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Steinzeit - unter Wasser

"Die Abkürzung "SINCOS" - steht für "sinking coasts", also sinkende Küsten. Das Projekt befasst sich mit der Erkundung steinzeitlichen Siedlungen, die vor der Ostseeküste in zwei bis 12 Meter Tiefe unter der Wasseroberfläche liegen. Warum und zu welcher Zeit sie vom Wasser umschlossen wurden, ist weithin unklar. Der Archäologe Harald Lübke leitet die Unterwasser-Ausgrabungen in der Wismarer Bucht - westlich von Rostock. 1998, als das Sincos Projekt gestartet wurde, betraten er und seine Kollegen völliges Neuland.

Von Nikolaus Möbius |
    Weil das bisher ein Bereich war, von dem nichts bekannt war. Es gab Fundstellen, aber es galt vor allem, die Forschungslücke im westlichen Landesteil auf zu füllen. Da haben wir wirklich innerhalb kürzester Zeit viele gut erhaltene Fundstellen nachweisen können und das ist als Wissenschaftler eine sehr große Befriedigung.

    Teils von meterhohem Sedimentgestein bedeckt, teils von Erosion zerstört, liegen die ursprünglichen Küstenlinien, an denen sich die Taucher entlang tasten um sie zu allererst zu kartografieren. Genau an den urzeitlichen Küsten bestehen erfahrungsgemäß die größten Chancen, Spuren steinzeitlicher Siedlungen zu finden.

    In der Wismarer Bucht haben wir bisher über 20 Fundstellen aus verschiedenen Phasen der Steinzeit gefunden, datiert in eine Zeit vor 6000 vor Christus. Wir haben sehr viele Fundstellen, die auch diese Organik liefern.

    Vor allem die organischen Überreste sind von allergrößter Bedeutung für die Forscher. Anhand von Pflanzenresten, Holzgeräten sind zeitliche Einstufungen möglich, können auf Grund von Pflanzenarten Vegetationsbedingungen rekonstruiert werden. Dadurch sind dann wiederum Rückschlüsse auf das Klima zu machen. Für die Auswertung der Funde arbeiten Geologen, Biologen, Geografen und Archäologen eng zusammen. Ziel ist es Voraussagen für die zukünftige Küstenentwicklung zu treffen. Landeskonservator Frederich Lüth.

    Ein Teilversuch ist, ob man Modellierung nachstellen kann aus den Daten der Vergangenheit. Modellierungen für die Zukunft, indem man veränderte Bedingungen simuliert.

    An dem "Sincos"-Projekt sind auch mehrere Archäologie Studenten, wie Stefanie Labes, beteiligt. Sie untersucht die erhaltenen Holz- und Werkstoff-Funde auf ihre kulturelle Herkunft hin. Eine Aufgabe, die sie zum Thema ihrer Doktorarbeit gemacht hat.

    Der Forschungsbedarf ist enorm. Gerade unter den Jungwissenschaftlern des Sincos-Projekts besteht eine enge Kommunikation. Man kann viel voneinander lernen.

    Der Nutzen den die leitenden Wissenschaftler von den Studenten ziehen, ist die Aufarbeitung der unzähligen Funde. Auch dafür wird weiterhin Nachwuchs gesucht. Unterwasserarchäologe Harald Lübke.

    Gerade in den letzten Jahren haben wir in der Wismarer Bucht viele Fundstellen finden können. Wir haben nur einen kleinen Teil ausführlicher durch Grabungen untersuchen können. Weitere Fundplätze werden folgen. Das bedeutet auch, dass ich das alleine als Wissenschaftler überhaupt nicht aufarbeiten kann. Deshalb ist es wichtig, Nachwuchs zu finden.

    Finanziell abgesichert ist "Sincos" derzeit über eine Sechs-Jahres-Förderung der deutschen Forschungsgesellschaft. Jährlich stehen anderthalb Millionen Euro zur Verfügung.