Eine große Tafel auf dem Gelände des Flugzeugentwicklungszentrums Antonov in Kiew zeigt ein weißes Propellerflugzeug auf blauem Hintergrund. Darunter steht: "Stolz der Ukraine". Zu sehen ist die Antonov-70 – ein noch zu Sowjetzeiten entwickeltes Transportflugzeug, das 1994 seinen Jungfernflug absolviert hatte.
Die echte Antonov-70 mit ihren markanten, gebogenen Propellern steht wenige Hundert Meter entfernt – neben einem Hangar. Im Cockpit sitzt Anatolij Moissejew. Die Augen des Testpiloten glänzen, wenn er über die technische Qualität des Flugzeugs schwärmt.
"Es kann auf jeder noch so schlechten Bahn landen. Sehr interessant ist, dass die Maschine für Start und Landung nur eine kurze Bahn braucht. Sie ist sehr wirtschaftlich und groß genug: Hier passt das meiste Militärgerät `rein, das in NATO-Ländern verwendet wird."
Die NATO als Kunde – das war mal ein Traum von Antonov. Vor zehn Jahren hoffte man, das "70er-Modell" nach Europa zu liefern. Experten lobten damals seine Flugeigenschaften und den günstigen Preis. Doch den Auftrag für die Produktion von 180 Militärflugzeugen für sieben Staaten bekam der Airbus-Konzern. Mykola Worobjow, Programmdirektor bei Antonov, gibt der Politik die Schuld daran:
"Das Wichtigste war, Arbeitsplätze zu behalten. Parlamente westeuropäischer Länder sagten: Wir können nicht einen so großen Auftrag ins Ausland vergeben. Das muss bei uns bleiben."
Doch Antonov sei immer noch am europäischen Markt interessiert, sagt Vertriebschef Oleksandr Kiva. Eine neue Chance für den ukrainischen Flugzeugbauer sieht er allerdings kaum:
"Die europäische Politik und Industrie haben zu viele Checks ausgestellt. Ich glaube, dass sie das Airbus-Programm A400M fortsetzen werden. Sonst wäre das nicht nur eine technische, sondern eine politische Niederlage für das vereinte Europa."
Antonov-70Ähnlich sieht es auch Valentyn Badrak. Der Direktor des Kiewer Zentrums für Armee- und Abrüstungsstudien spricht indes noch ein weiteres Problem an – die ukrainische Flugzeugindustrie kämpft seit Jahren ums Überleben:
"Die Krise besteht darin, dass die Ukraine sehr wenige Flugzeuge produziert und verkauft – einige wenige pro Jahr. Marktführer verkaufen hingegen Hunderte Maschinen."
Es ist noch nicht lange her, da wurde in der Ukraine kein einziges Flugzeug produziert. Kunden in Asien und Afrika mussten auf ihre Bestellungen warten. Vertriebschef Oleksandr Kiva:
"Antonov als Entwickler machte weiter und präsentierte neue anspruchsvolle Modelle, die aber nicht produziert wurden. Dafür gab es unterschiedliche Gründe, darunter auch unprofessionelles Management."
Antonov ist ein staatlicher Konzern. Wie die gesamte Flugzeugindustrie in der Ukraine wurde auch er von der Politik stiefmütterlich behandelt – es gab kein Geld, sagt der Kiewer Experte Valentyn Badrak:
"Der Staat erwies sich als kein guter Manager im Flugzeugbau."
Der ukrainische Konzern hält sich vor allem dank des Modells Antonov-124 "Ruslan" über Wasser – so heißt das größte serienmäßig produzierte Transportflugzeug der Welt. Mit diesen Maschinen werden Devisen verdient. Auch die deutsche Bundeswehr ist inzwischen Kunde bei Antonov.
Nach vielen Krisenjahren scheint es eine Trendwende zu geben, sagt der Experte Valentyn Badrak. Die Regierung in Kiew zeige mehr Interesse für die heimische Flugzeugindustrie, in der bis zu 80.000 Menschen arbeiten.
Doch vor allem der große Nachbar Russland wendet sich der Ukraine jetzt wieder zu. Von den jahrelangen politischen Spannungen zwischen Moskau und Kiew blieb auch der Flugzeugbau nicht verschont, doch inzwischen überweist Russland wieder Geld für die Entwicklung neuer Antonov-Modelle. Nach einem wahrscheinlichen Sieg eines Russland-freundlichen Präsidentschaftskandidaten in der Ukraine bei der Stichwahl am 7. Februar wird eine weitere Annäherung zwischen Moskau und Kiew erwartet.
"Heute – und wir müssen das zugeben – ist die Zusammenarbeit mit Russland alternativlos. Russland ist ein starker Markt, der die Spielregeln bestimmt. Andererseits kann die Ukraine einige Bauteile nicht selbst produzieren."
