Mittwochs, mittags, da ist immer so eine Fragesendung – "Wo um alles in der Welt". Und das sind zwei Norweger, die sehr viel gereist sind, und die sind da im Radio irgendwo und erzählen von ihrer Umwelt, und dann muss der Hörer 'rausfinden, wo die sind. Und... das sind so Stichworte und die Stichworte habe ich mir hier aufnotiert. Und da bin ich halt darauf gekommen, das muss "Canton" sein in China, wo die sitzen. Und da schreibe ich jetzt eine Karte und schick’s halt weg.
Und Sie sind sich ziemlich sicher?
Ich bin mir ganz sicher, weil nämlich die Stadt, die chinesische Stadt, wo die also sind, die ähnelt einem Wort – also einem Landesteil in der Schweiz. Ein Landesteil in der Schweiz ist "Kanton", also müssen sie in "Canton" sein.
Daß Freija Hutschenreuther die 60 längst passiert hat, merkt man ihr wahrlich nicht an. Das Haar voll, die Haut glatt, ihr Körper korpulent, aber voller Energie, hinter der großen Brille klare, wache Augen. Seit 37 Jahren lebt die im bayerischen Berchtesgaden aufgewachsene Deutsche auf Spitzbergen. Mehr als 30 Jahre arbeitete sie bei der Kohlengesellschaft – zunächst als Aushilfe in der Kantine, am Ende als Haushälterin in den Unterkünften der Kumpel. Damit, unterstreicht die lebensfreudige 64jährige, hat sie einen gewissen Status erreicht:
Also ich weiß, dass ich mit zwölf Jahren schon auf Rechenpapier – maßstabgetreu – ein Schiff gezeichnet habe, was ich mal haben will, wenn ich mal groß bin. Weil alle haben gesagt, weil ich ein Mädel bin, da kann ich nicht zur See fahren. Und ich wollte zur See und ich wollte zum Norden. Also, ich glaub eigentlich, jeder Mensch findet das Milieu, das er selbst aufsucht.
Zwei Tage dauerte die Fahrt, als Freja Hutschnereuther 1959 erstmals vom norwegischen Festland nach Spitzbergen übersetzte. Damals, sagt sie schmunzelnd, konnte die Seele noch mitreisen und sich langsam auf den rauen Norden einstellen. Freja Hutschenreuther aber ist alles andere als ein nostalgisch-melancholischer Mensch. Seit vier Jahren ist sie in Rente. In ihrer kleinen Anderthalb-Zimmer-Wohnung etwas außerhalb von Longyearbyen stapeln sich Bücher, Zeitschriften und Nähzeug.
Erstens mal bin ich ein B-Mensch, also ich schlafe lange, bin lange auf in der Nacht. Und hier oben in Nybyen, da wird die Post nicht ausgetragen. Wir haben Postfächer – da muss ich also zum Postfach gehen, da gehe ich in den Ort rein, das ist von hier aus ungefähr 'ne knappe halbe Stunde zu gehen, und da treffe ich all die anderen – Bekannte, Freunde, Bekannte, gell – und man redet miteinander. Also man hat es da sehr sozial, besonders im Cafe Busen. Und Cafe Busen – also auf Deutsch kann man das übersetzen mit "Cafe Kumpel", denn Buse, das ist ein Bergwerksarbeiter – und … es ist immer irgend … ich bin ein Mensch, der sich nie langweilig fühlt.
Im Herbst nimmt man sich sehr viel vor, denn da kommt ja dann die dunkle Jahreszeit und dann kann man nicht so viel rausgehen, weil man nichts sieht. Und dann macht man das und das und das. Und dann kommt die Polarnacht – und da ist da mal ein Amateurtheater, mal ein Theaterbesuch von Norwegen, und das ist mal da der Vortrag und der Literaturabend in der Bibliothek, und dies und das. Und auf einmal kommt die Sonne wieder. Und man hat nicht die Hälfte von dem gemacht, was man machen wollte.
Irgendwann aber heißt es endgültig Abschied nehmen, dessen ist sich auch Freja Hutschenreuther bewusst. Auf Spitzbergen kann nur leben, wer sich selbst versorgen kann. Alten- und Pflegeheime gibt es keine. Selbst die Krankenstation ist eher eine Notversorgung – für Operationen, ja selbst Entbindungen werden die Spitzbergener auf das Festland nach Tromsø geflogen. Freja Hutschenreuther blickt aus dem Fenster hinaus auf die Berge. Sachte zuckt sie mit den Schultern – Wehmut ist ihre Sache nicht:
Dann heißt es "Auf Wiedersehen" Spitzbergen. Und das steht mir halt dann frei, ob ich dann als wirklich alter Mensch dann nach Norwegen will oder nach Deutschland. Aber ich hab nu in Berchtesgaden die Wohnung von meinen Eltern übernommen. Und Berchtesgaden ist ja auch ein schönes Gebiet.
