Wenn man davon ausgeht - und man geht davon aus, dass Privatbankiers höfliche, diskrete und taktvolle Zeitgenossen sind, dann ist Pierre Mirabeau ein höchst untypischer Vertreter seiner Gattung. Er trägt gern schrille Kleidung, einen auffälligen Schnurrbart und riskiert eine flotte Lippe. Doch wenn der Chef der Banque Mirabeau und Präsident der Schweizer Privatbankiers dem deutschen Nachrichtendienst "Gestapomethoden" vorwirft, dann ist das starker Tobak. Selbst wenn er sich hinterher halbherzig entschuldigt.
Doch Mirabeaus Entgleisung zeigt im Grunde nur, wie hoch die Wogen gehen. Zwischen Hochsteuerländern einerseits und Steuerparadiesen andrerseits. Deutschland gegen Liechtenstein. Dass klingt unfair - und ein wenig nach Goliath gegen David. Oder nach Frankreich gegen Färöer im Fußball.
Doch gekämpft wird beiderseits mit harten Bandagen. Von "Hehlerei im großen Stil" und vom "schlechtesten Steuersystem der Welt", spricht Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, deftige Worte aus dem Monarchenmund. Aus deutschen Landen tönt es nicht minder markig zurück: Von modernem Raubrittertum ist da die Rede, von Alpenpiraterie und Schurkenstaat. Worauf dann der Justizminister des Ministaates am Oberrhein erwidert, diese teutonische Ausdrucksweise komme in seinem Land nicht sonderlich gut an.
Und die andern? Luxemburg und Monaco, Andorra, Großbritannien oder die Schweiz ducken sich derweil - in der Hoffnung, dass nicht allzu viel verbaler Unrat in ihre Richtung fliegt. Die Schweiz sei von der ganzen Sache nicht betroffen, meint etwa deren Bundespräsident Samuel Schmid - schauen wir mal!
Deutschland gegen Liechtenstein - man mag das deplatziert finden, doch das Fürstentum ist eben nicht nur ein Zwerg, sondern einer, der andere ganz schön piesackt. Auch wenn Liechtenstein seine Rechtsordnung noch so naiv verteidigt und den Zweck der Stiftungen, der Anonymität und des Bankgeheimnisses noch so schönredet - kein Mensch glaubt ernsthaft, dass Liechtenstein etwas anderes will, als auf dem Rücken anderer zu profitieren. Die OECD sagt es deutlich: Liechtenstein, Monaco und Andorra seien ausgesprochen unkooperative Steuerparadiese. Und sie möchten das gerne bleiben.
Natürlich lassen sich diese Ministaaten in die Knie zwingen. Leichter jedenfalls als jene EU-Länder, die auch Steuerschlupflöcher anbieten.
Und sind Hochsteuerländer wie Deutschland nicht auch selber schuld? Jene, die Steuern hinterziehen, repetieren das ständig. Übertrieben seien die Steuern, zu komplex das Steuersystem, zu gering die Leistungen für das viele Geld.
Die Frage ist nur, verhielten sich Reiche und Superreiche redlicher, wenn die Steuern moderater wären? Oder entwickeln jene, die sehr viel kreative Energie dafür aufwenden, reich zu werden, nicht auch reichlich kriminelle Energie, um vom Reichtum möglichst wenig abtreten zu müssen? Oder anders gefragt: Fühlen sich jene, deren Kinder private Schulen besuchen, jene, die sich privat chauffieren lassen und ihren Urlaub in abgeschotteten Edelghettos verbringen, gesellschaftlich noch genügend zugehörig, damit sie Steuern als gerechtfertigt empfinden?
Die Frage lässt sich kaum beantworten, aber hier gälte es anzusetzen.
Denn Millionen auszugeben, um an belastendes Material heranzukommen, eine Drohkulisse gegen Kleinststaaten aufzubauen, immer mehr immer rücksichtslosere Steuerfahnder einzusetzen - das kann auf Dauer kein Rezept sein.
Denn selbst wenn Liechtenstein oder Luxemburg klein beigeben, wer garantiert dann dafür, dass nicht irgendwann Moldawien oder Moçambique an ihre Stelle treten? Oder gar das jüngste Staatenbaby Kosovo, wo sich das organisierte Verbrechen schon trefflich eingenistet hat.
