Diese Sätze wurden nicht etwa nach der Abstimmung der Schweiz gegen die Öffnung zur EU geschrieben, sondern schon 1928. Hermann Graf Keyserling war ihr Verfasser. Von der "intimen Tragik", die er benennt, ist auch die Geschichte des Helden von Jean-Luc Benoziglios neuem Roman gezeichnet. Schweizer sein heißt auch für ihn: neben der Geschichte stehen, zuschauen und im großen und ganzen verschont bleiben. Und sein Schöpfer muß es wissen, ist er doch selber Schweizer, wenn auch seit 1968 in Paris lebend. Ohnehin läßt eine Anzahl von Details erkennen, daß dieses Buch zumindest einzelne autobiographische Züge trägt. Womit haben wir es zu tun? Mit einem klassischen Entwicklungsroman, einem philosophisch-politischen Roman und einer rhapsodischen Geschichte der Gewalt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei Jagdflugzeuge und Handfeuerwaffen die dominierende Rolle spielen.
Jahreszahlen setzen nicht nur die Marksteine in diesem Buch, sie bilden auch seine Kapitelüberschriften. Es beginnt mit einem etwas kryptischen, formal angestrengten Prolog aus dem Jahr 1991, unmittelbar vor Ausbruch des Golfkriegs, in dem das Motiv der Gewalt eingeführt wird. Dieser Prolog bleibt mit dem Rest des Buches merkwürdig unverbunden, als habe der Autor sich nicht sofort getraut zu erzählen. Dann aber beginnt es, und zwar furios. 1944 - die deutsche Luftwaffe bombardiert im französisch-schweizerischen Grenzgebiet versehentlich ein schweizerisches Dorf, dessen Bewohner Krieg bis dahin nur als etwas kannten, was zwar allgegenwärtig war, jedoch an der Schweizer Grenze Halt zu machen hatte. Eine junge Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn Urlaub im Dorf macht, wird von dem Angriff überrascht, als sie nach einem Spaziergang den Kinderwagen mit ihrem Sprößling ins Dorf zurückschiebt. Beide überleben; im Kinderwagen liegt schließlich der Held des Buches, der auch später keinen Namen haben, sondern immer nur in der dritten Person Maskulinum Singular benannt werden wird. Daß es sich hierbei dennoch um den verkappten Ich-Erzähler des Romans handelt, wird deutlich, wenn Benoziglio in den Kapiteln über die Zeit im Internat und beim Militär plötzlich von "wir" spricht, um den Helden und seine Mitschüler bzw. Mitsoldaten zu bezeichnen.
Aber zurück zum Jahr 1944 und dem irrtümlich, gleichwohl äußerst präzise ausgeführten Angriff auf das Schweizer Grenzdorf. Es ist die Form der Groteske, die Benoziglio wählt, um dieses Ereignis zu schildern. Klar, daß die Bewohner des Dorfes zunächst nicht wissen, was da eigentlich geschieht, daß sie fassungslos sind. Auch die drei Kanoniere der Armee, die in zehntausend Übungen die Luftabwehr bis zur Perfektion gebracht haben, sind etwas durcheinander, als diese plötzlich real nötig wird. Der Dorfkaufmann versucht in einer heldenhaften Aktion vergeblich, die Deutschen von ihrem Irrtum in Kenntnis zu setzen, indem er auf einer Wiese das größte Exemplar der Schweizer Flagge ausbreitet, das er in seinem Laden hat. Das jüdische Kinderheim im Dorf, obwohl als solches aus der Luft gewiß nicht erkennbar, wird bevorzugtes Ziel der deutschen Jagdbomber. Vor allem aber werden die Kühe unruhig, brechen aus den Höfen und von den Weiden aus und vereinigen sich nach und nach zu einer stampfenden Herde, die in ihrer Panik alles niederwalzt, den Schlagbaum der Grenze eingeschlossen. Benoziglio beschreibt all das in wiederholtem Schnitt und Gegenschnitt, von den ersten Anzeichen des Angriffs und der Verwirrung bis zum Crescendo. Die Kühe etwa, gewohnt, jemandem zu folgen und gelenkt zu werden, versammeln sich zunächst, gleichsam, um sich auf gut schweizerische Art zu beraten.
"Auf dem Kirchplatz im unteren Teil des Dorfes ist die Kuhherde inzwischen um etliche Tiere angewachsen, die aus den halb zerstörten Höfen ausgebrochen sind oder von dem Bombardement überrascht wurden, als sie auf den umliegenden Wiesen, deren Umzäunungen sie in ihrer Panik niedergetrampelt haben, friedlich grasten. Ihrem Herdentrieb folgend, haben sie sich auf dem Platz zusammengedrängt, wo sie nun wie verrückt muhen, den Boden mit schwarzen Ausscheidungen beflecken, und, weil sie nicht wissen, wohin es gehen soll, sichtlich auf etwas warten, das nicht kommt: einen Hirten, einen Ruf, ein Zungenschnalzen, ein Bellen, einen Stock, der sie schlägt. ... Wie immer bei den Kühen wirkt es lächerlich und bemitleidenswert zugleich, wenn diese zigtausend Tonnen - die, wenn sie wollten, alles niedertrampeln könnten, was ihnen in die Quere kommt - in unseren Breiten ein zaghaftes und verängstigtes Verhalten wie in Chihuahua an den Tag legen."
