Der Sidi-Mahrès-Strand im Nordosten der Mittelmeerinsel Djerba erstreckt sich über 20 Kilometer – der Rest der Inselküste ist eher felsig. 1959 entstand in den Dünen dieses Strandes das erste Hotel, inzwischen verteilen sich 107 solche Häuser auf diesem Stück Küste. Die Bezeichnung "Häuser" ist deutlich untertrieben: Viele Hotels haben sich mit ihren ausgedehnten Anlagen und Bungalows wie Kraken in der Dünenlandschaft breit gemacht – einige reichen direkt bis ans Wasser, sagt Mongi Bourgou, Geographieprofessor der Universität Tunis.
"Der Sand hat sich in Beton verwandelt, und der verschandelt jetzt die Küstenregion. Zugleich fehlt dem Küstenstreifen dieser Sand, das hat die Erosion der Strände ausgelöst."
Die Gebäude, die Pools, die Golfbahnen haben sich wie ein riesiges Netz über die empfindliche Küstenlandschaft gelegt, sie blockieren den Austausch von Sediment zwischen dem Strand und den landeinwärts gelegenen Dünen.
"In Djerba herrscht heute Wüsten- oder Halbwüstenklima. Das Sediment, die Strände aber sind das Erbe aus einer anderen klimatischen Epoche. Auf Djerba gibt es heute weder Meeresströmungen noch Steilküsten, die den Strand und die Dünen mit neuem Sediment versorgen könnten. Der ganze Küstenstreifen ist in Bewegung, er ist extrem lebendig. Wenn Sie ihn fixieren, töten Sie ihn.
Unter den heutigen Klimabedingungen dauert es auf Djerba 30 Jahre, bis sich ein Zentimeter Boden neu bildet. Die Hotels haben auch die Wirkung des Meeres verstärkt: Wo Gebäude bis ans Wasser reichen, können sich die Wellen nicht mehr auf dem Strand auslaufen, sie greifen ihn mit mehr Kraft an als zuvor. Außerdem haben die Fisch-Trawler im Golf von Gabès mit ihren Schleppnetzen den Algenteppich am Meeresgrund ausgedünnt, der zuvor die Wellen abgebremst hat. Längst hat es Versuche gegeben, das Problem zu lösen, sagt Bourgou.
"Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, als sich das Erosionsproblem erstmals bemerkbar machte, hat man Befestigungen angelegt, aber die haben das Gegenteil erreicht: Sie haben die Wirkung der Wellen gesteigert. Das Meer hat die wenigen Körnchen Sand, die noch zwischen den Hotels und der Küstenlinie übrig waren, fortgetragen."
Das Meer hat den Sand zwischen Djerba und der südlich gelegenen Halbinsel Zarzis abgeladen – als Sandbänke und Inselchen. Dass die Strände nicht nur blanke Kalkplatten sind, liegt allein daran, dass regelmäßig Sand vom Kontinent aufgeschüttet wird. Doch er wird genauso regelmäßig wieder fortgewaschen. Ein Hotelier hat seine Anlagen direkt am Meer wieder eingerissen, sich um ein- bis zweihundert Meter zurückgezogen. Und tatsächlich kam der Sand zurück, zumindest teilweise.
"Doch das Unglück ist: Der Strand hat sich mit Sediment vom Strand des benachbarten Hotels erholt. Djerba ist eine Insel, darum verteilt sich das Leid. Jeder, der das Problem allein zu lösen versuchte, hat es nur zu seinem Nachbarn verlagert."
Doch auch für übergreifende Lösungsansätze ist es zu spät, glaubt Mongi Bourgou.
"Es ist ein bisschen, als käme die Feuerwehr nach dem Brand. Viele Forscher halten die Situation für unumkehrbar. Denn es gibt keine natürliche Quelle, aus der Sediment für den Strand kommen könnte. Und alle bisherigen Maßnahmen waren stets ein wenig überhastet, ohne gründliche Studien, die den Dünengürtel wirklich berücksichtigt hätten.
"Der Sand hat sich in Beton verwandelt, und der verschandelt jetzt die Küstenregion. Zugleich fehlt dem Küstenstreifen dieser Sand, das hat die Erosion der Strände ausgelöst."
Die Gebäude, die Pools, die Golfbahnen haben sich wie ein riesiges Netz über die empfindliche Küstenlandschaft gelegt, sie blockieren den Austausch von Sediment zwischen dem Strand und den landeinwärts gelegenen Dünen.
"In Djerba herrscht heute Wüsten- oder Halbwüstenklima. Das Sediment, die Strände aber sind das Erbe aus einer anderen klimatischen Epoche. Auf Djerba gibt es heute weder Meeresströmungen noch Steilküsten, die den Strand und die Dünen mit neuem Sediment versorgen könnten. Der ganze Küstenstreifen ist in Bewegung, er ist extrem lebendig. Wenn Sie ihn fixieren, töten Sie ihn.
Unter den heutigen Klimabedingungen dauert es auf Djerba 30 Jahre, bis sich ein Zentimeter Boden neu bildet. Die Hotels haben auch die Wirkung des Meeres verstärkt: Wo Gebäude bis ans Wasser reichen, können sich die Wellen nicht mehr auf dem Strand auslaufen, sie greifen ihn mit mehr Kraft an als zuvor. Außerdem haben die Fisch-Trawler im Golf von Gabès mit ihren Schleppnetzen den Algenteppich am Meeresgrund ausgedünnt, der zuvor die Wellen abgebremst hat. Längst hat es Versuche gegeben, das Problem zu lösen, sagt Bourgou.
"Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, als sich das Erosionsproblem erstmals bemerkbar machte, hat man Befestigungen angelegt, aber die haben das Gegenteil erreicht: Sie haben die Wirkung der Wellen gesteigert. Das Meer hat die wenigen Körnchen Sand, die noch zwischen den Hotels und der Küstenlinie übrig waren, fortgetragen."
Das Meer hat den Sand zwischen Djerba und der südlich gelegenen Halbinsel Zarzis abgeladen – als Sandbänke und Inselchen. Dass die Strände nicht nur blanke Kalkplatten sind, liegt allein daran, dass regelmäßig Sand vom Kontinent aufgeschüttet wird. Doch er wird genauso regelmäßig wieder fortgewaschen. Ein Hotelier hat seine Anlagen direkt am Meer wieder eingerissen, sich um ein- bis zweihundert Meter zurückgezogen. Und tatsächlich kam der Sand zurück, zumindest teilweise.
"Doch das Unglück ist: Der Strand hat sich mit Sediment vom Strand des benachbarten Hotels erholt. Djerba ist eine Insel, darum verteilt sich das Leid. Jeder, der das Problem allein zu lösen versuchte, hat es nur zu seinem Nachbarn verlagert."
Doch auch für übergreifende Lösungsansätze ist es zu spät, glaubt Mongi Bourgou.
"Es ist ein bisschen, als käme die Feuerwehr nach dem Brand. Viele Forscher halten die Situation für unumkehrbar. Denn es gibt keine natürliche Quelle, aus der Sediment für den Strand kommen könnte. Und alle bisherigen Maßnahmen waren stets ein wenig überhastet, ohne gründliche Studien, die den Dünengürtel wirklich berücksichtigt hätten.