"Some Enchanted Evening" aus dem Musical "South Pacific". Vorgetragen bei einer Gala der US-amerikanischen Voice Foundation. Der Sänger: Ronald Scherer, Professor für Sprachwissenschaften an der Bowling Green State Universität in Ohio. Grauer Bart, 1,90 Meter groß, ein alter Hase in der Stimmforschung. Schon als Kind nahm er Gesangstunden. Als er Jahre später während des Studiums Probleme mit seiner Stimme bekam, half ihm nur eine intensive Therapie. Seine Arbeit ist ihm ein persönliches Anliegen:
"Wichtig ist, dass wir den Zusammenhang zwischen dem herstellen, was wir von der Stimme hören und was der Körper macht, damit sie so klingt. Und je besser wir diesen Zusammenhang verstehen, desto besser können wir Leuten auch helfen."
Auf einem Stimmkongress in Erlangen stellt er eines seiner neuesten Stimmmodelle vor: Einen Plexiglaskasten, an dem eine Art Staubsauger hängt. Als das Mikrofon ausfällt lächelt er kurz und nimmt das Mikro ab. Denn auch ohne Verstärkung erreicht er mühelos jede Ecke des Raumes.
Die Verbindung zwischen Scherers rudimentärem Nachbau des Stimmapparats und verbesserten Therapien ist wirklich nicht auf den ersten Blick ersichtlich. In der durchsichtigen Box soll der Effekt unterschiedlich hohen Luftdrucks aus der Lunge in Bezug auf eine unterschiedlich geweitete Stimmritze vermessen werden. Der dort gemessene Druck ist auch abhängig davon, wie symmetrisch die Stimmlippen zueinander stehen – und oftmals sind hier auftretende Asymmetrien der Grund für chronische Heiserkeit. In der Mitte des Plexiglasquaders sind auf beiden Seiten runde Plastikkeile angebracht – die künstlichen Stimmlippen. Insgesamt ist das Modell 50 Mal größer als der natürliche Stimmapparat im Menschen. Scherer:
"Dasselbe machen Ingenieure, wenn sie Flüsse oder Städte studieren, also wie sich fließendes Wasser an Dämmen oder strömende Luft über Hausdächern genau verhalten. Man kann immer ein kleineres Modell bauen, wenn die Größenverhältnisse übereinstimmen. Das gilt auch umgekehrt: Man kann etwas Kleines größer bauen, solange die Größenverhältnisse stimmen."
Mit ihren simplen Aufbauten bestimmen Forscher wie Scherer Parameter und Gesetzmäßigkeiten, die in den Rechnern von Informatikern zusammenlaufen. Dort flimmern dann dreidimensionale Modelle der Stimmlippen über den Bildschirm. Irgendwann soll aus solchen Simulationen ein Diagnosewerkzeug entstehen, das potentielle Probleme schon dann erkennt, wenn man es der Stimme akustisch noch gar nicht anhört. Ein Kollege von Scherer - der Mitte 70jährige Ingo Titze, eine Art Rockstar in der Stimmforschergemeinde - hat klare Vorstellungen davon, wohin die Experimente in den kommenden Jahrzehnten führen könnten.
"Viele Stimmforscher, und da gehöre ich dazu, träumen von einem Simulator, in den wir zunächst die vorhandene Kehlkopf-Anatomie eines Patienten oder Sängers eingeben. Dann könnten wir basierend darauf den Einfluss von bestimmten chirurgischen Eingriffen oder Stimmübungen auf die Stimmproduktion simulieren und schon davor sagen: So und so wird sich das anhören, so wird es besser, so wird es schlechter."
Hinweis: Zu diesem Thema sendet der Deutschlandfunk am 28.07., 16:30 Uhr, in der Sendung Wissenschaft im Brennpunkt das Feature Höhen und Tiefen.
"Wichtig ist, dass wir den Zusammenhang zwischen dem herstellen, was wir von der Stimme hören und was der Körper macht, damit sie so klingt. Und je besser wir diesen Zusammenhang verstehen, desto besser können wir Leuten auch helfen."
Auf einem Stimmkongress in Erlangen stellt er eines seiner neuesten Stimmmodelle vor: Einen Plexiglaskasten, an dem eine Art Staubsauger hängt. Als das Mikrofon ausfällt lächelt er kurz und nimmt das Mikro ab. Denn auch ohne Verstärkung erreicht er mühelos jede Ecke des Raumes.
Die Verbindung zwischen Scherers rudimentärem Nachbau des Stimmapparats und verbesserten Therapien ist wirklich nicht auf den ersten Blick ersichtlich. In der durchsichtigen Box soll der Effekt unterschiedlich hohen Luftdrucks aus der Lunge in Bezug auf eine unterschiedlich geweitete Stimmritze vermessen werden. Der dort gemessene Druck ist auch abhängig davon, wie symmetrisch die Stimmlippen zueinander stehen – und oftmals sind hier auftretende Asymmetrien der Grund für chronische Heiserkeit. In der Mitte des Plexiglasquaders sind auf beiden Seiten runde Plastikkeile angebracht – die künstlichen Stimmlippen. Insgesamt ist das Modell 50 Mal größer als der natürliche Stimmapparat im Menschen. Scherer:
"Dasselbe machen Ingenieure, wenn sie Flüsse oder Städte studieren, also wie sich fließendes Wasser an Dämmen oder strömende Luft über Hausdächern genau verhalten. Man kann immer ein kleineres Modell bauen, wenn die Größenverhältnisse übereinstimmen. Das gilt auch umgekehrt: Man kann etwas Kleines größer bauen, solange die Größenverhältnisse stimmen."
Mit ihren simplen Aufbauten bestimmen Forscher wie Scherer Parameter und Gesetzmäßigkeiten, die in den Rechnern von Informatikern zusammenlaufen. Dort flimmern dann dreidimensionale Modelle der Stimmlippen über den Bildschirm. Irgendwann soll aus solchen Simulationen ein Diagnosewerkzeug entstehen, das potentielle Probleme schon dann erkennt, wenn man es der Stimme akustisch noch gar nicht anhört. Ein Kollege von Scherer - der Mitte 70jährige Ingo Titze, eine Art Rockstar in der Stimmforschergemeinde - hat klare Vorstellungen davon, wohin die Experimente in den kommenden Jahrzehnten führen könnten.
"Viele Stimmforscher, und da gehöre ich dazu, träumen von einem Simulator, in den wir zunächst die vorhandene Kehlkopf-Anatomie eines Patienten oder Sängers eingeben. Dann könnten wir basierend darauf den Einfluss von bestimmten chirurgischen Eingriffen oder Stimmübungen auf die Stimmproduktion simulieren und schon davor sagen: So und so wird sich das anhören, so wird es besser, so wird es schlechter."
Hinweis: Zu diesem Thema sendet der Deutschlandfunk am 28.07., 16:30 Uhr, in der Sendung Wissenschaft im Brennpunkt das Feature Höhen und Tiefen.