Einen Maulkorb für die Ungarnstämmigen in der Slowakei - und das von höchster Stelle. So schätzen Minderheitenvertreter das neue slowakische Sprachgesetz ein. Es droht mit Strafen bis zu 5000 Euro, wenn ein in der Slowakei lebender Ungarnstämmiger seine Muttersprache zu oft oder slowakisch zu wenig und fehlerhaft spricht. Laszlo Szarka vom Institut für ethnisch-nationale Minderheitenforschung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
"Bis heute lebend die Ungarn in mehr als 400 Dörfern und in kleinen Städten in lokaler Mehrheit. Das heißt, es gibt eine bedeutsame Minderheit in der Südslowakei. Die Zweisprachigkeit seit 1920 ist dort ohne eine gesetzliche Regulierung. Die Magyaren sprechen slowakisch, also zweisprachig und die Slowaken sprechen immer weniger Ungarisch. Deswegen ist das eine Sackgasse. "
Durch den Friedensvertrag von Trianon 1920 hatte Ungarn zwei Drittel seines Staatsgebiets verloren, darunter auch Teile der heutigen Slowakei. Dort leben rund 500.000 Ungarn, stellen rund zehn Prozent der slowakischen Bevölkerung und wohnen in einem geschlossenen Siedlungsgebiet entlang der Donau. Die Volksgruppe hat eigene Parteien, Schulen, Medien und eine Universität. Laszlo Szarka erinnert an das Europa ohne Grenzen, das Ängste in Preßburg oder Bratislava schürte:
"Die Leute fahren nach Ungarn, in die Arbeit, in die Schulen. Die slowakischen Regierungsparteien haben eine Angst, dass in dieser Situation sie sind ohne gesetzliche Mittel, die Sprachpolitik weiter zu beeinflussen. Wenn man überlegt, wie kann man die Sprache gesetzliche regeln, dann ist das eine hoffnungslose Probierung, weil man mit den täglichen sprachlichen Kontakten eigentlich nichts machen kann. Es gibt Tausende und Tausende Mischehen, wo die Leute improvisieren: einen Satz Ungarisch, den zweiten Slowakisch","
Seit slowakische Rechtspopulisten und Nationalisten mit in der slowakischen Regierung sitzen, wird immer öfter von der Bedrohung der slowakischen Kultur durch die ungarische Minderheit gesprochen. Die Volksgruppe ist aufgebracht und verärgert. Denn das Sprachgesetz greift massiv in die Privatsphäre ein, bietet weiter staatlichen Organen eine restriktive Sprachkontrollfunktion:
""Die Gefahr von diesem neuen Gesetz kommt davon heraus, dass die slowakische staatliche Behörde mit diesem Gesetz neue Impulse bekommen. Sie können kontrollieren, auch die Bevölkerung. Sie können kontrollieren, ob er slowakisch oder ungarisch spricht, ob er richtig slowakisch spricht. Die Leute, die in slowakischen Büros arbeiten, ob sie auch untereinander die Staatssprache benutzen. Und das ist schon absurd. Das ist auch eine Gefahr, den ungarischen Sprachgebrauch zu kriminalisieren."
Das neue Gesetz schreibt allen Bürgern der Slowakei vor, in allen öffentlichen Einrichtungen - in Ämtern, Krankenhäusern - nur noch slowakisch zu sprechen. Ausgenommen sind Gemeinden mit einem Minderheitenanteil von mindestens 20 Prozent. Doch auch dort müssen Aushänge, Inschriften auf Denkmälern, ja sogar Speisekarten zweisprachig sein; mit Slowakisch an erster Stelle. Ein Volksfest der ungarischen Volksgruppe muss dann zunächst in slowakischer Sprache eröffnet werden.
"Dann kommen die Strafen, dann kommen die juristischen Probleme. Dann soll man eine Warnung bekommen und dann nach einem Monat die erste Geldstrafe."
Ein Arzt darf mit seinem Patienten - selbst wenn sie zwei Ungarn sind - nur noch slowakisch sprechen. Auch ungarische Ortsnamen werden hinten angestellt. Sprachgesetz und Kulturstreit. Die ungarische Minderheit versucht, sich zu wehren. Der ungarnstämmige Journalist Laszlo Barak aus Bratislava bezeichnet das Sprachgesetz als die dümmste, diskriminierendste Rechtsregel des 21. Jahrhunderts.
