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Stillstand beim Antennenfernsehen

Rundfunktechnik. - Auf kaum einem anderen Gebiet werden so gewaltige Fortschritte gemacht wie bei der Funkübertragung von Fernsehbildern. DVB-T, das terrestrische Digital Video Broadcasting, ist so effizient, dass ganze Frequenzbereiche frei wurden und künftig für den LTE-Mobilfunk genutzt werden können. Und schon seit einiger Zeit ist mit DVB-T2 ein noch leistungsfähigerer Standard fertig. Aber in Deutschland wird er nicht genutzt.

Von Achim Killer |
    Professor Birgit Spanner-Ulmer, die technische Direktorin des Bayerischen Rundfunks, sie macht sich Sorgen über eine Entscheidung eines privaten Konkurrenten.

    "Sie können sich vorstellen, meine Damen und Herren, die Kündigung von DVB-T durch den privaten Anbieter RTL löst selbstverständlich bei uns eine intensive Diskussion zum Fortbestand von DVB-T aus."

    Auf der diesjährigen Jahrestagung der Hersteller-Vereinigung Deutsche TV-Plattform war das. Die terrestrische Verbreitung von Fernsehen ist für die Anbieter am teuersten. Kabel und Satellit kosten sie weniger. Deshalb wollen einige aussteigen. Hinzu kommt, dass eigentlich auch noch ein technischer Wechsel anstünde, der von DVB-T, der ersten Generation, auf DVB-T2.

    "Diese zweite Generation zeichnet sich eben durch eine effizientere Codierung aus, durch einen effizienteren Fehlerschutz, durch Mechanismen, die dieses System robuster machen. Das heißt, ich kann auch mit weniger Sendeleistung die gleiche Reichweite erzielen. Das ist heutzutage – Energieverbrauch – auch ein Argument","


    so Doktor Helmut Stein, Vorstand der Deutschen TV-Plattform. Etliche Länder sind bereits auf DVB-T2 umgestiegen, beziehungsweise solche, die Digitalfernsehen erstmalig einführen, die starten gleich mit DVB-T2. Denn der neue Standard geht sehr sparsam mit Funkfrequenzen um, sagt der Betriebsdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks Dr. Ulrich Liebenow.

    ""Früher war also eine Frequenz ein Programm. Heute legt man normalerweise vier Programme drauf. Und man könnte jetzt theoretisch bei T2 noch mal die doppelte Anzahl in einen solchen Frequenzschlitz legen. Also insofern sind die neuen Systeme natürlich, was die Frequenz-Ökonomie betrifft, immer ein deutlicher Schritt nach vorne und nutzen das teure Gut Frequenz auch besser aus."

    Und noch mehr Frequenz-Ökonomie ließe sich erreichen, wenn die Bewegtbilder selbst effizienter übertragen würden. Helmut Stein:

    "Die Kompression, wie ich mein Videosignal zusammenschiebe, da gibt es eben auch noch eine Möglichkeit zusätzlich zu dem Übertragungsverfahren, dass ich sozusagen durch die Verwendung von MPEG 4 gegenüber dem alten MPEG 2 auch wiederum nur halb so viel Daten brauche, um einen bestimmten Content zu übertragen."

    So benötigt beispielsweise hochauflösendes Fernsehen, MPEG-4-codiert, nicht viel mehr Bandbreite als Standard-TV mit MPEG 2. Das Problem: Nicht alle alten Tuner beherrschen MPEG 4 und DVB-T2. Zwar ist der Markt für Fernseh-Empfänger und TV-Sticks international und wegen des Erfolgs der neuen Standards im Ausland werden mittlerweile auch hierzulande fast nur noch MPEG-4- und DVB-T2-fähige Geräte ausgeliefert. Aber es gibt eben auch noch alte Geräte bei den Zuschauern daheim im Wohnzimmer. Für die wäre ein Wechsel auf die moderne Übertragungstechnik mit Kosten verbunden. Das bremst die Entwicklung, zumal einige Sender ihr Programm künftig ja nur noch über Kabel und Satellit verbreiten werden. Aber zumindest die öffentlich-rechtlichen wollen am terrestrischen Fernsehen festhalten, sagt die BR-Direktorin:

    "Ich persönlich bin davon überzeugt, dass wir als öffentlich-rechtliche Anstalt einen solchen Übertragungsweg auch künftig brauchen, um in einer gewissen Weise eben auch unabhängig zu bleiben."

    Und vor allem die Zuschauer bleiben unabhängig, unabhängig von der Satellitenschüssel und vom Kabelanschluss. Was vor allem dann wichtig ist, wenn man mit dem Tablet oder dem Notebook fernsehen will. Mit einem TV-Stick geht das. Und das mobile Fernsehen liegt im Trend, sagt Dr. Ulrich Liebenow:

    "Man soll bei dem Thema Terrestrik natürlich auch immer daran denken, dass es nicht nur um das Standgerät zuhause geht, sondern dass der besondere Vorzug der ist, dass ich, dass ich die Signale eben auch dann empfangen kann, wenn ich unterwegs bin. Also die portable und mobile Nutzung ist ja gerade auch eine der Leistungsmerkmale von DVB-T und natürlich auch von dem Nachfolgesystem DVB-T2."