Blumenthal: Herr Berge, hat Sie die Nachricht aus den USA überrascht?
Berge: Nein, das habe ich ja in vielen Interviews nach der "Columbia"-Katastrophe praktisch vorausgesagt. Das ist eine vorübergehende Maßnahme, damit mit den russischen Raumtransporter neben den Menschen auch zusätzliches Material wie Essen und andere Dinge für die Raumstation herauf transportiert werden kann.
Blumenthal: Inwieweit sind die europäischen Partner in diese Entscheidung miteinbezogen worden?
Berge: Wir sind bisher überhaupt nicht einbezogen. Das ist eine Angelegenheit zwischen der NASA und der Rosaviakosmos, der russischen Agentur, und zwar einfach deswegen, weil bisher nur Teile oben sind, die von diesen beiden Nationen gebaut wurden. Unsere Anteile, das Kolumbus-Modul der Europäer und das der Japaner, kommen noch.
Blumenthal: Wie lange können die russischen Raketen als Transportmittel zur ISS den Ausfall der amerikanischen Shuttle-Flotte kompensieren? Gibt es da ein Zeitfenster, über das man momentan diskutiert?
Berge: Nein, im Prinzip gibt es kein Zeitfenster. Sie werden sich jedoch erinnern, dass die russische Weltraumstation MIR seinerzeit auch von diesen russischen Transportgeräten allein versorgt worden ist. Das kann über Jahre geschehen, wenn man das will.
Blumenthal: Es gibt keinen Punkt, an dem man sagt, jetzt müssen die Shuttle wieder fliegen, um beispielsweise die Raumstation auf eine höhere Umlaufbahn leben?
Berge: Nein, das kann der Progress-Transporter selbst, er hat das ja vor etwa 14 Tagen schon gemacht. Wir Europäer entwickeln allerdings zurzeit einen unbemannten Transporter, das so genannte ATV, das dann mit einer Ariane-Rakete hochgeht. Das kann sehr viel mehr transportieren, und soll planmäßig im September 2004 zum ersten Mal starten. Dann können wir die Russen zumindest was den unbemannten Transport anbelangt, ablösen.
Blumenthal: Die internationale Raumstation sollte ein Vorposten sein, auf dem auch wissenschaftlich gearbeitet wird. Welche Konsequenzen hat jetzt dieser Stellenabbau für dieses Ziel?
Berge: Also, dieses Ziel ist nicht aufgegeben. Das wird nur verzögert, vielleicht um ein oder anderthalb Jahre, je nachdem, wie lange die Shuttle-Flotte am Boden bleibt. Es sind ja noch gar nicht alle Labors oben, und damit auch nicht die wissenschaftlichen Experimente, die man bedienen will. Das beginnt erst nach den bisherigen Zusagen der NASA 2006. Dann sollen etwa 6 bis acht Astronauten dort oben sein, von denen etwa zwei bis drei die Station bedienen und die übrigen die Experimente durchführen.
Blumenthal: Kann man von den beiden dort oben im All wirklich von Astronauten sprechen, oder ist das nicht eigentlich eine bessere Hausmeister-Truppe?
Berge: Na ja, das sind immer noch Astronauten, denn die müssen ja die Schwerelosigkeit ertragen, sie müssen tägliches Training machen, sie müssen sicherlich auch Zeit haben, die entsprechenden Experimente zu bedienen, weil ja momentan nichts dort oben ankommt. Das ist sicher keine Hausmeister-Truppe.
Blumenthal: Was bedeutet diese Verzögerung für das europäische Modul?
Berge: Das Columbus-Modul sollte ursprünglich im Oktober nächsten Jahres mit einem Shuttle hoch gebracht werden. Das wird sich jetzt verzögern, das hängt aber davon ab, wann die NASA wieder ihren Flugbetrieb aufnimmt. Ich denke, dass das mindestens ein Jahr dauert, das heißt, man muss schon damit rechnen, dass Kolumbus erst im Herbst 2005 dort oben sein wird.
