Sonntag, 28. April 2024

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Einstein-Teleskop in der Lausitz
Testbohrung für Deutsches Zentrum für Astrophysik

Im Granit der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal in der Oberlausitz fand im Frühjahr eine Probebohrung in gut 250 Metern Tiefe statt. Dort wird vielleicht bald ein Gravitationswellendetektor gebaut.

Von Dirk Lorenzen | 09.06.2022
Noch eine kleine Bohrstelle, bald womöglich ein malerisch gelegenes Gravitationswellenobservatorium für Schwarze Löcher: ein Feld bei Ralbitz-Rosenthal
Noch eine kleine Bohrstelle, bald womöglich ein malerisch gelegenes Gravitationswellenobservatorium für Schwarze Löcher: ein Feld bei Ralbitz-Rosenthal (DZA/DESY/Paul Glaser)
Um den Strukturwandel im Braunkohlerevier zu fördern, sollen in der Region zwei Großforschungseinrichtungen entstehen – einer der sechs Kandidaten ist das Deutsche Zentrum für Astrophysik.
Das setzt unter anderem auf Gravitationswellen, winzige Erschütterungen in Raum und Zeit. Sie entstehen zum Beispiel, wenn Schwarze Löcher kollidieren. Um auch die ersten Schwarzen Löcher kurz nach dem Urknall zu erfassen, will Europa das Einstein-Teleskop bauen.
Drei jeweils zehn Kilometer lange Messtunnel bilden ein Dreieck. Gravitationswellen stauchen und dehnen die Tunnelstrecken minimal, was sich mit Lasern messen lässt.
Der Granit der Oberlausitz geht auf vulkanische Aktivität vor rund 570 Millionen Jahren zurück. Er wäre ein idealer erschütterungsfreier Standort für das Einstein-Teleskop.
In gut drei Jahren wird entschieden, ob Europas Messanlage in der Lausitz, auf Sardinien oder im Dreiländereck bei Aachen entsteht.
Selbst wenn Ralbitz-Rosenthal nicht zum Zuge kämen, so ließen sich dort in einem Experimentiertunnel neue Messverfahren für das Einstein-Teleskop entwickeln – vorausgesetzt, das Deutsche Zentrum für Astrophysik zieht tatsächlich ins nahe Görlitz.
In der Lausitz, wo viele Menschen Sorbisch sprechen, erforscht man mit etwas Glück bald „Čorne dźěry“, oder Schwarze Löcher.