Lemke: Also, ich bin natürlich schon etwas erschrocken über diese Meldung in der Süddeutschen Zeitung. Wir haben nämlich heute den 4. April und nicht den 1. April, sonst hätte ich gesagt: Das können Sie mit mir nicht machen, das ist ein Aprilscherz. Allen Ernstes: Ich habe sehr früh in meiner Tätigkeit gelernt, dass man mit dem Umgang mit Bürgschaften sehr vorsichtig sein muss. Das ist nämlich wie rausgeschmissenes Geld, weil sie ja eines Tages von dem, der sie gibt in DM gezahlt werden müssen. Angesichts der anstehenden wirtschaftlichen Arbeitsplatzsorgen in unserem Land, der Fußballmillionäre und derjenigen, die seit Jahrzehnten glänzend am Fußball verdienen, so wie ich übrigens auch glänzend im Fußball verdient habe, das staatlich über die Finanzierung von Steuergeldern zu finanzieren, halte ich für einen politischen Skandal.
Gerner: Nun ist ja der Kommentar der Süddeutschen heute da mit der These, dass das Ganze ein Opportunismus mit Blick auf den Wahlkampftermin sei, und zwar von Schröder und Stoiber?
Lemke: Dennoch widerspricht es meinen Argumenten nicht, dass es absolut von niemandem in unserem Land, selbst von den Fußballfans verstanden werden kann, wenn hier aus wahltaktischen Gründen - was ich nicht glauben kann und will, weil ich diesbezüglich eigentlich recht gute Informationen habe...
Gerner: Wo könnte dann das Motiv liegen?
Lemke: Ich glaube dieser Meldung der Süddeutschen schlicht nicht, dass die Bundesregierung und auch die Länder kein Interesse daran haben, dass die restlichen Wochen einer spannend abgelaufenen Bundesliga-Saison möglicherweise sehr sehr schwierig durchführbar sein werden, weil einige Profis der Meinung sind, dass sie für 8 Millionen oder 6 Millionen Kürzungen im Jahr nicht mehr spielen werden und sich dann verweigern werden. Das glaube ich wirklich nicht.
Gerner: Glauben Sie denn, dass Kirch die Summen noch aufbringen kann, denn für die meisten Vereine - sehen wir mal ab von Bayern-München, Leverkusen, Dortmund, Schalke - würde es ja offenbar eng werden?
Lemke: Natürlich würde es eng werden und natürlich gibt es auch die Möglichkeit, wie zum Beispiel ein Land oder eine Stadt einem Verein helfen kann, zum Beispiel indem man über die Stadienmieten redet, die vielleicht nicht sofort gezahlt werden müssen, dass Verträge, die laufen, gestreckt werden können, dass man über Bandenwerbeeinnahmen nachdenkt. Das kann ich mir alles vorstellen, um denjenigen Vereinen zu helfen, denen es wirklich jetzt schlecht geht und die, wenn man so will, quasi unverschuldet, aber dennoch auch gezielt hier in eine sehr schwierige Lage gebracht worden sind, denn ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass gerade aus der Stadt, in der auch Kirch beheimatet ist, sehr sehr lange und laut gefordert worden ist, dass die Bundesliga-Rechte noch mehr Geld bringen müssten. Sogar an eine 1-Milliarde-Forderung kann ich mich erinnern. Ich habe immer gesagt: Der Markt wird das regeln und regulieren, und jetzt reguliert das offensichtlich der Markt, denn ganz offensichtlich ist die Ware nicht diesen horrenden Preis wert gewesen, sonst würde das Fußballgeschäft für das Fernsehen wesentlich lukrativer sein.
Gerner: Ist das aber, was jetzt im Gespräch ist, Herr Lemke, ist das nicht die Konsequenz dessen, was wir schon die ganze Zeit über erlebt haben: Freier Markt auf der einen Seite, auf der anderen Seite ein offenes Geheimnis, dass unter anderem die Bayerische Landesbank, unterstützt von der Bayerischen Landesregierung immer wieder Kirch mit Finanzspritzen unterstützt hat. Das wäre die konsequente Fortführung der politischen Hilfe für Kirch.
Lemke: Ja, aber die ist absolut nicht akzeptabel. Man kann nicht sagen, der Markt wird alles regeln und dann, wenn der Markt versagt nach dem Staat rufen. Das geht überhaupt gar nicht und ich hoffe nicht, dass die Parteien oder die Landesregierungen das mitmachen werden. Ich bin ja Mitglied in einer kleinen Landesregierung und wenn hier so ein Antrag käme, würde ich ihm garantiert nicht zustimmen, sondern ich würde nach kreativen, vielfältigen Möglichkeiten suchen, um das zu regulieren...
Gerner: Sie kennen sich ja sicher noch gut aus mit Werder Bremen: Was würde denn die Zahlungsunfähigkeit von Kirch für Werder-Bremen bedeuten?
Lemke: Das heißt, dass konkrete Einnahmen in nicht unerheblichem Maße in den nächsten Wochen und Monaten nicht fließen würden. Das bringt uns aber nicht in den finanziellen Ruin. Man müsste sich sofort mit allen Verantwortlichen an den Tisch setzten und sagen: Hört zu, es gibt meinetwegen 5, 10 oder 15 Millionen weniger. Jetzt müssen wir alle die Gürtel enger schnallen. Das ist aber angesichts der Arbeitslosigkeit in unserem Land nun überhaupt kein Problem, dass die Herren Profis, die Herren Manager und die Herren Präsidenten sich selber sagen: Wir regulieren das und wir rufen nicht nach dem Staat, nach dem Steuerzahler, der uns jetzt hier retten soll. Das ist überhaupt nicht zu akzeptieren. Dann lassen Sie uns bitte lieber darüber reden, wie man den Holzmann-Mitarbeitern helfen kann oder den anderen von Arbeitslosigkeit bedrohten Firmen.
