Dieses Steuerrad stammt von der Kaiserlichen Yacht Hohenzollern 2, er hatte das Schiff selbst entworfen. Sie wurde später in Wilhelmshaven abgewrackt, und das Steuerrad kam auf den Müll, man hat es dann als Radleuchter in der Garnisonskirche verwendet.
Der Kaiser war nicht nur Hobbysegler und Herrenreiter, nicht nur oberster Kriegs- und Marineherr des Reiches - er begriff sich auch als höchste Instanz in Kunstdingen. Schuld daran war die musische Erziehung des linkshändig verkrüppelten Prinzen:
Seine Mutter war sehr kunstaufgeschlossen, natürlich mit einem sehr traditionellen Kunstverständnis. Aber die Kaiserin hat dafür gesorgt, dass er Kunst und Zeichenunterricht bekam, und der Prinz hat begeistert aufgenommen, sehr gern und viel gezeichnet.
"Wenn ich das Talent gehabt hätte, wäre ich kein Kaiser sondern Marinemaler geworden", soll er später gesagt haben. Ganz untalentiert war er nicht: Elegante Fregatten in bewegter See, Panzerkreuzer auf schwarz schwappenden Wogen und Wikingerschiffe gingen schon dem jungen Prinzen flott von der Hand, er strichelte sie in Blei oder mit Feder und Tusche aufs Papier, fügte ihnen auch gern martialische Titel bei: "Achtung, gebt Feuer!" oder "Enemy in Sight!". Später arbeitete er auch brav in Essig und Öl auf Leinwand: "Linienschiffe der Kaiserlichen Flotte auf Reede" oder "Raddampfer Hohenzollern in schwerer See"; sogar ein Marine-Manöver in Pastelltechnik findet sich. Daniel Spanke:
Sein Lieblingsgebiet war die Marinemalerei. Er war sehr Marine-begeistert; er war ja der Begründer der Deutschen Flotte, er hat die Marine Malerei sehr gefördert. Und man sieht in der Ausstellung, dass er für die Marine große Begeisterung hatte.
Als Prinz Wilhelm 1888 Kaiser geworden war, musste er sich ernsteren Dingen zuwenden, wie die Geschichtsbücher wissen: Den Lotsen Bismarck von Bord weisen, das Flottenbauprogramm und die Kanonenbootpolitik von Agadir bis Tsingtau exekutieren, Hunnenreden halten, dem Daily Telegraph unqualifizierte Interviews geben und so weiter. Unbegreiflicherweise blieb dabei immer noch Zeit, die Avantgardekunst der Moderne als "Rinnsteinkunst" abzuqualifizieren:
Wilhelm II. stand natürlich nicht auf Seiten der Avantgarde, aber auf beiden Seiten wurde die Auseinandersetzung mit militärischen begriffen geführt, was nicht heißt, dass sehr viele dieser Künstler begeisterte Nationalisten waren. "
Die meisten der Exponate stammen aus der holländischen "Stichting Doorn", und obwohl liebevoll gehängt, belegen sie doch alle, wie beschränkt die ästhetischen Vorstellungen des letzten deutschen Monarchen waren: Peinliche Entwürfe für pompöse Kriegerdenkmäler mit geflügelten Helden, bombastische Ehrenaltäre fürs Vaterland; eine traurige Karikatur: ein preußischer Adler rupft einen gallischen Hahn samt Huhn, oder unfreiwillig Komisches: eine Vertreibung aus dem Paradies, wo Adam und Eva keusche KdF-Turnhosen tragen... Merkwürdig bemüht auch die - irgendwie lasziv-mondänen, dabei völlig misslungenen - Portraits seiner 2. Gattin, der Prinzessin Hermine, die er 1921 im Exil in Doorn heiratete. Kurzum - mit dem letzten deutschen Kaiser ist der Kunstwelt kein bedeutender Maler oder Zeichner verloren gegangen. Insofern ähnelte der Monarch dem Wiener Künstler, späteren Reichskanzler und größten Feldherrn aller Zeiten, Adolf Hitler, dessen politische Bilanz freilich noch desaströser war als die des Kaisers.
