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Stolz und Wehmut

Sowohl Stolz als auch Wehmut empfinden die Mitglieder der Studenteninitiative Wiederaufbau Frauenkirche Dresden e. V. nach ihrer Einweihung. Mit Führungen, Ausstellungen und Konzerten sammelten sie mehr als eine halbe Million Euro und gründeten eine eigene Zeitung. Nun ist ihre erfolgreiche Arbeit beendet.

Von Sven Näbrich |
    Seit Sonntag rufen sie wieder zum Gebet – die Glocken der Frauenkirche. Heute, am dritten und letzten Tag der Feierlichkeiten zur Weihe ist auch für die Mitglieder der Studenteninitiative Wiederaufbau Frauenkirche Dresden e. V. der Stress vorüber. Mit Führungen haben sie das Spektakel begleitet und im Vorfeld Spendengelder für den Wiederaufbau eingesammelt. Was halten die Dresdner und ihre Gäste von so viel studentischem Engagement?

    Ältere Dresdnerin: " Das find ich ganz toll."

    Dresdner: " Es ist ja nicht nur, dass die Dresdner für den Wiederaufbau der Frauenkirche gestimmt haben, sondern es betrifft ja alle und vor allen Dingen begrüßenswert ist eben, dass die jungen Generation auch dafür stimmt."

    Besucher: " Dass Studenten dafür spenden, ist erst mal ne Sache, dass man sieht, dass überhaupt jeder sich dafür interessiert, und es ist erstaunlich, dass eigentlich diese Generation versucht, sich mit dieser Vergangenheit auseinander zu setzen. "

    Die Studenten haben aber nicht nur gespendet, sondern vor allem Geld von anderen eingeholt. Die Initiative organisierte Ausstellungen, Vorträge und Konzerte und sammelte so für das ‚Wunder von Dresden’. Sieben Jahre versuchte der Verein, vor allem jüngere Menschen für die Erneuerung des Dresdner Wahrzeichens zu begeistern. Zu den Gründungsmitgliedern zählte auch der Star-Trompeter und Initiator des Wiederaufbaus Ludwig Güttler. Schnell wuchs die Mitgliederzahl von sieben auf knapp 700 heran. Auch die Spendenbereitschaft entwickelte sich rasch. Livia Reichel von der Geschäftsleitung:

    " Im ersten Jahr 1998 konnten wir an Herrn Prof. Güttler 10.000 DM übergeben und hatten selbst damit noch nicht gerechnet, waren völlig überrascht, dass doch so viel Geld zusammengekommen ist. Und im Jahr 2004 war dann die überraschende, hohe Summe von 300.000 Euro zusammengekommen. Das kam völlig überraschend und wir waren sehr stolz auf diese Summe, die überreichen zu können an die Fördergesellschaft."
    Insgesamt sammelte die Initiative 675.000 Euro für den Wiederaufbau. Das meiste Geld stammte von so genannten Stifterbriefen, die über die Studenteninitiative in verschiedenen Preiskategorien von 250 bis 10.000 Euro angeboten wurden. Vom bronzenen über den silbernen und goldenen bis hin zum Platin-Stifterbrief konnte man so seinen Spendenbeitrag zum Aufbau der Frauenkirche leisten.

    Als Stifter bekam man eine Urkunde und - je nach Höhe des Engagements – auch einen symbolischen Platz im Gestühl des Gotteshauses. Die Aktivitäten der Studenteninitiative veröffentlichten die Mitglieder in einer eigenen Zeitung - den "Frauenkirchen Nachrichten". In der Redaktionsleitung saß auch Kunstgeschichtsstudentin Lydia Kloeppel:
    " Die "Frauenkirchen Nachrichten", das ist die Zeitung, die drei Mal im Jahr herausgegeben wurde und den Wiederaufbau dokumentiert hat. Wir haben Beiträge von Fachautoren drin gehabt. Also auf jeden Fall in jeder Ausgabe einen Baubericht vom Baudirektor Eberhard Burger und dann halt von den entsprechenden Ingenieuren und fachkundigen Restauratoren etc., die am Wiederaufbau direkt beteiligt gewesen sind. Und natürlich haben wir auch selber uns journalistisch betätigt und einige Beiträge geschrieben."

    Das ist nun vorbei. Mit der Weihe ist auch die Arbeit des Vereins beendet. So steht es in der Vereinssatzung. Livia Reichel kann es noch gar nicht fassen. Nach all den Jahren, die sie sich für die Wiederauferstehung der Frauenkirche eingesetzt hat, beschleicht die 22-Jährige zum Schluss doch etwas Wehmut:

    " Auf jeden Fall. Es war sehr komisch jetzt festzustellen, dass die Frauenkirche plötzlich fertig ist, da man doch fünf Jahre an dem Projekt aktiv mitgearbeitet hat und etwas dafür getan hat. Aber es ist auch schön, es ist absolut schön, dass da was draus geworden ist, dass wir Studenten dazu beitragen konnten, und das erfüllt einen mit Stolz."