Gedenken an Weltkriegsende
Steinmeier: "Wir müssen für unsere Werte einstehen"

Bundespräsident Steinmeier hat am 80. Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa vor Abschottung, aggressivem Nationalismus und der Verachtung von demokratischen Institutionen gewarnt. So habe man in Deutschland schon einmal die Demokratie verloren, sagte er in der Gedenkstunde im Bundestag. Gedenkveranstaltungen gab es unter anderem auch in Paris und London.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht in der Gedenkstunde im Bundestag zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa.Er steht an einem Pult; zudem sind viele Abgeordnete zu sehen, sie sitzen im Plenum.
    Die Gedenkfeier im Bundestag zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Steinmeier wies auf die aktuelle Bedrohung der Freiheit hin und mahnte deutsches Engagement für den Frieden an. Deutschland werde gebraucht, um um Frieden zu ringen, wo er verloren gegangen sei. Auch das sei ein Auftrag des 8. Mai, sagte der Bundespräsident.
    Er betonte, der 8. Mai sei als Tag der Befreiung Kern der gesamtdeutschen Identität geworden. Und doch begehe man diesen 8. Mai nicht in ruhiger Selbstgewissheit. Freiheit sei nicht für alle Zeiten garantiert. Steinmeier verwies auf einen doppelten Epochenbruch, nämlich den Angriffskrieg Russlands und den Wertebruch der USA. Zugleich verteidigte er die deutschen Pläne für Aufrüstung. Es müsse gemeinsam mit europäischen Partnern alles getan werden, um die Landnahme des russischen Präsidenten Putin aufzuhalten. Man müsse militärisch stärker werden, nicht um Krieg zu führen, sondern um Krieg zu verhindern.
    Steinmeier sprach den Alliierten den tiefen Dank Deutschlands für die Befreiung vom NS-Regime aus. Der Dank gelte Amerikanern, Briten und Franzosen, und man vergesse auch den Beitrag der Roten Armee nicht. Gerade deshalb trete man aber den heutigen Geschichtslügen des Kremls entschieden entgegen.

    Klöckner hebt Leid von Frauen in Kriegen hervor

    Zuvor hatte Bundestagspräsidentin Klöckner auf das "ungeheuerliche Ausmaß" deutscher Verbrechen im Zweiten Weltkrieg hingewiesen. Zugleich forderte sie mehr Aufmerksamkeit für das Leid von Frauen in Kriegen.
    Zu der Feierstunde waren unter anderem Holocaust-Überlebende und die in Deutschland vertretenen Diplomaten mit Ausnahme von Russland und Belarus eingeladen.
    Zuvor hatten Steinmeier und Bundeskanzler Merz an der Neuen Wache in Berlin Kränze niedergelegt. Begonnen hatten die zentralen Feiern mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Auch an anderen Orten in Deutschland wird heute der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht, unter anderem in Landtagen und an Gedenkstätten.

    Europaweit wird an Kriegsende erinnert

    In London fand ein Gedenkgottesdienst in der Westminster Abbey statt. Zu den Gästen zählten König Charles III., seine Frau Camilla sowie Kronprinz William und seine Frau Kate. Auch Regierungschef Starmer sowie Veteranen nahmen an dem Gottesdienst teil. Der Ururenkel des früheren britischen Premierministers Churchill entzündete eine Kerze des Friedens. In Paris war für den Nachmittag eine Zeremonie am Triumphbogen geplant. In Moskau findet morgen eine Militärparade statt.
    Der Zweite Weltkrieg endete in Europa am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht.
    Diese Nachricht wurde am 08.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.