Dann aber setzt sich die Herde in Bewegung, demoliert die Hälfte des Kramladens, zwingt manchen zum Sprung in den Straßengraben und einen Militärkrankenwagen zur Flucht im Rückwärtsgang, und rast auf die französische Grenze zu.
"Die Herde läßt sich in ihrem Schwung nicht aufhalten, fegt wie ein Wirbelwind an den Ruinen des jüdischen Heims vorbei, passiert das Schild ‘Douane-Zoll’, ohne es eines Blickes zu würdigen, und gelangt zur Grenze, wo ein paar Soldaten einen Moment lang Anstalten machen, mit ausgebreiteten Armen dazwischenzutreten, bevor sie sich doch in ihren Wachtposten flüchten. Jene Tiere, die sich durch einen glücklichen Zufall oder einen geheimen, ahnungsvollen Instinkt in die Mitte der Herde gezwängt haben, sprengen die rot-weiße Holzschranke, und eine Staubwolke zieht über die erste Kurve im Niemandsland, wünschen wir unseren bedürftigen französischen Freunden guten Appetit. Die übrigen Kühe, die zu ihrem Pech an den Flanken aufmarschiert sind, verhaken sich geradewegs in den Stacheldrahtrollen, einige schleifen sie noch ein paar Meter mit, andere bleiben abrupt stehen, regelrecht aufgespießt, und schlagen in einem herzzerreißenden Gebrüll wie toll mit allen Vieren aus, so daß sich der Ring aus Stahlspitzen nur noch enger zieht. Auf ihre zuckenden Leiber prallen, stolpern und klettern, Hörner und Hufe voran, die nachfolgenden Tiere. Ein feines Gemetzel."
Dem feinen Gemetzel in all seinen Formen spürt Benoziglio dann auch in der Folge nach. Zwei Jahre später sieht sein Held in einem dieser Filmautomaten, die man mit Geld füttern muß, einen dreiminütigen Streifen über eine Verfolgungsjagd, bei der ein armer Schlucker dann doch glücklich der Polizei entkommt. Dies ist zugleich seine erste Begegnung mit dem Kino, das auch später eine wichtige Rolle für ihn spielen wird. Im Jahre 1950, der Held hat inzwischen eine kleine Schwester bekommen, auf die er aufpassen muß, wenn die Eltern aus dem Haus sind, erschießt er diese eines Sonntags beinahe mit der Pistole seines Stiefvaters. Ähnlich wie die Apokalypse im Eingangskapitel wird auch diese Beinahetragödie über 22 Seiten dramaturgisch perfekt inszeniert. Erst nach der Hälfte der Strecke ahnt der Leser, was hier Furchtbares geschehen könnte und atmet erleichtert auf, wenn er am Ende erfährt, daß die Katastrophe vermieden wird und das Unglück sich auf ein durchlöchertes Badezimmerfenster und eine weinende kleine Schwester mit schmerzenden Ohren beschränkt. Benoziglio ist sehr geschickt, wenn es gilt, Empathie hervorzurufen. Das aber ist keineswegs sein einziges Ziel. Er läßt dem Leser immer wieder auch den Raum zu der ironischen bis sarkastischen Distanznahme, die die zweite große Bewegung in diesem Buch ist. Mitleiden und Sarkasmus - man möchte mutmaßen, daß dieser Autor gründlich Schopenhauer gelesen hat und Samuel Beckett dazu.
