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Sterngeburt aus Sterntod

Schwarze Löcher sind bekannt für ihre gewaltige Anziehungskraft. Sie werden größer, indem sie Sterne und Wolken aus Gas und Staub verschlingen. In einigen Fällen können Schwarze Löcher jedoch auch die Schöpfung antreiben. Vielleicht lösen sie die Geburt von Sternen aus.

Von Damond Benningfield |
    Hinweise auf diese Möglichkeit fanden Astronomen in der Galaxie NGC 541. Sie ist mehr als 200 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im Sternbild Walfisch, das jetzt am späteren Abend aufgeht.

    Ein extrem massereiches Schwarzes Loch scheint im Zentrum dieser Galaxie zu sitzen. Es ist von einer Scheibe aus heißem Gas umgeben, das spiralförmig in das Schwarze Loch strömt. Die Sensation: ein Teil der Materie - vornehmlich Elektronen - kann entkommen. Starke Magnetfelder bündeln sie zu gewaltigen Jets - Fontänen geladener Partikel, die mit fast Lichtgeschwindigkeit ins All rasen. Mit Bodenteleskopen verfolgte man die Bahn eines der beiden Jets. Er rast in ein Sternentstehungsgebiet, das man als Minkowskis Object bezeichnet.

    Die Entdeckung machten die Astronomen Steve Croft und Will van Bruegel. Nachdem Computersimulationen anderer Forscher darauf hingedeutet hatten, dass die Jets neue Sterngeburten auslösen könnten, entwickeln die Forscher eine Erklärung: die Jetpartikel rasen in eine heiße Wolke aus ionisiertem Wasserstoffgas. Dadurch kühlt sich das Medium ab, bildet eine Wolke aus neutralem Wasserstoffgas, die dann unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenbricht. Die Wolke teilt sich in kleinere Gasklumpen auf und aus vielen dieser Klumpen werden neue Sterne geboren - Sterne, die ihr Leben dem Tod anderer Sterne in der Nähe eines Schwarzen Lochs verdanken.