Man wäre sicher nicht schlecht beraten, Philippe Grandjean ernst zu nehmen. Der Mann ist Professor für Umweltmedizin an der Universität von Süd-Dänemark in Odense. Zugleich lehrt er an der namhaften Harvard-Universität in Boston in den USA. Vor allem aber forscht Grandjean schon seit zwei Jahrzehnten über Blei und Quecksilber - zwei Umweltgifte, bei denen auch nicht gleich klar war, dass sie die geistige Entwicklung im Kindesalter beeinträchtigen können:
"Diese Erfahrung hat uns gelehrt: Es kostet sehr, sehr viel Zeit, um am Ende belegen zu können, was man immer schon annahm: dass ein Zusammenhang besteht, dass auch geringe Konzentrationen solcher nervenschädigender Chemikalien zu Störungen der Gehirnfunktion von Kindern führen können."
Gemeinsam mit einem anderen erfahrenen Umweltmediziner aus New York legt Grandjean jetzt eine Art Schwarze Liste vor. Sie enthält insgesamt 202 weltweit gebräuchliche Industriechemikalien, von denen die beiden Forscher annehmen, dass sie ähnlich bedenklich für Babys, Kinder und Jugendliche sein könnten wie Blei oder Quecksilber und dass ihre mutmaßliche neurotoxische Wirkung auf das junge Gehirn, wie das im Expertenjargon heißt, bisher nicht beachtet worden sei.
In der Liste finden sich Vertreter aller möglichen Stoffgruppen: Pestizide neben Lösungsmitteln, technische Stoffe genauso wie Umweltgifte. Laut dem dänischen Mediziner wird mehr als die Hälfte der über 200 Verdachtssubstanzen in großen Mengen hergestellt:
"Bei den Substanzen in dieser Liste ist sicher, dass sie neurotoxisch wirken. Und wir sagen: Dann ist es auch sehr wahrscheinlich, dass all diese Stoffe eine besondere Gefahr für Kinder darstellen. Denn ihr Gehirn entwickelt sich noch. Wird es geschädigt, lässt sich das nicht mehr heilen. Unser Vorschlag ist deshalb, das Vorsorgeprinzip auf diese Stoffe anzuwenden. Wenn sie wirklich so giftig sind, wie wir annehmen, dann steht einfach zu viel auf dem Spiel."
Die Mediziner empfehlen Umweltbehörden nun, die Schwarze Liste durchzugehen und zu prüfen: Welche Stoffe darunter spielen im eigenen Land eine Rolle? Welche kommen auch in der Umwelt vor oder als Schadstoffe in Lebensmitteln? Vorsorglich sollten dann Maßnahmen ergriffen werden, um die Belastung der Bevölkerung mit jenen Giftstoffen zu minimieren.
Philippe Grandjean kommt in diesem Zusammenhang auch auf die geplante, neue Chemikalien-Gesetzgebung in der EU zu sprechen. Das Projekt ist als REACH bekannt. Der Industrie geht es zu weit. Denn REACH sieht vor, auch lange gebräuchliche Chemikalien daraufhin zu prüfen, ob sie überhaupt gesundheitlich und ökologisch unbedenklich sind.
Mediziner Grandjean sieht das anders. Ihm geht REACH nicht weit genug:
"REACH ist ein großer Schritt nach vorne. Denn die gebräuchlichsten Chemikalien werden auf ihre Giftigkeit und ihr Krebsrisiko abgeklopft. Aber: Es soll keine Untersuchungen zu Auswirkungen auf das kindliche Gehirn geben. Ich hoffe, dass sich das in den abschließenden Verhandlungen über die neue Chemikalien-Gesetzgebung noch ändert und dass solche Tests mit aufgenommen werden."
Im Schnitt zeige heute eines von sechs Kindern eine Entwicklungsstörung, sagen die Autoren der neuen Studie. Und fast immer sei das Nervensystem betroffen. Es gehe hier um Konzentrationsschwäche und Koordinationsstörungen, aber auch um so folgenschwere Erkrankungen wie Autismus. Die Mediziner fürchten, dass solche Fälle zunehmen, weil Kinder in den letzten Jahren und Jahrzehnten permanent geringen Konzentrationen der nervenschädigenden Industrie- und Umweltchemikalien ausgesetzt sind. Sie sprechen sogar von einer stillen Pandemie. Millionen Heranwachsende - vom Baby- bis zum Jugendalter - könnten weltweit betroffen sein.