Die Gewalt ist zwar das dominierende, aber nicht das einzige Motiv dieses Buches. Da es sich um einen Entwicklungsroman handelt, erfahren wir natürlich auch etwas über die Schulzeit, die Pubertät, die Militärzeit und die prägenden Bildungserlebnisse des Helden. Das ist nicht alles gleichermaßen gelungen. Während die klassische Auseinandersetzung mit dem Vater im Kapitel 1956 - das Jahr der ungarischen Revolte - überzeugend dargestellt wird, müht sich Benoziglio bei der Schilderung der sexuellen Initiation seines Helden fast so zum Erbarmen wie dieser selbst. Jederzeit allerdings entgeht er der Gefahr, den Entwicklungsroman in Monotonie münden, ihn als langen ruhigen Fluß dahinplätschern zu lassen. Schon die unterschiedliche Länge und Gewichtung der einzelnen Kapitel schiebt dem einen Riegel vor. Über die Internatszeit etwa werden wir sehr ausführlich informiert, wobei es weniger um den Protagonisten geht als um die rätselhafte Gestalt von Buthroton, Lehrer für Latein, Griechisch und Französisch, einen düsteren, zu Wutausbrüchen neigenden Mann, über dessen Geschichte unter den Schülern die unterschiedlichsten Gerüchte kursieren. Das reaktionäre katholische Internat, das sich seinen Unterricht von den Eltern gut bezahlen läßt, vereint selbstverständlich auf der Lehrer- wie auf der Schülerseite das Strandgut, die zweifelhaften Existenzen und Versager. Des Lehrers heftigster Wutausbruch, bei dem er einen Schüler fast invalid schlägt, erfolgt bezeichnenderweise, als er diesen mit einer Pistole erwischt. Der Anblick der Waffe und der potentiellen Gewalt löst die Gegengewalt aus. Welches tragische Schicksal diesen Lehrer, über dessen Nationalität man sich nicht einmal einig ist, ans Internat verschlagen hat, das wird allerdings auch am Ende des Kapitels nicht enthüllt.
Ein ähnlich tragisches Schicksal entfaltet das Kapitel über die Militärzeit, 1961, während der Nachbar Frankreich durch den Algerienkrieg und die Anschläge der OAS erschüttert wird. Das Militär ist ja auch eine Bildungsinstitution, für den Helden vor allem in sozialer Hinsicht, denn erstmals kommt er näher mit Angehörigen der unteren Klassen zusammen, beispielhaft dargestellt an Natille, der im Militär die einzige Möglichkeit sieht, später einmal der Arbeit im Kramladen seines Vaters in einem kleinen Kuhdorf zu entkommen. Wie der gute Soldat Natille, gesegnet mit einem äußerst beschränkten Verstand, plötzlich kurz vor seinem Ziel an allem das Interesse verliert und durch unglückliche Liebe zerbricht, das wird von Benoziglio wieder sehr eindrucksvoll gezeigt, pendelnd zwischen Empathie und Ironie. Das für den Helden Wichtigste dagegen wird zuweilen äußerst lakonisch mitgeteilt, als gebe es da eine Scheu, zuviel zu sagen. So sind manche Kapitel nur wenige Zeilen lang. Die wahren Bildungserlebnisse des jungen Mannes, das wissen wir alle, finden ja weder in der Schule noch auf der Universität statt. Was sie ausmacht, zeigt das Kapitel 1962:
"Er entdeckt im gleichen Jahr Mykene und die Atriden unter einem bleiernem Himmel, Die Straße in Flandern, Außer Atem, zwei oder drei Dinge, die er nicht von ihnen weiß, Hiroshima mon amour, Theolonius Sphere Monk, L'Aventura, und wird trotz allem niemals zulassen, daß jemand behauptet, dies sei der schlimmste Abschnitt seines Lebens gewesen."
Solche Erlebnisse können in der Tat nur in kürzerster Form, gleichsam als eine Aufzählung von Chiffren wiedergegeben werden, denn der junge Mann entdeckt nichts weniger als die Kultur und die Avantgarde und muß in einem Jahr Claude Simon, Jean-Luc Godard, Marguerite Duras, Thelonius Monk und Antonioni verarbeiten. Anrührend auch in diesem kurzen Kapitel die Verschränkung von leiser Ironie und aufrichtigem Pathos, und ebenso anrührend die Melancholie in der sechszeiligen Reflexion, die das ganze Kapitel 1965 ausmacht:
"Wenn man bedenkt, daß die Vornamen der Frauen, die man geliebt, dann verloren hat, den Namen jener Flüsse ähnlich werden, die in Kriegszeiten nicht mehr an glatte, von jungen Mädchen leicht gekräuselte Wasserflächen erinnern, sondern, einmal vom Feind überschritten, an rüde abendliche Erfolgsmeldungen."
