR-Frauengefängnis Hoheneck eröffnete er eine Gedenkstätte mit einer Ausstellung zur politischen Strafjustiz und Verfolgung. Frauen seien unschuldig eingesperrt worden, weil sie frei und selbstbestimmt leben wollten, sagte Steinmeier. Es sei wichtig, dass deren Schicksal in ganz Deutschland anerkannt werde.

    Stollberg: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l) steht im ehemaligen Gefängnis Hoheneck mit Zeitzeuginnen zusammen.
    Bundespräsident Steinmeier in der Gedenkstätte Hoheneck (Sebastian Willnow / dpa / Sebastian Willnow)
    Viele von ihnen kämpften bis heute mit den Folgen der Haft, betonte der Bundespräsident unter Hinweis auf die Trennung von Müttern und ihren Kindern und die Akkordarbeit, zu der die Frauen gezwungen wurden. Unternehmen, die damals Produkte aus DDR-Fertigung in die Bundesrepublik importiert hätten, sollten zur Aufklärung beitragen und den Dialog mit ehemaligen Häftlingen suchen, forderte Steinmeier.
    Er rief überdies dazu auf, rasch Lösungen zu finden, um Frauen und Männern unbürokratisch zu helfen, die in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert gewesen seien.

    Strumpfproduktion für den Westen

    Das einstige Burgareal Hoheneck bei Chemnitz diente bereits ab 1864 als Gefängnis, damals noch als "Königlich-Sächsisches Weiberzuchthaus". In der Nazi-Zeit wurde es auch als Männerstrafvollzug und ab 1939 als Jugendgefängnis genutzt.
    Von 1950 an richtete die DDR dort ihr größtes Frauengefängnis ein. Bis 1989 waren dort etwa 24.000 Frauen in Haft, rund 8.000 von ihnen aus politischen Gründen. Die Frauen mussten im Dreischichtsystem Bettwäsche und Strumpfhosen für den Export nach Westdeutschland herstellen. Schläge und Schikanen waren an der Tagesordnung, strafverschärfend wurde die Zusammenlegung politischer Häftlinge mit Gewaltverbrecherinnen und Mörderinnen eingesetzt.
    Nach der Wiedervereinigung wurde es zunächst als Justizvollzugsanstalt genutzt. An einer Nutzung als Gedenkstätte wurde seit 2019 gearbeitet.
    Diese Nachricht wurde am 11.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.