Archiv


Straffe Organisation und Improvisation

Es ist genau drei Jahre her: im Oktober 1999 eröffnete Peter Glotz die Universität Erfurt. Alles sollte anders und natürlich besser werden als an anderen deutschen Hochschulen. Keine Massenabfertigung, intensivere Betreuung, international anerkannte Abschlüsse. Nach sechs Semestern bekommen jetzt die ersten Absolventen ihre Zeugnisse. Ob das Reformkonzept für die Uni Erfurt aufgegangen ist, können wohl am besten die Uni-Abgänger selbst beantworten.

    Ich bin nicht am Studentenleben interessiert. Ich arbeite sehr gerne in dem Bereich, der mich interessiert. Es macht mir dann auch Freude, in den Beruf einzusteigen, da brauche das Studentenleben nicht mehr.

    Für Karina Peckham war Erfurt also genau die richtige Wahl. Wer sich als Studierender selbstverwirklichen will, der ist in Erfurt fehl am Platze. Ein straff organisiertes Studium, das in sechs Semestern zum Bachelor führt. Auch Ines Horn wollte schnell studieren und fix Geld verdienen. Mit 18 machte sie Abitur, jetzt mit 21 nimmt sie ihren Bachelor in Kommunikationswissenschaften entgegen. Sie empfielt die Uni Erfurt uneingeschränkt weiter:

    Die Stadt war optimal zum Studieren. Trotz aller Anfangsschwierigkeiten war am Studium nichs auszusetzen.

    Die Absolventinnen loben vor allem die gute Betreuung - auf 30 Studierende kommt ein Professor. Dazu kommt eine gute Zusammenarbeit, fachbereichsübergreifend. Für Vizepräsident Dietmar Herz steht fest:

    Das Reformkonzept hat sich bewährt.

    Worüber er nicht gerne redet: Von 244 Studienanfängern bekommen nur 77 ihr Abschlusszeugnis, das heißt, nur jeder Dritte hat das Ziel erreicht. Manche brauchen einfach länger und mancxhe haben die Uni verlassen. Herz:

    In Bonn oder München haben Sie viel höhere Abbrecher-Quoten, verteilt über vier, fünf, sechs Jahre. Da vergeudet man sehr viel mehr Lebenszeit und Ressourcen auf beiden Seiten.

    Dass die Uni noch gar nicht richtig fertig war und deshalb oft Improvisation von den Studenten gefordert hat, fanden Ines Horn und Karina Peckham nicht schlimm, im Gegenteil:

    Ich würde es als Vorteil verbuchen. Wir konnten die Uni noch mitformen.

    Die beiden jungen Frauen gehen jetzt auf Jobsuche. Sie sind optimistisch und haben wohl auch allen Grund dazu, mit Anfang 20 mit Uniabschluss und Praktika.