"Hier geht es um eine systematische Sprachpolitik von slowakischer Seite, wobei sie möchten, die sprachliche Assimilation beschleunigen."
"Bis heute lebend die Ungarn in mehr als 400 Dörfern und in kleinen Städten in lokaler Mehrheit. Das heißt, es gibt eine bedeutsame Minderheit in der Südslowakei. Die Zweisprachigkeit seit 1920 ist dort ohne eine gesetzliche Regulierung. Die Magyaren sprechen slowakisch, also zweisprachig und die Slowaken sprechen immer weniger Ungarisch. Deswegen ist das eine Sackgasse. "
Durch den Friedensvertrag von Trianon 1920 hatte Ungarn zwei Drittel seines Staatsgebiets verloren, darunter auch Teile der heutigen Slowakei. Dort leben rund 500.000 Ungarn, stellen rund zehn Prozent der slowakischen Bevölkerung und wohnen in einem geschlossenen Siedlungsgebiet entlang der Donau. Die Volksgruppe hat eigene Parteien, Schulen, Medien und eine Universität. Laszlo Szarka erinnert an das Europa ohne Grenzen, das Ängste in Preßburg oder Bratislava schürte:
"Die Leute fahren nach Ungarn, in die Arbeit, in die Schulen. Die slowakischen Regierungsparteien haben eine Angst, dass in dieser Situation sie sind ohne gesetzliche Mittel, die Sprachpolitik weiter zu beeinflussen. Wenn man überlegt, wie kann man die Sprache gesetzliche regeln, dann ist das eine hoffnungslose Probierung, weil man mit den täglichen sprachlichen Kontakten eigentlich nichts machen kann. Es gibt Tausende und Tausende Mischehen, wo die Leute improvisieren: einen Satz Ungarisch, den zweiten Slowakisch","
Seit slowakische Rechtspopulisten und Nationalisten mit in der slowakischen Regierung sitzen, wird immer öfter von der Bedrohung der slowakischen Kultur durch die ungarische Minderheit gesprochen. Die Volksgruppe ist aufgebracht und verärgert. Denn das Sprachgesetz greift massiv in die Privatsphäre ein, bietet weiter staatlichen Organen eine restriktive Sprachkontrollfunktion:
""Die Gefahr von diesem neuen Gesetz kommt davon heraus, dass die slowakische staatliche Behörde mit diesem Gesetz neue Impulse bekommen. Sie können kontrollieren, auch die Bevölkerung. Sie können kontrollieren, ob er slowakisch oder ungarisch spricht, ob er richtig slowakisch spricht. Die Leute, die in slowakischen Büros arbeiten, ob sie auch untereinander die Staatssprache benutzen. Und das ist schon absurd. Das ist auch eine Gefahr, den ungarischen Sprachgebrauch zu kriminalisieren."
Das neue Gesetz schreibt allen Bürgern der Slowakei vor, in allen öffentlichen Einrichtungen - in Ämtern, Krankenhäusern - nur noch slowakisch zu sprechen. Ausgenommen sind Gemeinden mit einem Minderheitenanteil von mindestens 20 Prozent. Doch auch dort müssen Aushänge, Inschriften auf Denkmälern, ja sogar Speisekarten zweisprachig sein; mit Slowakisch an erster Stelle. Ein Volksfest der ungarischen Volksgruppe muss dann zunächst in slowakischer Sprache eröffnet werden.
"Dann kommen die Strafen, dann kommen die juristischen Probleme. Dann soll man eine Warnung bekommen und dann nach einem Monat die erste Geldstrafe."
Ein Arzt darf mit seinem Patienten - selbst wenn sie zwei Ungarn sind - nur noch slowakisch sprechen. Auch ungarische Ortsnamen werden hinten angestellt. Sprachgesetz und Kulturstreit. Die ungarische Minderheit versucht, sich zu wehren. Der ungarnstämmige Journalist Laszlo Barak aus Bratislava bezeichnet das Sprachgesetz als die dümmste, diskriminierendste Rechtsregel des 21. Jahrhunderts.
"Hier geht es um eine systematische Sprachpolitik von slowakischer Seite, wobei sie möchten, die sprachliche Assimilation beschleunigen."