Nagelbombenanschlag in Köln
Steinmeier: Rechtsstaat muss nach NSU-Terror Vertrauen erneuern

Bundespräsident Steinmeier hat die Fehler der deutschen Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit der rechtsextremen NSU-Terrorserie als "beschämend" bezeichnet. Bei einer Gedenkveranstaltung zum 20. Jahrestag des Nagelbombenanschlags der Gruppe in der Kölner Keupstraße sagte er, dort, wo das Vertrauen in den Rechtsstaat gelitten habe, müsse es erneuert werden.

    Zu sehen ist Bundespräsident Steinmeier, der mit zwei Männern bei einer Gedenkveranstaltung steht.
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) steht mit Hasan Yildirim (l) und Ãzcan Yildirim vor ihrem Friseurgeschäft in der Kölner Keupstraße. Am 9. Juni 2004 hatten die NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt vor dem Friseurgeschäft eine Nagelbombe gezündet. (Henning Kaiser / dpa / Henning Kaiser)
    Mit dem Wissen von heute sei klar, der Staat hätte den Rechtsextremismus schon in den 90er Jahren systematischer beobachten und entschlossener bekämpfen müssen. Steinmeier fügte hinzu, eine Demokratie aber wie die deutsche sei als einzige Staatsform in der Lage, Fehler aufzuarbeiten. Bereits gestern hatte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wüst, CDU, die Opfer in einem Gastbeitrag in den Medien um Entschuldigung für die Fehler der Behörden gebeten.
    Der Beginn der Gedenkveranstaltung zum 20. Jahrestag des NSU-Nagelbombenanschlags hatte sich wegen eines Sprengstoff-Verdachts verzögert. Ein Spürhund habe angeschlagen, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei. Entschärfer seien dann hinzugezogen worden. Diese hätten ihre Überprüfung abgeschlossen und Entwarnung gegeben. Bundespräsident Steinmeier sei daher erst später als geplant am Veranstaltungsort eingetroffen.
    Bei dem rassistischen Attentat am 9. Juni 2004 waren insgesamt 22 Menschen verletzt worden. Die Terroristen zündeten den Sprengsatz in einem Gebiet, wo viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben und arbeiten. Die Polizei vermutete die Täter zunächst jahrelang im Umfeld der Opfer.
    Diese Nachricht wurde am 09.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.