Auffällig übrigens, daß die frühen sechziger Jahre eher von solchen Reflexionen geprägt sind, dem eigentümlich friedlichen Charakter dieser kurzen Zeit angemessen, die so etwas wie ein Atemholen der Geschichte war. Wenn die Katastrophe doch hereinbricht, dann zunächst in privater Gestalt, im Selbstmord eines Schriftstellers nämlich im Haus, in dem auch der Held eine Wohnung hat. Das ist 1967, das Kapitel kreist um die immer genauere Beobachtung von Tauben und Spatzen, die sich auf einem Balkon um Brot balgen. Das ist insofern ein Glanzstück des Buches, als eine so simple Symbolik, die für den Kampf ums Dasein steht, leicht aufdringlich wirken kann, was Benoziglios erzählerisches Können verhindert. Und dann kommt die magische Jahreszahl 1968, selbstverständlich eines der großen Kapitel. Konzentriert ist es an einem einzigen Ort, nämlich in einem Zellenwagen der französischen Polizei, in dem der Held sich mit mancherlei Revolutionären und einem Clochard wiederfindet. Wir schreiben natürlich den Monat Mai, und nur kurze Zeit vorher ist der Held aus der Schweiz nach Paris gezogen, ein Detail übrigens, das sich mit des Autors Biographie deckt. Kaum hat er also das klassische Land der Neutralität verlassen, gerät er mitten in die Weltgeschichte, wenn auch unfreiwillig, denn eigentlich ist er an diesem Abend mit einer Freundin im Restaurant verabredet. In den Zellenwagen ist unser Held keineswegs aufgrund einer Handlung geraten - denn er ist ja der Beobachter par excellence und handelt selten -, sondern weil er sich nicht ausweisen kann, als er in eine Kontrolle gerät. Die Papiere - die guten Schweizer Papiere, die fast gleichbedeutend mit dem Freispruch sind - liegen in der nahen Wohnung, in die mitzukommen er die Zivilstreife nicht überreden kann. Was dann folgt, hat im Ton ähnlich den Charakter der Groteske wie das Kapitel 1944, und ein schon bekanntes Motiv aus jenem Jahr wird hier an einer Stelle wieder aufgegriffen.
"Als nächstes ist ein halbes Dutzend Bereitschaftspolizisten vorbeigelaufen, ..., im Sturmschritt und mit hoch erhobenen Schlagstöcken. Sie erinnerten ihn an eine blindwürtige Herde von Rindern, und er hat alle bedauert, die unter ihre Hufe geraten sollten."
Da ist also wieder die trampelnde Rinderherde von damals, hier jedoch nicht mehr als flüchtende Opfer, sondern als wütende Verfolger. Denn bei aller Farce, die dieses Kapitel ausmacht und in ihrer Einheit von Zeit, Ort und Handlung beinahe an die klassischen Stücke von Beckett erinnert, gerät Benoziglio das Ganze doch nicht zur nostalgischen Erinnerung an die Kämpfe von damals. Dazu ist er zu genau, und er erinnert hier an einigen Stellen auch an etwas, was wir fast schon vergessen hatten: an die bemerkenswerte Brutalität, mit der die verschiedenen französischen Polizeiverbände 1968 gegen die Studenten und die Streikenden vorgingen. Und so eskaliert das Kapitel auch in einer Szene, in der selbstverständlich wieder eine Pistole die Hauptrolle spielt. Benoziglio läßt seine Leitmotive, die früh eingeführt werden, immer wieder sprechen. Neben der blindwütigen Herde und der Handfeuerwaffe sind es Flugzeuge, die das Dreieck der Bedrohung komplettieren. Seit dem traumatischen Kindheitserlebnis in jenem Dorf an der französischen Grenze hat der Held eine Aversion gegen Flugzeuge, auch wenn es sich um zivile Maschinen handelt. Später arbeitet er in einem Pariser Verlag, der sich hauptsächlich mit der Herstellung von Kriegsbüchern aller Art beschäftigt. Sein Chef läßt ihn nach Genf fliegen, in sein Heimatland also, wo ein pensionierter Oberst der Schweizer Armee interessantes Material anzubieten hat. Während er den verbissenen Kampf zwischen einer alten Dame und der Stewardeß wegen eines Gepäckstücks beobachtet und außerdem Angst vor einer Entführung der Maschine hat - wir schreiben das Jahr 1972 -, denkt er zugleich über sein Schicksal als geborener Schweizer und Halbjude nach:
"In einer Epoche, in der man es bei den Razzien jenseits der rotweißen Schlagbäume mit der Anzahl der arischen Großeltern nicht immer ganz genau nahm und an der Grenze zu Polen merkwürdige Fabriken unter Volldampf standen, sammelte er, geborener Halbjude, mit vollem Bauch, roten Backen und warmen Füßen die Bilder in den Schokoladentafeln von Nestlé, Peter, Cailler und Kohler, während sich andere im eisigen Schlamm um Abfälle stritten, die kein Schwein gewollt hätte."
Dieses Kapitel endet mit der Begegnung mit dem Oberst und einem ironischen Schlenker der Geschichte.
"Als sich der Oberst dennoch, hingerissen vom Thema und von der Aussicht, in Paris zu erscheinen, verstohlen umblickte, als wolle er ihm ein wichtiges Staatsgeheimnis verraten, und leise tuschelte, ein Clou seiner Sammlung seien einige äußerst seltene Amateuraufnahmen von einem Bombenangriff, den die Deutschen 1944 versehentlich auf ein Dorf an der französisch-schweizerischen Grenze geflogen hätten (‘Interessiert Sie das?’), da zuckte er leicht zusammen und antwortete nein, überhaupt nicht."
