In seinem Buch "Die unterwanderte Republik" hat der Historiker Hubertus Knabe erstmals das Wirken der DDR-Staatssicherheit in der alten Bundesrepublik umfassend untersucht. Der Wissenschaftler der Gauck-Behörde stellte dabei fest: "Die Hochschulen waren das Hauptrekrutierungsfeld für Bundesbürger, die für die Stasi tätig waren." Mehr als 20.000 Westdeutsche hätten regelmäßig Informationen an das Ministerium für Staatssicherheit geliefert, ein Großteil davon wurde einst als Student geworben. Knabe: "Der bekannteste ist wohl Reiner Rupp, Deckname Topas, der schließlich in der NATO-Zentrale in Brüssel saß und faktisch das Innenleben der NATO bloßlegte. Er war als Student am Rande einer Demonstration gegen die Notstandsgesetze geworben worden." In den Sechziger- und Siebzigerjahren rekrutierte die Stasi im linken Studentenmilieu auf der Basis von ideologischer und politischer Nähe. Allein in der West-Berliner Studentenbewegung führte das MfS 28 Zuträger. "Es gab auch regelrechte Stipendien", so Knabe, "monatliche Zuwendungen für Studenten, die so ihr Studium finanzierten." In der Achtzigerjahren wies Mielke seine Mitarbeiter an, verstärkt in der konservativen Studentenschaft zu werben. "Es ist ganz klar, dass Agenten, die nach außen hin als Freunde der DDR zu erkennen sind, nur begrenzt zu gebrauchen sind", erklärt der Historiker. Ebenfalls im Visier: Wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren, die mit zielgerichteten Veröffentlichungen geködert worden sind, so Knabe: "Der Kandidat wurde in DDR-Verlagen rezensiert, zitiert, widerlegt. Gut gemacht, ist das schon die halbe Kontaktaufnahme."
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Hubertus Knabe: Die unterwanderte Republik - Stasi im Westen, 576 Seiten, DM 49,90, Verlag Ullstein-Propyläen, ISBN 3-549-05589-7 Erscheint am 18. Oktober 1999
Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, die so genannte Gauck-Behörde.
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Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, die so genannte Gauck-Behörde.