"Diese Erfahrung hat uns gelehrt: Es kostet sehr, sehr viel Zeit, um am Ende belegen zu können, was man immer schon annahm: dass ein Zusammenhang besteht, dass auch geringe Konzentrationen solcher nervenschädigender Chemikalien zu Störungen der Gehirnfunktion von Kindern führen können."
Gemeinsam mit einem anderen erfahrenen Umweltmediziner aus New York legt Grandjean jetzt eine Art Schwarze Liste vor. Sie enthält insgesamt 202 weltweit gebräuchliche Industriechemikalien, von denen die beiden Forscher annehmen, dass sie ähnlich bedenklich für Babys, Kinder und Jugendliche sein könnten wie Blei oder Quecksilber und dass ihre mutmaßliche neurotoxische Wirkung auf das junge Gehirn, wie das im Expertenjargon heißt, bisher nicht beachtet worden sei.
In der Liste finden sich Vertreter aller möglichen Stoffgruppen: Pestizide neben Lösungsmitteln, technische Stoffe genauso wie Umweltgifte. Laut dem dänischen Mediziner wird mehr als die Hälfte der über 200 Verdachtssubstanzen in großen Mengen hergestellt:
"Bei den Substanzen in dieser Liste ist sicher, dass sie neurotoxisch wirken. Und wir sagen: Dann ist es auch sehr wahrscheinlich, dass all diese Stoffe eine besondere Gefahr für Kinder darstellen. Denn ihr Gehirn entwickelt sich noch. Wird es geschädigt, lässt sich das nicht mehr heilen. Unser Vorschlag ist deshalb, das Vorsorgeprinzip auf diese Stoffe anzuwenden. Wenn sie wirklich so giftig sind, wie wir annehmen, dann steht einfach zu viel auf dem Spiel."
Die Mediziner empfehlen Umweltbehörden nun, die Schwarze Liste durchzugehen und zu prüfen: Welche Stoffe darunter spielen im eigenen Land eine Rolle? Welche kommen auch in der Umwelt vor oder als Schadstoffe in Lebensmitteln? Vorsorglich sollten dann Maßnahmen ergriffen werden, um die Belastung der Bevölkerung mit jenen Giftstoffen zu minimieren.
Philippe Grandjean kommt in diesem Zusammenhang auch auf die geplante, neue Chemikalien-Gesetzgebung in der EU zu sprechen. Das Projekt ist als REACH bekannt. Der Industrie geht es zu weit. Denn REACH sieht vor, auch lange gebräuchliche Chemikalien daraufhin zu prüfen, ob sie überhaupt gesundheitlich und ökologisch unbedenklich sind.
Mediziner Grandjean sieht das anders. Ihm geht REACH nicht weit genug:
"REACH ist ein großer Schritt nach vorne. Denn die gebräuchlichsten Chemikalien werden auf ihre Giftigkeit und ihr Krebsrisiko abgeklopft. Aber: Es soll keine Untersuchungen zu Auswirkungen auf das kindliche Gehirn geben. Ich hoffe, dass sich das in den abschließenden Verhandlungen über die neue Chemikalien-Gesetzgebung noch ändert und dass solche Tests mit aufgenommen werden."
Im Schnitt zeige heute eines von sechs Kindern eine Entwicklungsstörung, sagen die Autoren der neuen Studie. Und fast immer sei das Nervensystem betroffen. Es gehe hier um Konzentrationsschwäche und Koordinationsstörungen, aber auch um so folgenschwere Erkrankungen wie Autismus. Die Mediziner fürchten, dass solche Fälle zunehmen, weil Kinder in den letzten Jahren und Jahrzehnten permanent geringen Konzentrationen der nervenschädigenden Industrie- und Umweltchemikalien ausgesetzt sind. Sie sprechen sogar von einer stillen Pandemie. Millionen Heranwachsende - vom Baby- bis zum Jugendalter - könnten weltweit betroffen sein.