Damit ist zwar das Buch noch nicht zu Ende, denn noch einmal geht es um Flugzeuge, um 1974 aus Zypern zu entkommen, nachdem die Türken den Nordteil annektiert haben. Aber des Helden Verhältnis zur Geschichte, zur allgemeinen wie der eigenen, ist deutlich geworden. Sie entgleitet ihm, während er, der große Beobachter, sie doch festzuhalten und zu bannen versucht. Aus dieser Position hat Benoziglio einen Roman von tiefem Pessimismus gemacht, der auch durch die grotesken Elemente kaum gemildert wird und an seinen Bruchstellen den Leser in tiefes Erschrecken versetzt.
Jahreszahlen setzen nicht nur die Marksteine in diesem Buch, sie bilden auch seine Kapitelüberschriften. Es beginnt mit einem etwas kryptischen, formal angestrengten Prolog aus dem Jahr 1991, unmittelbar vor Ausbruch des Golfkriegs, in dem das Motiv der Gewalt eingeführt wird. Dieser Prolog bleibt mit dem Rest des Buches merkwürdig unverbunden, als habe der Autor sich nicht sofort getraut zu erzählen. Dann aber beginnt es, und zwar furios. 1944 - die deutsche Luftwaffe bombardiert im französisch-schweizerischen Grenzgebiet versehentlich ein schweizerisches Dorf, dessen Bewohner Krieg bis dahin nur als etwas kannten, was zwar allgegenwärtig war, jedoch an der Schweizer Grenze Halt zu machen hatte. Eine junge Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn Urlaub im Dorf macht, wird von dem Angriff überrascht, als sie nach einem Spaziergang den Kinderwagen mit ihrem Sprößling ins Dorf zurückschiebt. Beide überleben; im Kinderwagen liegt schließlich der Held des Buches, der auch später keinen Namen haben, sondern immer nur in der dritten Person Maskulinum Singular benannt werden wird. Daß es sich hierbei dennoch um den verkappten Ich-Erzähler des Romans handelt, wird deutlich, wenn Benoziglio in den Kapiteln über die Zeit im Internat und beim Militär plötzlich von "wir" spricht, um den Helden und seine Mitschüler bzw. Mitsoldaten zu bezeichnen.
Aber zurück zum Jahr 1944 und dem irrtümlich, gleichwohl äußerst präzise ausgeführten Angriff auf das Schweizer Grenzdorf. Es ist die Form der Groteske, die Benoziglio wählt, um dieses Ereignis zu schildern. Klar, daß die Bewohner des Dorfes zunächst nicht wissen, was da eigentlich geschieht, daß sie fassungslos sind. Auch die drei Kanoniere der Armee, die in zehntausend Übungen die Luftabwehr bis zur Perfektion gebracht haben, sind etwas durcheinander, als diese plötzlich real nötig wird. Der Dorfkaufmann versucht in einer heldenhaften Aktion vergeblich, die Deutschen von ihrem Irrtum in Kenntnis zu setzen, indem er auf einer Wiese das größte Exemplar der Schweizer Flagge ausbreitet, das er in seinem Laden hat. Das jüdische Kinderheim im Dorf, obwohl als solches aus der Luft gewiß nicht erkennbar, wird bevorzugtes Ziel der deutschen Jagdbomber. Vor allem aber werden die Kühe unruhig, brechen aus den Höfen und von den Weiden aus und vereinigen sich nach und nach zu einer stampfenden Herde, die in ihrer Panik alles niederwalzt, den Schlagbaum der Grenze eingeschlossen. Benoziglio beschreibt all das in wiederholtem Schnitt und Gegenschnitt, von den ersten Anzeichen des Angriffs und der Verwirrung bis zum Crescendo. Die Kühe etwa, gewohnt, jemandem zu folgen und gelenkt zu werden, versammeln sich zunächst, gleichsam, um sich auf gut schweizerische Art zu beraten.
"Auf dem Kirchplatz im unteren Teil des Dorfes ist die Kuhherde inzwischen um etliche Tiere angewachsen, die aus den halb zerstörten Höfen ausgebrochen sind oder von dem Bombardement überrascht wurden, als sie auf den umliegenden Wiesen, deren Umzäunungen sie in ihrer Panik niedergetrampelt haben, friedlich grasten. Ihrem Herdentrieb folgend, haben sie sich auf dem Platz zusammengedrängt, wo sie nun wie verrückt muhen, den Boden mit schwarzen Ausscheidungen beflecken, und, weil sie nicht wissen, wohin es gehen soll, sichtlich auf etwas warten, das nicht kommt: einen Hirten, einen Ruf, ein Zungenschnalzen, ein Bellen, einen Stock, der sie schlägt. ... Wie immer bei den Kühen wirkt es lächerlich und bemitleidenswert zugleich, wenn diese zigtausend Tonnen - die, wenn sie wollten, alles niedertrampeln könnten, was ihnen in die Quere kommt - in unseren Breiten ein zaghaftes und verängstigtes Verhalten wie in Chihuahua an den Tag legen."
