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Stimmen aus dem Internet

CeBIT. - Einfach so telefonieren ist total out - in ist jetzt "Voice over IP". Telefonieren über das Internet ist erwachsen geworden. Während auf der CeBIT im vergangenen Jahr das Telefonieren per Netzwerkverbindung noch eher etwas für Eingeweihte war, mausert sich die Technologie nun für dem Massenmarkt. Die Qualität stimmt, Telefonate über Internet sind kaum von einem normalen Telefongespräch zu unterscheiden. Und die Vorteile für den Anwender liegen auf der Hand.

Von Manfred Kloiber |
    Für die Internet-Telefonie erhält man eine Rufnummer mit der gewohnten Vorwahl, die man aber von theoretisch jedem Ort der Welt aus benutzen kann. Ein Internet-Telefonat ist meist kostenlos, zumindest aber deutlich billiger als ein normaler Anruf. Deshalb steigen auch immer mehr Unternehmen auf VoIP um, meint Ralf Koenzen vom Netzwerkausrüster Lancom:

    " Ich glaube, dass insbesondere nach dem Bewusstsein, das nun im Markt entstanden ist durch die Einführung in den Konsumentbereich, ganz klar eine deutliche Nachfrage zu sehen sein wird, dass sich die mittelständischen Unternehmen und die Unternehmen eigentlich aller Größenordnungen jetzt vermehrt mit diesem Thema auseinandersetzen. Weil auch klar geworden ist, das "Voice over IP" inzwischen eine ernstzunehmende Technologie und auch ausgereift ist. Und in der Tat von der Qualität und von den Funktionen her mit normaler Telefonie her vergleichbar geworden ist."

    Zwei Verfahren beherrschen mittlerweile die VoIP-Szene. Da ist zum einen der Luxemburgische Anbieter Skype. Ein kleines, kostenloses Programm, dass man sich auf den PC laden kann. Es verwandelt die Soundkarte des Rechners zusammen mit einem Headset zum Telefon. Gespräche von Skype-Programm zu Skype-Programm über das Internet sind damit kostenlos. Gespräche in das Telefonnetz werden weltweit quasi zum Ortstarif abgerechnet. Skype arbeitet mit einer völlig eigenen Technik, weshalb es kaum Lösungen gibt, die auch mit einem gewohnten Telefon ohne PC funktionieren.

    Das ist bei der zweiten Variante anders. Sie heißt SIP und basiert auf dem gleichnamigen Internet-Standard. Etliche Internetprovider bieten VoIP auf dieser Basis an. Bei SIP-Angeboten sind Gespräche innerhalb des jeweiligen Netzes kostenlos. Außerdem sind SIP-Anschlüsse auch aus dem normalen Telefonnetz erreichbar, weil sie eine eigene Telefonnummer bekommen. Für den SIP-Standard gibt es etliche Anschaltgeräte, Router und Telefonanlagen, die unmittelbar die Verbindung zwischen einem Telefon, einer gewöhnlichen Telefonleitung und dem Internet herstellen. Thilo Salmon vom VoIP-Anbieter Sipgate:

    " Die Geräte haben sich an der Stelle ständig verbessert. Inzwischen sind aber soweit durch die Kooperation mit Herstellern, dass es für den Benutzer eigentlich sehr, sehr einfach ist inzwischen, so ein Gerät auch in Betrieb zu nehmen. Also wir haben insgesamt zehn Geräte, die wir da vorstellen. Das reicht von Kombinationen, zum Beispiel Handykombinationen, die auch über Wireless LAN, also ein Funknetzwerk über "Voice over IP" telefonieren können, bis hin zu kompletten Telefonanlagen für Geschäftskunden."

    Besonders interessant ist die Variante über WLAN, über Wifi, das drahtlose Computernetzwerk. So genannte WLAN-Handys sind von vielen Anbietern zu haben, sowohl für SIP als auch für Skype. Sie sehen aus wie ein gewöhnliches Handy, nutzen aber das heimische Computernetz für die Internet-Telefonie. Aber auch Kombigeräte, die sowohl das Mobilfunknetz nutzen als auch das Computernetz, kommen jetzt auf den Markt. Thilo Salmon:

    " Da haben wir ein Gerät, das ist ein echtes Handy. Das kann man weltweit in den GSM-Netzen benutzen mit so einer ganz normalen SIM-Karte. Und kann dann aber, wenn man Zugang hat zu einem Wifi-Hotspot, zum Beispiel im Unternehmen, vielleicht Zuhause oder bei Freunden, kann man das direkt mit "Voice over IP" benutzen. Ähnliche Geräte haben sehr viele Hersteller bereits angekündigt, Nokia zum Beispiel hat da auch schon drei Geräte angekündigt für den Business-Anwender. Da werden wir sicherlich noch viel sehen."

    Gedacht sind die Geräte für den Gebrauch unterwegs und zuhause. Wer in die Reichweite seines heimischen WLAN-Netzes kommt, der telefoniert mit dem Gerät über Internet. Da die Konfiguration des WLAN-Betriebes ziemlich kompliziert und aufwändig ist, kann man das Telefon in der Praxis auch nur im heimischen WLAN-Netz verwenden. Ein Betrieb an einem öffentlichen Hotspot, zum Beispiel auf dem Flughafen oder am Bahnhof, ist allerdings nicht möglich.

    Und ein weiterer Schwachpunkt der Internet-Telefonie ist noch nicht ganz ausgeräumt: die mangelnde Sicherheit. Denn bislang werden die Telefonate über das Internet in der Regel unverschlüsselt übertragen, ebenso wie die Verbindungsdaten auf relativ ungeschützten Internetservern abrufbar sind. Nur langsam setzen sich verschlüsselte Verbindungen durch - denn die verlangen vom Diensteanbieter mehr Aufwand. Der aber lässt sich in diesem Billig-Segment der Telefonie nur schlecht verdienen.