
Die vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte Empfehlung sieht eine Impfung für alle Neugeborenen und Säuglinge vor, unabhängig von möglichen Risikofaktoren. Gespritzt werden soll der Antikörper-Wirkstoff Nirsevimab in der ersten RSV-Saison, die auf die Geburt folgt. Die Saison geht üblicherweise von Oktober bis März. Säuglinge, die zwischen April und September geboren werden, sollen das Mittel laut Stiko zwischen September und November erhalten. Für Neugeborene, die während einer RSV-Saison auf die Welt kommen, empfiehlt die Stiko die Gabe möglichst rasch nach der Geburt noch vor Entlassung aus der Geburtseinrichtung. Der Wirkstoff wird einmalig in den Oberschenkel gespritzt.
Für Säuglinge, die bereits eine RSV-Infektion durchgemacht haben, ist der Empfehlung zufolge in der Regel keine Nirsevimab-Prophylaxe erforderlich.
Antikörper-Prophylaxe hält etwa sechs Monate
Nirsevimab bindet an ein Virusprotein und verhindert so das Eindringen des Erregers in Körperzellen. Es handelt sich um eine sogenannte passive Immunisierung: Verabreicht werden fertige Antikörper, diese werden also nicht aktiv vom eigenen Immunsystem produziert. Das bietet sofortigen Schutz, ist aber nur zeitweise wirksam, da die Antikörper nach einer gewissen Zeit abgebaut werden. Bei Nirsevimab hält der Schutz etwa sechs Monate, wie der Leiter der pädiatrischen Infektiologie und Immunologie am Universitätsklinikum Würzburg,
Liese, erklärte.
Liese, erklärte.
Welche Risiken gibt es?
"Wie bei allen Injektionen können Rötung und Schwellung und Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle auftreten, am Tag der Injektion und auch am Tag danach", erklärte Kinderärztin und Stiko-Mitglied Tabatabai. Ansonsten werde das Arzneimittel als sehr sicher eingestuft, betonte Infektionsspezialist Liese. Schwere Unverträglichkeiten seien "extrem selten."
Welche Symptome haben Kinder bei einer RSV-Infektion?
Bei Kindern zeigt sich eine Infektion meist zuerst durch eine laufende Nase und fehlenden Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. "Husten und Niesen folgen, und häufig tritt Fieber auf", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Webseite. In der Folge seien Bronchitis und Lungenentzündung möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein. Tödliche Verläufe sind möglich, in Deutschland aber sehr selten.
Eine spezielle Therapie gibt es laut Stiko nach Ausbruch der Krankheit nicht. Die Behandlung bestehe vor allem in ausreichender Flüssigkeitszufuhr, der Verwendung von Nasenspülungen oder Nasentropfen und gegebenenfalls Sauerstoffgaben.
Für wen ist eine Erkrankung besonders gefährlich?
Vor allem bei sehr jungen Säuglingen kann eine Infektion laut Kinderärztin Tabatabai schwere Atemwegserkrankungen zur Folge haben, die zu Krankenhausaufenthalten führen. "Eine schwere Atemwegserkrankung mit RSV ist der häufigste Hospitalisierungsgrund für Kinder im ersten Lebensjahr", sagte Stiko-Mitglied Tabatabai. Während des ersten Lebensjahres müsse jedes vierte Kind mit einer RSV-Infektion medizinisch behandelt werden.
Als weitere Risikogruppen für schwere Verläufe gelten unter anderem Frühgeborene, Kinder mit angeborenem Herzfehler oder chronischen Lungenerkrankungen, aber auch Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Grundsätzlich kann man in jedem Alter an RSV erkranken und sich wiederholt infizieren.
Gibt es andere Mittel gegen RSV, auch für Erwachsene?
In der Europäischen Union sind seit vergangenem Jahr zwei Impfstoffe gegen RSV verfügbar, einer für Schwangere und Menschen ab 60 (Abrysvo) und einer nur für Menschen über 60 (Arexvy). Für die Wirkstoffe gibt es bislang keine Stiko-Empfehlung. Bei der Impfung für Schwangere sei die Datenlage bislang unzureichend, hieß es zur Begründung. Die Lage für Ältere habe das Gremium gesondert bewertet und werde dazu noch Stellung nehmen, sagte Tabatabai.
Diese Nachricht wurde am 27.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.