Dann aber setzt sich die Herde in Bewegung, demoliert die Hälfte des Kramladens, zwingt manchen zum Sprung in den Straßengraben und einen Militärkrankenwagen zur Flucht im Rückwärtsgang, und rast auf die französische Grenze zu.
"Die Herde läßt sich in ihrem Schwung nicht aufhalten, fegt wie ein Wirbelwind an den Ruinen des jüdischen Heims vorbei, passiert das Schild ‘Douane-Zoll’, ohne es eines Blickes zu würdigen, und gelangt zur Grenze, wo ein paar Soldaten einen Moment lang Anstalten machen, mit ausgebreiteten Armen dazwischenzutreten, bevor sie sich doch in ihren Wachtposten flüchten. Jene Tiere, die sich durch einen glücklichen Zufall oder einen geheimen, ahnungsvollen Instinkt in die Mitte der Herde gezwängt haben, sprengen die rot-weiße Holzschranke, und eine Staubwolke zieht über die erste Kurve im Niemandsland, wünschen wir unseren bedürftigen französischen Freunden guten Appetit. Die übrigen Kühe, die zu ihrem Pech an den Flanken aufmarschiert sind, verhaken sich geradewegs in den Stacheldrahtrollen, einige schleifen sie noch ein paar Meter mit, andere bleiben abrupt stehen, regelrecht aufgespießt, und schlagen in einem herzzerreißenden Gebrüll wie toll mit allen Vieren aus, so daß sich der Ring aus Stahlspitzen nur noch enger zieht. Auf ihre zuckenden Leiber prallen, stolpern und klettern, Hörner und Hufe voran, die nachfolgenden Tiere. Ein feines Gemetzel."
Dem feinen Gemetzel in all seinen Formen spürt Benoziglio dann auch in der Folge nach. Zwei Jahre später sieht sein Held in einem dieser Filmautomaten, die man mit Geld füttern muß, einen dreiminütigen Streifen über eine Verfolgungsjagd, bei der ein armer Schlucker dann doch glücklich der Polizei entkommt. Dies ist zugleich seine erste Begegnung mit dem Kino, das auch später eine wichtige Rolle für ihn spielen wird. Im Jahre 1950, der Held hat inzwischen eine kleine Schwester bekommen, auf die er aufpassen muß, wenn die Eltern aus dem Haus sind, erschießt er diese eines Sonntags beinahe mit der Pistole seines Stiefvaters. Ähnlich wie die Apokalypse im Eingangskapitel wird auch diese Beinahetragödie über 22 Seiten dramaturgisch perfekt inszeniert. Erst nach der Hälfte der Strecke ahnt der Leser, was hier Furchtbares geschehen könnte und atmet erleichtert auf, wenn er am Ende erfährt, daß die Katastrophe vermieden wird und das Unglück sich auf ein durchlöchertes Badezimmerfenster und eine weinende kleine Schwester mit schmerzenden Ohren beschränkt. Benoziglio ist sehr geschickt, wenn es gilt, Empathie hervorzurufen. Das aber ist keineswegs sein einziges Ziel. Er läßt dem Leser immer wieder auch den Raum zu der ironischen bis sarkastischen Distanznahme, die die zweite große Bewegung in diesem Buch ist. Mitleiden und Sarkasmus - man möchte mutmaßen, daß dieser Autor gründlich Schopenhauer gelesen hat und Samuel Beckett dazu.
Die Gewalt ist zwar das dominierende, aber nicht das einzige Motiv dieses Buches. Da es sich um einen Entwicklungsroman handelt, erfahren wir natürlich auch etwas über die Schulzeit, die Pubertät, die Militärzeit und die prägenden Bildungserlebnisse des Helden. Das ist nicht alles gleichermaßen gelungen. Während die klassische Auseinandersetzung mit dem Vater im Kapitel 1956 - das Jahr der ungarischen Revolte - überzeugend dargestellt wird, müht sich Benoziglio bei der Schilderung der sexuellen Initiation seines Helden fast so zum Erbarmen wie dieser selbst. Jederzeit allerdings entgeht er der Gefahr, den Entwicklungsroman in Monotonie münden, ihn als langen ruhigen Fluß dahinplätschern zu lassen. Schon die unterschiedliche Länge und Gewichtung der einzelnen Kapitel schiebt dem einen Riegel vor. Über die Internatszeit etwa werden wir sehr ausführlich informiert, wobei es weniger um den Protagonisten geht als um die rätselhafte Gestalt von Buthroton, Lehrer für Latein, Griechisch und Französisch, einen düsteren, zu Wutausbrüchen neigenden Mann, über dessen Geschichte unter den Schülern die unterschiedlichsten Gerüchte kursieren. Das reaktionäre katholische Internat, das sich seinen Unterricht von den Eltern gut bezahlen läßt, vereint selbstverständlich auf der Lehrer- wie auf der Schülerseite das Strandgut, die zweifelhaften Existenzen und Versager. Des Lehrers heftigster Wutausbruch, bei dem er einen Schüler fast invalid schlägt, erfolgt bezeichnenderweise, als er diesen mit einer Pistole erwischt. Der Anblick der Waffe und der potentiellen Gewalt löst die Gegengewalt aus. Welches tragische Schicksal diesen Lehrer, über dessen Nationalität man sich nicht einmal einig ist, ans Internat verschlagen hat, das wird allerdings auch am Ende des Kapitels nicht enthüllt.
