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Stoffe nach Maß

Textilforschung. - In Aachen hat am Mittwoch die Aachener Textiltagung begonnen. Auf dieser jährlichen Veranstaltung stellt das Institut für Wollforschung der Technischen Hochschule neue wissenschaftliche Ergebnisse rund ums Färben, Fertigen und Veredeln von Stoffen vor.

    Die Textilforscher in Aachen zeigen auf der Tagung viele Ansätze, die klassischen Eigenschaften von Kleidungsstücken noch zu verbessern. Eine Regenjacke soll Nässe noch besser abhalten und dabei dennoch gut zu reinigen sein. Dabei wird zunehmend moderne Nanotechnologie eingesetzt. Hauchdünne Beschichtungen sollen die Funktionalität von Kleidungsstücken gezielt erweitern, erläutert Professor Martin Möller, der neue Direktor des Wollforschungsinstituts: "Man will ein Textil so ausrüsten, dass es während des Gebrauchs nicht wasserbenetzbar ist, trocken bleibt, auch möglicherweise nicht mit Öl zu benetzen ist, dass es auf der anderen Seite aber in der Waschmaschine mit Wasser benetzbar wird, leicht zu reinigen und zu waschen ist und dass der Schmutz regelrecht heruntergespült werden kann."

    Dazu verwendet man als Rückgrat der Kleidung ein Polymer, also ein langkettiges Molekül. Daran heftet man verschiedene Seitenketten an: zum einen Ketten aus Wasser abstoßenden Molekülen, zum anderen Wasser liebende Molekülketten. In der Waschmaschine richten sich nun die Wasser freundlichen Moleküle auf und erlauben das Ausspülen von Schmutz, während sie sich an der Luft zurückziehen und die Wasser abstoßenden Moleküle an die Oberfläche gelangen. Sie sorgen dann für Trockenheit im Jackeninneren auch bei Regen. Unter dem Rasterelektronenmikroskop kann man sogar beobachten, wie sich die Moleküle ähnlich kleinen Härchen aufrichten. Der Knackpunkt des Prinzips ist die Umschaltung zwischen den beiden Zuständen. Die Forscher suchen dazu nach Molekülen mit genau den richtigen Eigenschaften. Die bislang verwendeten Moleküle reagieren auf Umgebungswasser wie auch auf die Temperatur. Man will künftig Varianten erproben, die auf den Salzgehalt der Umgebung oder ihren pH-Wert reagieren.

    Nicht nur die Kleidungsindustrie interessiert sich für Techniken aus der Textilforschung. Gewebte oder gestrickte Materialien finden auch in der Auto- und Flugzeugindustrie Verwendung, um Karosserien, Flügel oder Rümpfe herzustellen. Nun will man auch das Nähen dort erproben. So überlegt man Flugzeugflügel an den Rumpf anzunähen, allerdings werden dabei gerade mal erste Belastungstests durchgeführt.

    [Quelle: Mathias Hennies]