Jörg Biesler: Die Universität Witten-Herdecke, die älteste Privatuniversität Deutschlands, war zum Jahreswechsel in Existenznot und wurde knapp gerettet. Eine Reihe neuer Geldgeber gibt es; der größte darunter ist die Stiftung Software AG; und auch das Land zahlt nun wieder und hat dem neuen Konzept zugestimmt, nachdem das Land zunächst die Zahlung eingestellt hatte.
Seitdem wird nun darüber nachgedacht, wie es weitergeht in Witten. Erste Schritte stehen nun offenbar bevor. Martin Butzlaff ist wissenschaftlicher Geschäftsführer der Universität Witten-Herdecke. Guten Tag, Herr Butzlaff!
Martin Butzlaff: Ich grüße Sie!
Biesler: Insgesamt ist also neues Geld, frisches Geld zusammengekommen, das Sie dringend brauchten in Witten-Herdecke. Dennoch beginnt nun sozusagen die langfristige Neuaufstellung erst einmal mit Entlassungen. 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job. Sparen müssen Sie trotzdem.
Butzlaff: So ist es. Wir müssen wie so viele Unternehmen - und wir sind ja auch eines, wir sind einerseits Universität, aber andererseits sind wir auch ein Unternehmen, und zwar ein gemeinnütziges, was kein Geld verdienen will, sondern was modellhaft zu unserem Bildungswesen beitragen möchte -, wir sind also ein Unternehmen, und wir müssen uns genauso wie viele andere konzentrieren. Und das bedeutet auch, dass wir uns von einem kleinen Teil unserer Mitarbeiter trennen müssen.
Das sind 29 Stellen, wie Sie schon gesagt haben, 29 Menschen. Nicht alle von denen haben eine Vollzeitstelle. Also, es geht insgesamt um 20 Vollzeitstellen, und das sind bei 400 Mitarbeitern, die wir haben, fünf Prozent.
Biesler: Modellhaft wollen Sie sein, auch weiterhin, haben Sie gerade gesagt. Also auch die Neuaufstellung soll eine Sonderstellung, die die Universität Witten-Herdecke ja immer hatte mit anderen Ansätzen, als die staatlichen Universitäten, soll die sichern.
Sie wollen aber auch 500 Studienplätze mehr schaffen. Zu den 1000 soll noch mal die Hälfte dazukommen. Ich sehe in dem Modell im Augenblick nicht, dass auch neue Stellen für Lehrende geschaffen werden. Wie viel vom Konzept Witten-Herdecke kann da bleiben?
Butzlaff: Wir haben in den vergangenen drei Jahren trotz großer, immer wieder auch auftretender finanzieller Sorgen Stellen aufgebaut, haben vor allen Dingen auch in der Humanmedizin Professorenstellen und wissenschaftliche Mitarbeiterstellen geschaffen, die werden in der jetzigen Situation, in der wir Menschen kündigen müssen, nicht gekürzt.
Mit anderen Worten: Dieser Personalstamm in den wissenschaftlichen Bereichen, der bleibt erhalten. Wir haben hervorragende Betreuungsverhältnisse in den einzelnen Studiengängen, von der Zahnmedizin über die Wirtschaftswissenschaft bis in die Humanmedizin hinein, wobei wir einen Teil mehr Studierende in die einzelnen Seminare hineinschicken werden. Aber das wird der Qualität keinen Abbruch tun. Also wir werden etwas mehr Studierende bei gleichbleibenden Ausbildendenzahlen erhalten.
Wir wollen diese neuen Studierenden nicht nur in den bestehenden Studiengängen aufnehmen, sondern wir werden auch neue Studiengänge konzipieren, auch in Kooperation mit anderen Universitäten, und dafür haben wir bei den Professoren, die wir jetzt neu eingestellt haben, auch die Luft, um diese Konzeption umzusetzen.
Biesler: Wenn Sie über Witten-Herdecke in zwei oder drei Jahren nachdenken: Was wird dann der beste Grund sein, in Witten zu studieren?