Ein ähnlich tragisches Schicksal entfaltet das Kapitel über die Militärzeit, 1961, während der Nachbar Frankreich durch den Algerienkrieg und die Anschläge der OAS erschüttert wird. Das Militär ist ja auch eine Bildungsinstitution, für den Helden vor allem in sozialer Hinsicht, denn erstmals kommt er näher mit Angehörigen der unteren Klassen zusammen, beispielhaft dargestellt an Natille, der im Militär die einzige Möglichkeit sieht, später einmal der Arbeit im Kramladen seines Vaters in einem kleinen Kuhdorf zu entkommen. Wie der gute Soldat Natille, gesegnet mit einem äußerst beschränkten Verstand, plötzlich kurz vor seinem Ziel an allem das Interesse verliert und durch unglückliche Liebe zerbricht, das wird von Benoziglio wieder sehr eindrucksvoll gezeigt, pendelnd zwischen Empathie und Ironie. Das für den Helden Wichtigste dagegen wird zuweilen äußerst lakonisch mitgeteilt, als gebe es da eine Scheu, zuviel zu sagen. So sind manche Kapitel nur wenige Zeilen lang. Die wahren Bildungserlebnisse des jungen Mannes, das wissen wir alle, finden ja weder in der Schule noch auf der Universität statt. Was sie ausmacht, zeigt das Kapitel 1962:
"Er entdeckt im gleichen Jahr Mykene und die Atriden unter einem bleiernem Himmel, Die Straße in Flandern, Außer Atem, zwei oder drei Dinge, die er nicht von ihnen weiß, Hiroshima mon amour, Theolonius Sphere Monk, L'Aventura, und wird trotz allem niemals zulassen, daß jemand behauptet, dies sei der schlimmste Abschnitt seines Lebens gewesen."
Solche Erlebnisse können in der Tat nur in kürzerster Form, gleichsam als eine Aufzählung von Chiffren wiedergegeben werden, denn der junge Mann entdeckt nichts weniger als die Kultur und die Avantgarde und muß in einem Jahr Claude Simon, Jean-Luc Godard, Marguerite Duras, Thelonius Monk und Antonioni verarbeiten. Anrührend auch in diesem kurzen Kapitel die Verschränkung von leiser Ironie und aufrichtigem Pathos, und ebenso anrührend die Melancholie in der sechszeiligen Reflexion, die das ganze Kapitel 1965 ausmacht:
"Wenn man bedenkt, daß die Vornamen der Frauen, die man geliebt, dann verloren hat, den Namen jener Flüsse ähnlich werden, die in Kriegszeiten nicht mehr an glatte, von jungen Mädchen leicht gekräuselte Wasserflächen erinnern, sondern, einmal vom Feind überschritten, an rüde abendliche Erfolgsmeldungen."
Auffällig übrigens, daß die frühen sechziger Jahre eher von solchen Reflexionen geprägt sind, dem eigentümlich friedlichen Charakter dieser kurzen Zeit angemessen, die so etwas wie ein Atemholen der Geschichte war. Wenn die Katastrophe doch hereinbricht, dann zunächst in privater Gestalt, im Selbstmord eines Schriftstellers nämlich im Haus, in dem auch der Held eine Wohnung hat. Das ist 1967, das Kapitel kreist um die immer genauere Beobachtung von Tauben und Spatzen, die sich auf einem Balkon um Brot balgen. Das ist insofern ein Glanzstück des Buches, als eine so simple Symbolik, die für den Kampf ums Dasein steht, leicht aufdringlich wirken kann, was Benoziglios erzählerisches Können verhindert. Und dann kommt die magische Jahreszahl 1968, selbstverständlich eines der großen Kapitel. Konzentriert ist es an einem einzigen Ort, nämlich in einem Zellenwagen der französischen Polizei, in dem der Held sich mit mancherlei Revolutionären und einem Clochard wiederfindet. Wir schreiben natürlich den Monat Mai, und nur kurze Zeit vorher ist der Held aus der Schweiz nach Paris gezogen, ein Detail übrigens, das sich mit des Autors Biographie deckt. Kaum hat er also das klassische Land der Neutralität verlassen, gerät er mitten in die Weltgeschichte, wenn auch unfreiwillig, denn eigentlich ist er an diesem Abend mit einer Freundin im Restaurant verabredet. In den Zellenwagen ist unser Held keineswegs aufgrund einer Handlung geraten - denn er ist ja der Beobachter par excellence und handelt selten -, sondern weil er sich nicht ausweisen kann, als er in eine Kontrolle gerät. Die Papiere - die guten Schweizer Papiere, die fast gleichbedeutend mit dem Freispruch sind - liegen in der nahen Wohnung, in die mitzukommen er die Zivilstreife nicht überreden kann. Was dann folgt, hat im Ton ähnlich den Charakter der Groteske wie das Kapitel 1944, und ein schon bekanntes Motiv aus jenem Jahr wird hier an einer Stelle wieder aufgegriffen.