Und Sie sind sich ziemlich sicher?
Ich bin mir ganz sicher, weil nämlich die Stadt, die chinesische Stadt, wo die also sind, die ähnelt einem Wort – also einem Landesteil in der Schweiz. Ein Landesteil in der Schweiz ist "Kanton", also müssen sie in "Canton" sein.
Daß Freija Hutschenreuther die 60 längst passiert hat, merkt man ihr wahrlich nicht an. Das Haar voll, die Haut glatt, ihr Körper korpulent, aber voller Energie, hinter der großen Brille klare, wache Augen. Seit 37 Jahren lebt die im bayerischen Berchtesgaden aufgewachsene Deutsche auf Spitzbergen. Mehr als 30 Jahre arbeitete sie bei der Kohlengesellschaft – zunächst als Aushilfe in der Kantine, am Ende als Haushälterin in den Unterkünften der Kumpel. Damit, unterstreicht die lebensfreudige 64jährige, hat sie einen gewissen Status erreicht:
Also ich weiß, dass ich mit zwölf Jahren schon auf Rechenpapier – maßstabgetreu – ein Schiff gezeichnet habe, was ich mal haben will, wenn ich mal groß bin. Weil alle haben gesagt, weil ich ein Mädel bin, da kann ich nicht zur See fahren. Und ich wollte zur See und ich wollte zum Norden. Also, ich glaub eigentlich, jeder Mensch findet das Milieu, das er selbst aufsucht.
Zwei Tage dauerte die Fahrt, als Freja Hutschnereuther 1959 erstmals vom norwegischen Festland nach Spitzbergen übersetzte. Damals, sagt sie schmunzelnd, konnte die Seele noch mitreisen und sich langsam auf den rauen Norden einstellen. Freja Hutschenreuther aber ist alles andere als ein nostalgisch-melancholischer Mensch. Seit vier Jahren ist sie in Rente. In ihrer kleinen Anderthalb-Zimmer-Wohnung etwas außerhalb von Longyearbyen stapeln sich Bücher, Zeitschriften und Nähzeug.
Erstens mal bin ich ein B-Mensch, also ich schlafe lange, bin lange auf in der Nacht. Und hier oben in Nybyen, da wird die Post nicht ausgetragen. Wir haben Postfächer – da muss ich also zum Postfach gehen, da gehe ich in den Ort rein, das ist von hier aus ungefähr 'ne knappe halbe Stunde zu gehen, und da treffe ich all die anderen – Bekannte, Freunde, Bekannte, gell – und man redet miteinander. Also man hat es da sehr sozial, besonders im Cafe Busen. Und Cafe Busen – also auf Deutsch kann man das übersetzen mit "Cafe Kumpel", denn Buse, das ist ein Bergwerksarbeiter – und … es ist immer irgend … ich bin ein Mensch, der sich nie langweilig fühlt.
Im Herbst nimmt man sich sehr viel vor, denn da kommt ja dann die dunkle Jahreszeit und dann kann man nicht so viel rausgehen, weil man nichts sieht. Und dann macht man das und das und das. Und dann kommt die Polarnacht – und da ist da mal ein Amateurtheater, mal ein Theaterbesuch von Norwegen, und das ist mal da der Vortrag und der Literaturabend in der Bibliothek, und dies und das. Und auf einmal kommt die Sonne wieder. Und man hat nicht die Hälfte von dem gemacht, was man machen wollte.
Irgendwann aber heißt es endgültig Abschied nehmen, dessen ist sich auch Freja Hutschenreuther bewusst. Auf Spitzbergen kann nur leben, wer sich selbst versorgen kann. Alten- und Pflegeheime gibt es keine. Selbst die Krankenstation ist eher eine Notversorgung – für Operationen, ja selbst Entbindungen werden die Spitzbergener auf das Festland nach Tromsø geflogen. Freja Hutschenreuther blickt aus dem Fenster hinaus auf die Berge. Sachte zuckt sie mit den Schultern – Wehmut ist ihre Sache nicht:
Dann heißt es "Auf Wiedersehen" Spitzbergen. Und das steht mir halt dann frei, ob ich dann als wirklich alter Mensch dann nach Norwegen will oder nach Deutschland. Aber ich hab nu in Berchtesgaden die Wohnung von meinen Eltern übernommen. Und Berchtesgaden ist ja auch ein schönes Gebiet.