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Stopp den Glatzen

Biologie. - Ab heute treffen sich die Experten in Berlin zur "Hair 2004" dem Internationalen Treffen der Haarforscher. Es geht um Kosmetik aber vor allem auch um die Klinik, denn Haare bereiten oft Probleme, Nicht nur bei der Wahl der richtigen Frisur sondern vor allem dann, wenn gar nicht mehr genug Ausgangsmaterial für eine Frisur vorhanden ist.

    Viele Männer in den besten Jahren machen die Erfahrung, dass sich ihr Haupthaar an Stirn und Hinterkopf lichtet. Toupets oder Haarverpflanzungen oder eben souveränes Akzeptieren waren bislang die einzigen Lösungen. Die eingehende Erforschung des Wirkungskreislaufes hat jetzt zu einer wirklichen Lösung des Problems geführt. Denn Haarwurzeln bauen nicht nur das Haar auf, sie sind auch kleine Hormonfabriken. Professor Rolf Hoffmann aus Freiburg: "Sehr schwache männliche Sexualhormone in besonders starke umgewandelt werden und diese führen bei bestimmten besonders empfindlichen Haarfollikeln zu Haarausfall. Im Bartbereich ist es genau andersherum, die genau gleichen Hormone machen dann Bartwachstum, aber am Oberkopf fallen diese Haare aus und werden dünner. Ohne diese Hormone findet kein Haarausfall statt." Inzwischen haben die Forscher herausgefunden, welches Enzym die Hormonumwandlung durchführt und einen Wirkstoff gefunden, der das Enzym blockiert. Als Pille eingenommen sorgt das Medikament für neuen Haarwuchs.

    Doch auch Frauen leiden unter Haarausfall, rund drei Prozent besonders stark. Hoffmann: "In großen Haarsprechstunden sind bestimmt 70 Prozent der Patienten Frauen. Zwar gibt es das Minoxidil in der äußerlichen Lösung schon ewig in anderen Ländern, aber in Deutschland ist es erst seit dem 1. März zugelassen." Der Wirkstoff ist eigentlich ein Blutdrucksenker, dessen Effekt auf die Haarpracht ursprünglich als unerwünschte Nebenwirkung betrachtet wurde. Verlorene Haarpracht wirklich vollständig zurückbringen gelingt aber keinem Medikament. Wehret den Anfängen lautet deshalb die Devise. Männer sollten aktiv werden, bevor die Geheimratsecken über den ganzen Kopf wandern. Für ganz schwere Fälle verspricht in Zukunft die Stammzellforschung Hoffnung. Rolf Hoffmann und andere Forscher haben in den Haarwurzeln der Maus einen Stammzelltyp entdeckt, der für den Aufbau einer gesunden Haarwurzel, mit all den Drüsen, Blutgefäßen und Nervennetzen, die dazugehören, sorgt. Hoffmann: "Man hat diese Zellen aus dem Haarfollikel isoliert und vermehrt und sie dann wieder in ein Mäuseohr oder sogar in die menschliche Haut gespritzt. Und daraus sind dann dicke Haare gesprossen." Die Injektion reichte aus, die Stammzellen suchten sich dann den Ort ihrer Wirkung.

    [Quelle: Volkart Wildermuth]