"Als nächstes ist ein halbes Dutzend Bereitschaftspolizisten vorbeigelaufen, ..., im Sturmschritt und mit hoch erhobenen Schlagstöcken. Sie erinnerten ihn an eine blindwürtige Herde von Rindern, und er hat alle bedauert, die unter ihre Hufe geraten sollten."
Da ist also wieder die trampelnde Rinderherde von damals, hier jedoch nicht mehr als flüchtende Opfer, sondern als wütende Verfolger. Denn bei aller Farce, die dieses Kapitel ausmacht und in ihrer Einheit von Zeit, Ort und Handlung beinahe an die klassischen Stücke von Beckett erinnert, gerät Benoziglio das Ganze doch nicht zur nostalgischen Erinnerung an die Kämpfe von damals. Dazu ist er zu genau, und er erinnert hier an einigen Stellen auch an etwas, was wir fast schon vergessen hatten: an die bemerkenswerte Brutalität, mit der die verschiedenen französischen Polizeiverbände 1968 gegen die Studenten und die Streikenden vorgingen. Und so eskaliert das Kapitel auch in einer Szene, in der selbstverständlich wieder eine Pistole die Hauptrolle spielt. Benoziglio läßt seine Leitmotive, die früh eingeführt werden, immer wieder sprechen. Neben der blindwütigen Herde und der Handfeuerwaffe sind es Flugzeuge, die das Dreieck der Bedrohung komplettieren. Seit dem traumatischen Kindheitserlebnis in jenem Dorf an der französischen Grenze hat der Held eine Aversion gegen Flugzeuge, auch wenn es sich um zivile Maschinen handelt. Später arbeitet er in einem Pariser Verlag, der sich hauptsächlich mit der Herstellung von Kriegsbüchern aller Art beschäftigt. Sein Chef läßt ihn nach Genf fliegen, in sein Heimatland also, wo ein pensionierter Oberst der Schweizer Armee interessantes Material anzubieten hat. Während er den verbissenen Kampf zwischen einer alten Dame und der Stewardeß wegen eines Gepäckstücks beobachtet und außerdem Angst vor einer Entführung der Maschine hat - wir schreiben das Jahr 1972 -, denkt er zugleich über sein Schicksal als geborener Schweizer und Halbjude nach:
"In einer Epoche, in der man es bei den Razzien jenseits der rotweißen Schlagbäume mit der Anzahl der arischen Großeltern nicht immer ganz genau nahm und an der Grenze zu Polen merkwürdige Fabriken unter Volldampf standen, sammelte er, geborener Halbjude, mit vollem Bauch, roten Backen und warmen Füßen die Bilder in den Schokoladentafeln von Nestlé, Peter, Cailler und Kohler, während sich andere im eisigen Schlamm um Abfälle stritten, die kein Schwein gewollt hätte."
Dieses Kapitel endet mit der Begegnung mit dem Oberst und einem ironischen Schlenker der Geschichte.
"Als sich der Oberst dennoch, hingerissen vom Thema und von der Aussicht, in Paris zu erscheinen, verstohlen umblickte, als wolle er ihm ein wichtiges Staatsgeheimnis verraten, und leise tuschelte, ein Clou seiner Sammlung seien einige äußerst seltene Amateuraufnahmen von einem Bombenangriff, den die Deutschen 1944 versehentlich auf ein Dorf an der französisch-schweizerischen Grenze geflogen hätten (‘Interessiert Sie das?’), da zuckte er leicht zusammen und antwortete nein, überhaupt nicht."
Damit ist zwar das Buch noch nicht zu Ende, denn noch einmal geht es um Flugzeuge, um 1974 aus Zypern zu entkommen, nachdem die Türken den Nordteil annektiert haben. Aber des Helden Verhältnis zur Geschichte, zur allgemeinen wie der eigenen, ist deutlich geworden. Sie entgleitet ihm, während er, der große Beobachter, sie doch festzuhalten und zu bannen versucht. Aus dieser Position hat Benoziglio einen Roman von tiefem Pessimismus gemacht, der auch durch die grotesken Elemente kaum gemildert wird und an seinen Bruchstellen den Leser in tiefes Erschrecken versetzt.