Butzlaff: Das werden die gleichen Gründe sein, mit denen man sich heute auch bei uns bewerben sollte. Wer eine praxisnahe, problemorientierte Ausbildung sucht, ob das in den Wirtschaftswissenschaften ist, in der Pflegewissenschaft, in der Medizin, in der Zahnmedizin, der bekommt bei uns ein sehr problemorientiertes Studium, was einschließt, dass man - und das erwarten wir von unseren Studierenden und das fordern wir auch - dass man über den Tellerrand hinausschaut, dass man also auch in einem sogenannten Studium fundamentale bewusst den Blick über die Erkenntnisgrenzen des eigenen Faches hinaus richtet.
Biesler: Wird man dafür in Zukunft dann auch mehr bezahlen müssen? Sie haben ja 500 Studierende in Zukunft mehr. Wie hoch werden die Studiengebühren sein?
Butzlaff: Aus Studienbeiträgen finanzieren wir zehn Prozent unseres Etats heute. Diese Zahl soll anwachsen auf 20 Prozent innerhalb von fünf Jahren, und das ist verbunden mit sehr moderaten Anstiegen bei den Studienbeiträgen selbst.
Das liegt in der Endstufe der jetzigen Planung bei 31.000 Euro für das Humanmedizinstudium in toto. Also runtergebrochen auf zehn Semester sind es dann 3000 Euro pro Semester. Und ganz wichtig: Jeder, der bei uns studieren möchte, sollte diese Entscheidung treffen, ohne den Blick auf das eigene Portemonnaie oder das der Eltern richten zu müssen. Das heißt, wir haben extra für die vielen jungen Leute, die sich das nicht zutrauen, aus dem Stand solche Beträge zu schultern, einen umgekehrten Generationenvertrag eingerichtet, der es erlaubt, erst einmal das Studium zu beginnen, es durchzuführen, zu einem spannenden ersten Job, zu einer interessanten ersten Aufgabe zu finden. Und erst, wenn das gelungen ist und man gutes Geld verdient, braucht man im dritten Jahr seiner beruflichen Tätigkeit mit der Rückzahlung zu beginnen.
Biesler: Martin Butzlaff, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Universität Witten-Herdecke, zur langfristigen Neuaufstellung seiner Hochschule. Vielen Dank!
Seitdem wird nun darüber nachgedacht, wie es weitergeht in Witten. Erste Schritte stehen nun offenbar bevor. Martin Butzlaff ist wissenschaftlicher Geschäftsführer der Universität Witten-Herdecke. Guten Tag, Herr Butzlaff!
Martin Butzlaff: Ich grüße Sie!
Biesler: Insgesamt ist also neues Geld, frisches Geld zusammengekommen, das Sie dringend brauchten in Witten-Herdecke. Dennoch beginnt nun sozusagen die langfristige Neuaufstellung erst einmal mit Entlassungen. 29 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihren Job. Sparen müssen Sie trotzdem.
Butzlaff: So ist es. Wir müssen wie so viele Unternehmen - und wir sind ja auch eines, wir sind einerseits Universität, aber andererseits sind wir auch ein Unternehmen, und zwar ein gemeinnütziges, was kein Geld verdienen will, sondern was modellhaft zu unserem Bildungswesen beitragen möchte -, wir sind also ein Unternehmen, und wir müssen uns genauso wie viele andere konzentrieren. Und das bedeutet auch, dass wir uns von einem kleinen Teil unserer Mitarbeiter trennen müssen.
Das sind 29 Stellen, wie Sie schon gesagt haben, 29 Menschen. Nicht alle von denen haben eine Vollzeitstelle. Also, es geht insgesamt um 20 Vollzeitstellen, und das sind bei 400 Mitarbeitern, die wir haben, fünf Prozent.
Biesler: Modellhaft wollen Sie sein, auch weiterhin, haben Sie gerade gesagt. Also auch die Neuaufstellung soll eine Sonderstellung, die die Universität Witten-Herdecke ja immer hatte mit anderen Ansätzen, als die staatlichen Universitäten, soll die sichern.