Der Flugzeugbau in Russland und der Ukraine ist seit Sowjetzeiten eng verbunden. Auch der Transporter Antonov-70 wird gemeinsam gebaut und finanziert. An den Außenseiten des Cockpits prangen heute die blau-gelbe Fahne der Ukraine und die russische Trikolore.
Die echte Antonov-70 mit ihren markanten, gebogenen Propellern steht wenige Hundert Meter entfernt – neben einem Hangar. Im Cockpit sitzt Anatolij Moissejew. Die Augen des Testpiloten glänzen, wenn er über die technische Qualität des Flugzeugs schwärmt.
"Es kann auf jeder noch so schlechten Bahn landen. Sehr interessant ist, dass die Maschine für Start und Landung nur eine kurze Bahn braucht. Sie ist sehr wirtschaftlich und groß genug: Hier passt das meiste Militärgerät `rein, das in NATO-Ländern verwendet wird."
Die NATO als Kunde – das war mal ein Traum von Antonov. Vor zehn Jahren hoffte man, das "70er-Modell" nach Europa zu liefern. Experten lobten damals seine Flugeigenschaften und den günstigen Preis. Doch den Auftrag für die Produktion von 180 Militärflugzeugen für sieben Staaten bekam der Airbus-Konzern. Mykola Worobjow, Programmdirektor bei Antonov, gibt der Politik die Schuld daran:
"Das Wichtigste war, Arbeitsplätze zu behalten. Parlamente westeuropäischer Länder sagten: Wir können nicht einen so großen Auftrag ins Ausland vergeben. Das muss bei uns bleiben."
Doch Antonov sei immer noch am europäischen Markt interessiert, sagt Vertriebschef Oleksandr Kiva. Eine neue Chance für den ukrainischen Flugzeugbauer sieht er allerdings kaum:
"Die europäische Politik und Industrie haben zu viele Checks ausgestellt. Ich glaube, dass sie das Airbus-Programm A400M fortsetzen werden. Sonst wäre das nicht nur eine technische, sondern eine politische Niederlage für das vereinte Europa."
Antonov-70Ähnlich sieht es auch Valentyn Badrak. Der Direktor des Kiewer Zentrums für Armee- und Abrüstungsstudien spricht indes noch ein weiteres Problem an – die ukrainische Flugzeugindustrie kämpft seit Jahren ums Überleben:
"Die Krise besteht darin, dass die Ukraine sehr wenige Flugzeuge produziert und verkauft – einige wenige pro Jahr. Marktführer verkaufen hingegen Hunderte Maschinen."
Es ist noch nicht lange her, da wurde in der Ukraine kein einziges Flugzeug produziert. Kunden in Asien und Afrika mussten auf ihre Bestellungen warten. Vertriebschef Oleksandr Kiva:
"Antonov als Entwickler machte weiter und präsentierte neue anspruchsvolle Modelle, die aber nicht produziert wurden. Dafür gab es unterschiedliche Gründe, darunter auch unprofessionelles Management."
Antonov ist ein staatlicher Konzern. Wie die gesamte Flugzeugindustrie in der Ukraine wurde auch er von der Politik stiefmütterlich behandelt – es gab kein Geld, sagt der Kiewer Experte Valentyn Badrak:
"Der Staat erwies sich als kein guter Manager im Flugzeugbau."
Der ukrainische Konzern hält sich vor allem dank des Modells Antonov-124 "Ruslan" über Wasser – so heißt das größte serienmäßig produzierte Transportflugzeug der Welt. Mit diesen Maschinen werden Devisen verdient. Auch die deutsche Bundeswehr ist inzwischen Kunde bei Antonov.
Nach vielen Krisenjahren scheint es eine Trendwende zu geben, sagt der Experte Valentyn Badrak. Die Regierung in Kiew zeige mehr Interesse für die heimische Flugzeugindustrie, in der bis zu 80.000 Menschen arbeiten.
Doch vor allem der große Nachbar Russland wendet sich der Ukraine jetzt wieder zu. Von den jahrelangen politischen Spannungen zwischen Moskau und Kiew blieb auch der Flugzeugbau nicht verschont, doch inzwischen überweist Russland wieder Geld für die Entwicklung neuer Antonov-Modelle. Nach einem wahrscheinlichen Sieg eines Russland-freundlichen Präsidentschaftskandidaten in der Ukraine bei der Stichwahl am 7. Februar wird eine weitere Annäherung zwischen Moskau und Kiew erwartet.
"Heute – und wir müssen das zugeben – ist die Zusammenarbeit mit Russland alternativlos. Russland ist ein starker Markt, der die Spielregeln bestimmt. Andererseits kann die Ukraine einige Bauteile nicht selbst produzieren."
Der Flugzeugbau in Russland und der Ukraine ist seit Sowjetzeiten eng verbunden. Auch der Transporter Antonov-70 wird gemeinsam gebaut und finanziert. An den Außenseiten des Cockpits prangen heute die blau-gelbe Fahne der Ukraine und die russische Trikolore.