Berge: Nein, das habe ich ja in vielen Interviews nach der "Columbia"-Katastrophe praktisch vorausgesagt. Das ist eine vorübergehende Maßnahme, damit mit den russischen Raumtransporter neben den Menschen auch zusätzliches Material wie Essen und andere Dinge für die Raumstation herauf transportiert werden kann.
Blumenthal: Inwieweit sind die europäischen Partner in diese Entscheidung miteinbezogen worden?
Berge: Wir sind bisher überhaupt nicht einbezogen. Das ist eine Angelegenheit zwischen der NASA und der Rosaviakosmos, der russischen Agentur, und zwar einfach deswegen, weil bisher nur Teile oben sind, die von diesen beiden Nationen gebaut wurden. Unsere Anteile, das Kolumbus-Modul der Europäer und das der Japaner, kommen noch.
Blumenthal: Wie lange können die russischen Raketen als Transportmittel zur ISS den Ausfall der amerikanischen Shuttle-Flotte kompensieren? Gibt es da ein Zeitfenster, über das man momentan diskutiert?
Berge: Nein, im Prinzip gibt es kein Zeitfenster. Sie werden sich jedoch erinnern, dass die russische Weltraumstation MIR seinerzeit auch von diesen russischen Transportgeräten allein versorgt worden ist. Das kann über Jahre geschehen, wenn man das will.
Blumenthal: Es gibt keinen Punkt, an dem man sagt, jetzt müssen die Shuttle wieder fliegen, um beispielsweise die Raumstation auf eine höhere Umlaufbahn leben?
Berge: Nein, das kann der Progress-Transporter selbst, er hat das ja vor etwa 14 Tagen schon gemacht. Wir Europäer entwickeln allerdings zurzeit einen unbemannten Transporter, das so genannte ATV, das dann mit einer Ariane-Rakete hochgeht. Das kann sehr viel mehr transportieren, und soll planmäßig im September 2004 zum ersten Mal starten. Dann können wir die Russen zumindest was den unbemannten Transport anbelangt, ablösen.
Blumenthal: Die internationale Raumstation sollte ein Vorposten sein, auf dem auch wissenschaftlich gearbeitet wird. Welche Konsequenzen hat jetzt dieser Stellenabbau für dieses Ziel?
Berge: Also, dieses Ziel ist nicht aufgegeben. Das wird nur verzögert, vielleicht um ein oder anderthalb Jahre, je nachdem, wie lange die Shuttle-Flotte am Boden bleibt. Es sind ja noch gar nicht alle Labors oben, und damit auch nicht die wissenschaftlichen Experimente, die man bedienen will. Das beginnt erst nach den bisherigen Zusagen der NASA 2006. Dann sollen etwa 6 bis acht Astronauten dort oben sein, von denen etwa zwei bis drei die Station bedienen und die übrigen die Experimente durchführen.
Blumenthal: Kann man von den beiden dort oben im All wirklich von Astronauten sprechen, oder ist das nicht eigentlich eine bessere Hausmeister-Truppe?
Berge: Na ja, das sind immer noch Astronauten, denn die müssen ja die Schwerelosigkeit ertragen, sie müssen tägliches Training machen, sie müssen sicherlich auch Zeit haben, die entsprechenden Experimente zu bedienen, weil ja momentan nichts dort oben ankommt. Das ist sicher keine Hausmeister-Truppe.
Blumenthal: Was bedeutet diese Verzögerung für das europäische Modul?
Berge: Das Columbus-Modul sollte ursprünglich im Oktober nächsten Jahres mit einem Shuttle hoch gebracht werden. Das wird sich jetzt verzögern, das hängt aber davon ab, wann die NASA wieder ihren Flugbetrieb aufnimmt. Ich denke, dass das mindestens ein Jahr dauert, das heißt, man muss schon damit rechnen, dass Kolumbus erst im Herbst 2005 dort oben sein wird.