Gerner: Das tun wir im nächsten Interview, das wir zusammen führen werden. Danken Ihnen. Das war der Senator für Bildung und Wissenschaft der Hansestadt Bremen und ehemalige Manager von Werder Bremen, Willy Lemke.
Link: Interview als RealAudio
Gerner: Nun ist ja der Kommentar der Süddeutschen heute da mit der These, dass das Ganze ein Opportunismus mit Blick auf den Wahlkampftermin sei, und zwar von Schröder und Stoiber?
Lemke: Dennoch widerspricht es meinen Argumenten nicht, dass es absolut von niemandem in unserem Land, selbst von den Fußballfans verstanden werden kann, wenn hier aus wahltaktischen Gründen - was ich nicht glauben kann und will, weil ich diesbezüglich eigentlich recht gute Informationen habe...
Gerner: Wo könnte dann das Motiv liegen?
Lemke: Ich glaube dieser Meldung der Süddeutschen schlicht nicht, dass die Bundesregierung und auch die Länder kein Interesse daran haben, dass die restlichen Wochen einer spannend abgelaufenen Bundesliga-Saison möglicherweise sehr sehr schwierig durchführbar sein werden, weil einige Profis der Meinung sind, dass sie für 8 Millionen oder 6 Millionen Kürzungen im Jahr nicht mehr spielen werden und sich dann verweigern werden. Das glaube ich wirklich nicht.
Gerner: Glauben Sie denn, dass Kirch die Summen noch aufbringen kann, denn für die meisten Vereine - sehen wir mal ab von Bayern-München, Leverkusen, Dortmund, Schalke - würde es ja offenbar eng werden?
Lemke: Natürlich würde es eng werden und natürlich gibt es auch die Möglichkeit, wie zum Beispiel ein Land oder eine Stadt einem Verein helfen kann, zum Beispiel indem man über die Stadienmieten redet, die vielleicht nicht sofort gezahlt werden müssen, dass Verträge, die laufen, gestreckt werden können, dass man über Bandenwerbeeinnahmen nachdenkt. Das kann ich mir alles vorstellen, um denjenigen Vereinen zu helfen, denen es wirklich jetzt schlecht geht und die, wenn man so will, quasi unverschuldet, aber dennoch auch gezielt hier in eine sehr schwierige Lage gebracht worden sind, denn ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass gerade aus der Stadt, in der auch Kirch beheimatet ist, sehr sehr lange und laut gefordert worden ist, dass die Bundesliga-Rechte noch mehr Geld bringen müssten. Sogar an eine 1-Milliarde-Forderung kann ich mich erinnern. Ich habe immer gesagt: Der Markt wird das regeln und regulieren, und jetzt reguliert das offensichtlich der Markt, denn ganz offensichtlich ist die Ware nicht diesen horrenden Preis wert gewesen, sonst würde das Fußballgeschäft für das Fernsehen wesentlich lukrativer sein.
Gerner: Ist das aber, was jetzt im Gespräch ist, Herr Lemke, ist das nicht die Konsequenz dessen, was wir schon die ganze Zeit über erlebt haben: Freier Markt auf der einen Seite, auf der anderen Seite ein offenes Geheimnis, dass unter anderem die Bayerische Landesbank, unterstützt von der Bayerischen Landesregierung immer wieder Kirch mit Finanzspritzen unterstützt hat. Das wäre die konsequente Fortführung der politischen Hilfe für Kirch.
Lemke: Ja, aber die ist absolut nicht akzeptabel. Man kann nicht sagen, der Markt wird alles regeln und dann, wenn der Markt versagt nach dem Staat rufen. Das geht überhaupt gar nicht und ich hoffe nicht, dass die Parteien oder die Landesregierungen das mitmachen werden. Ich bin ja Mitglied in einer kleinen Landesregierung und wenn hier so ein Antrag käme, würde ich ihm garantiert nicht zustimmen, sondern ich würde nach kreativen, vielfältigen Möglichkeiten suchen, um das zu regulieren...
Gerner: Sie kennen sich ja sicher noch gut aus mit Werder Bremen: Was würde denn die Zahlungsunfähigkeit von Kirch für Werder-Bremen bedeuten?
Lemke: Das heißt, dass konkrete Einnahmen in nicht unerheblichem Maße in den nächsten Wochen und Monaten nicht fließen würden. Das bringt uns aber nicht in den finanziellen Ruin. Man müsste sich sofort mit allen Verantwortlichen an den Tisch setzten und sagen: Hört zu, es gibt meinetwegen 5, 10 oder 15 Millionen weniger. Jetzt müssen wir alle die Gürtel enger schnallen. Das ist aber angesichts der Arbeitslosigkeit in unserem Land nun überhaupt kein Problem, dass die Herren Profis, die Herren Manager und die Herren Präsidenten sich selber sagen: Wir regulieren das und wir rufen nicht nach dem Staat, nach dem Steuerzahler, der uns jetzt hier retten soll. Das ist überhaupt nicht zu akzeptieren. Dann lassen Sie uns bitte lieber darüber reden, wie man den Holzmann-Mitarbeitern helfen kann oder den anderen von Arbeitslosigkeit bedrohten Firmen.
Gerner: Das tun wir im nächsten Interview, das wir zusammen führen werden. Danken Ihnen. Das war der Senator für Bildung und Wissenschaft der Hansestadt Bremen und ehemalige Manager von Werder Bremen, Willy Lemke.
Link: Interview als RealAudio