Nötig wäre breiter Konsens darüber, dass Steuern grundsätzlich legitim sind. Ein Konsens auch, der voraussetzt, dass viel zahlt, wer viel hat. Schwarze Schafe wird es immer geben. Aber wenn Steuerhinterziehung selbst im allergrößten Umfang zum Sport wird, der von Hunderttausenden betrieben wird, wenn Steuerdelikte sozusagen als gutartige Verbrechen gelten, dann rührt das an der Substanz der Gesellschaft und der Demokratie. Und dieses Problem heisst dann nicht mehr nur Liechtenstein.
Doch Mirabeaus Entgleisung zeigt im Grunde nur, wie hoch die Wogen gehen. Zwischen Hochsteuerländern einerseits und Steuerparadiesen andrerseits. Deutschland gegen Liechtenstein. Dass klingt unfair - und ein wenig nach Goliath gegen David. Oder nach Frankreich gegen Färöer im Fußball.
Doch gekämpft wird beiderseits mit harten Bandagen. Von "Hehlerei im großen Stil" und vom "schlechtesten Steuersystem der Welt", spricht Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, deftige Worte aus dem Monarchenmund. Aus deutschen Landen tönt es nicht minder markig zurück: Von modernem Raubrittertum ist da die Rede, von Alpenpiraterie und Schurkenstaat. Worauf dann der Justizminister des Ministaates am Oberrhein erwidert, diese teutonische Ausdrucksweise komme in seinem Land nicht sonderlich gut an.
Und die andern? Luxemburg und Monaco, Andorra, Großbritannien oder die Schweiz ducken sich derweil - in der Hoffnung, dass nicht allzu viel verbaler Unrat in ihre Richtung fliegt. Die Schweiz sei von der ganzen Sache nicht betroffen, meint etwa deren Bundespräsident Samuel Schmid - schauen wir mal!
Deutschland gegen Liechtenstein - man mag das deplatziert finden, doch das Fürstentum ist eben nicht nur ein Zwerg, sondern einer, der andere ganz schön piesackt. Auch wenn Liechtenstein seine Rechtsordnung noch so naiv verteidigt und den Zweck der Stiftungen, der Anonymität und des Bankgeheimnisses noch so schönredet - kein Mensch glaubt ernsthaft, dass Liechtenstein etwas anderes will, als auf dem Rücken anderer zu profitieren. Die OECD sagt es deutlich: Liechtenstein, Monaco und Andorra seien ausgesprochen unkooperative Steuerparadiese. Und sie möchten das gerne bleiben.
Natürlich lassen sich diese Ministaaten in die Knie zwingen. Leichter jedenfalls als jene EU-Länder, die auch Steuerschlupflöcher anbieten.
Und sind Hochsteuerländer wie Deutschland nicht auch selber schuld? Jene, die Steuern hinterziehen, repetieren das ständig. Übertrieben seien die Steuern, zu komplex das Steuersystem, zu gering die Leistungen für das viele Geld.
Die Frage ist nur, verhielten sich Reiche und Superreiche redlicher, wenn die Steuern moderater wären? Oder entwickeln jene, die sehr viel kreative Energie dafür aufwenden, reich zu werden, nicht auch reichlich kriminelle Energie, um vom Reichtum möglichst wenig abtreten zu müssen? Oder anders gefragt: Fühlen sich jene, deren Kinder private Schulen besuchen, jene, die sich privat chauffieren lassen und ihren Urlaub in abgeschotteten Edelghettos verbringen, gesellschaftlich noch genügend zugehörig, damit sie Steuern als gerechtfertigt empfinden?
Die Frage lässt sich kaum beantworten, aber hier gälte es anzusetzen.
Denn Millionen auszugeben, um an belastendes Material heranzukommen, eine Drohkulisse gegen Kleinststaaten aufzubauen, immer mehr immer rücksichtslosere Steuerfahnder einzusetzen - das kann auf Dauer kein Rezept sein.
Denn selbst wenn Liechtenstein oder Luxemburg klein beigeben, wer garantiert dann dafür, dass nicht irgendwann Moldawien oder Moçambique an ihre Stelle treten? Oder gar das jüngste Staatenbaby Kosovo, wo sich das organisierte Verbrechen schon trefflich eingenistet hat.
Nötig wäre breiter Konsens darüber, dass Steuern grundsätzlich legitim sind. Ein Konsens auch, der voraussetzt, dass viel zahlt, wer viel hat. Schwarze Schafe wird es immer geben. Aber wenn Steuerhinterziehung selbst im allergrößten Umfang zum Sport wird, der von Hunderttausenden betrieben wird, wenn Steuerdelikte sozusagen als gutartige Verbrechen gelten, dann rührt das an der Substanz der Gesellschaft und der Demokratie. Und dieses Problem heisst dann nicht mehr nur Liechtenstein.