Sie wollen aber auch 500 Studienplätze mehr schaffen. Zu den 1000 soll noch mal die Hälfte dazukommen. Ich sehe in dem Modell im Augenblick nicht, dass auch neue Stellen für Lehrende geschaffen werden. Wie viel vom Konzept Witten-Herdecke kann da bleiben?
Butzlaff: Wir haben in den vergangenen drei Jahren trotz großer, immer wieder auch auftretender finanzieller Sorgen Stellen aufgebaut, haben vor allen Dingen auch in der Humanmedizin Professorenstellen und wissenschaftliche Mitarbeiterstellen geschaffen, die werden in der jetzigen Situation, in der wir Menschen kündigen müssen, nicht gekürzt.
Mit anderen Worten: Dieser Personalstamm in den wissenschaftlichen Bereichen, der bleibt erhalten. Wir haben hervorragende Betreuungsverhältnisse in den einzelnen Studiengängen, von der Zahnmedizin über die Wirtschaftswissenschaft bis in die Humanmedizin hinein, wobei wir einen Teil mehr Studierende in die einzelnen Seminare hineinschicken werden. Aber das wird der Qualität keinen Abbruch tun. Also wir werden etwas mehr Studierende bei gleichbleibenden Ausbildendenzahlen erhalten.
Wir wollen diese neuen Studierenden nicht nur in den bestehenden Studiengängen aufnehmen, sondern wir werden auch neue Studiengänge konzipieren, auch in Kooperation mit anderen Universitäten, und dafür haben wir bei den Professoren, die wir jetzt neu eingestellt haben, auch die Luft, um diese Konzeption umzusetzen.
Biesler: Wenn Sie über Witten-Herdecke in zwei oder drei Jahren nachdenken: Was wird dann der beste Grund sein, in Witten zu studieren?
Butzlaff: Das werden die gleichen Gründe sein, mit denen man sich heute auch bei uns bewerben sollte. Wer eine praxisnahe, problemorientierte Ausbildung sucht, ob das in den Wirtschaftswissenschaften ist, in der Pflegewissenschaft, in der Medizin, in der Zahnmedizin, der bekommt bei uns ein sehr problemorientiertes Studium, was einschließt, dass man - und das erwarten wir von unseren Studierenden und das fordern wir auch - dass man über den Tellerrand hinausschaut, dass man also auch in einem sogenannten Studium fundamentale bewusst den Blick über die Erkenntnisgrenzen des eigenen Faches hinaus richtet.
Biesler: Wird man dafür in Zukunft dann auch mehr bezahlen müssen? Sie haben ja 500 Studierende in Zukunft mehr. Wie hoch werden die Studiengebühren sein?
Butzlaff: Aus Studienbeiträgen finanzieren wir zehn Prozent unseres Etats heute. Diese Zahl soll anwachsen auf 20 Prozent innerhalb von fünf Jahren, und das ist verbunden mit sehr moderaten Anstiegen bei den Studienbeiträgen selbst.
Das liegt in der Endstufe der jetzigen Planung bei 31.000 Euro für das Humanmedizinstudium in toto. Also runtergebrochen auf zehn Semester sind es dann 3000 Euro pro Semester. Und ganz wichtig: Jeder, der bei uns studieren möchte, sollte diese Entscheidung treffen, ohne den Blick auf das eigene Portemonnaie oder das der Eltern richten zu müssen. Das heißt, wir haben extra für die vielen jungen Leute, die sich das nicht zutrauen, aus dem Stand solche Beträge zu schultern, einen umgekehrten Generationenvertrag eingerichtet, der es erlaubt, erst einmal das Studium zu beginnen, es durchzuführen, zu einem spannenden ersten Job, zu einer interessanten ersten Aufgabe zu finden. Und erst, wenn das gelungen ist und man gutes Geld verdient, braucht man im dritten Jahr seiner beruflichen Tätigkeit mit der Rückzahlung zu beginnen.
Biesler: Martin Butzlaff, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Universität Witten-Herdecke, zur langfristigen Neuaufstellung seiner Hochschule. Vielen Dank!