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Steueroase Irland (3/5)
Nation der Auswanderer im Aufwind

Die Iren haben Armut und Aufschwung erlebt. Nach dem EU-Beitritt Anfang der 1970er-Jahre ging es bergauf. Knapp 40 Jahre später brachte die Finanzkrise Irland an den Rand des Abgrundes. Das Land rettete sich erneut, diesmal auch durch fragwürdige Steueranreize. Der Preis für das Image ist hoch.

Von Tom Schimmeck | 19.09.2018
    Irische Auswanderer beim Verlassen ihres Heimatlands in die USA
    Historisch betrachtet ist Irland als Auswanderungsland bekannt. Aktuell scheint das Land im Aufwind zu sein. (imago stock&people)
    Irland war lange arm. Zu arm, um dort zu bleiben. Über Jahrhunderte wanderten schätzungsweise zehn Millionen Iren aus. Aus einem Land, das hat heute circa 4,8 Millionen Einwohner hat. "Für die irische Gesellschaft war Emigration immer ein Überdruckventil", sagt Jessica Traynor vom Dubliner Emigrationsmuseum.
    Doch in den vergangenen 50 Jahren hat sich Irlands Bruttosozialprodukt plötzlich verhundertfacht. "Irland – ein reiches Land. Das fühlt sich merkwürdig an nach Jahrhunderten der Armut", sagt der Historiker Alexander Ó Fháilghigh auf einer Führung durch Dublin. Und bleibt skeptisch. Seine Generation wisse: "Eine Wirtschaft, die auf Sand gebaut ist, kann einfach verschwinden."
    Der Historiker Alexander Ó Fháilghigh auf einer Führung durch Dublin
    Der Historiker Alexander Ó Fháilghigh betrachtet den irischen Aufschwung mit Skepsis. "Meiner Generation ist klar: Wie gewonnen, so zerronnen", sagt er. (Deutschlandradio / Tom Schimmeck)