Link: mehr ...
1918.html
Der Kaiser war nicht nur Hobbysegler und Herrenreiter, nicht nur oberster Kriegs- und Marineherr des Reiches - er begriff sich auch als höchste Instanz in Kunstdingen. Schuld daran war die musische Erziehung des linkshändig verkrüppelten Prinzen:
Seine Mutter war sehr kunstaufgeschlossen, natürlich mit einem sehr traditionellen Kunstverständnis. Aber die Kaiserin hat dafür gesorgt, dass er Kunst und Zeichenunterricht bekam, und der Prinz hat begeistert aufgenommen, sehr gern und viel gezeichnet.
"Wenn ich das Talent gehabt hätte, wäre ich kein Kaiser sondern Marinemaler geworden", soll er später gesagt haben. Ganz untalentiert war er nicht: Elegante Fregatten in bewegter See, Panzerkreuzer auf schwarz schwappenden Wogen und Wikingerschiffe gingen schon dem jungen Prinzen flott von der Hand, er strichelte sie in Blei oder mit Feder und Tusche aufs Papier, fügte ihnen auch gern martialische Titel bei: "Achtung, gebt Feuer!" oder "Enemy in Sight!". Später arbeitete er auch brav in Essig und Öl auf Leinwand: "Linienschiffe der Kaiserlichen Flotte auf Reede" oder "Raddampfer Hohenzollern in schwerer See"; sogar ein Marine-Manöver in Pastelltechnik findet sich. Daniel Spanke:
Sein Lieblingsgebiet war die Marinemalerei. Er war sehr Marine-begeistert; er war ja der Begründer der Deutschen Flotte, er hat die Marine Malerei sehr gefördert. Und man sieht in der Ausstellung, dass er für die Marine große Begeisterung hatte.
Als Prinz Wilhelm 1888 Kaiser geworden war, musste er sich ernsteren Dingen zuwenden, wie die Geschichtsbücher wissen: Den Lotsen Bismarck von Bord weisen, das Flottenbauprogramm und die Kanonenbootpolitik von Agadir bis Tsingtau exekutieren, Hunnenreden halten, dem Daily Telegraph unqualifizierte Interviews geben und so weiter. Unbegreiflicherweise blieb dabei immer noch Zeit, die Avantgardekunst der Moderne als "Rinnsteinkunst" abzuqualifizieren:
Wilhelm II. stand natürlich nicht auf Seiten der Avantgarde, aber auf beiden Seiten wurde die Auseinandersetzung mit militärischen begriffen geführt, was nicht heißt, dass sehr viele dieser Künstler begeisterte Nationalisten waren. "
Die meisten der Exponate stammen aus der holländischen "Stichting Doorn", und obwohl liebevoll gehängt, belegen sie doch alle, wie beschränkt die ästhetischen Vorstellungen des letzten deutschen Monarchen waren: Peinliche Entwürfe für pompöse Kriegerdenkmäler mit geflügelten Helden, bombastische Ehrenaltäre fürs Vaterland; eine traurige Karikatur: ein preußischer Adler rupft einen gallischen Hahn samt Huhn, oder unfreiwillig Komisches: eine Vertreibung aus dem Paradies, wo Adam und Eva keusche KdF-Turnhosen tragen... Merkwürdig bemüht auch die - irgendwie lasziv-mondänen, dabei völlig misslungenen - Portraits seiner 2. Gattin, der Prinzessin Hermine, die er 1921 im Exil in Doorn heiratete. Kurzum - mit dem letzten deutschen Kaiser ist der Kunstwelt kein bedeutender Maler oder Zeichner verloren gegangen. Insofern ähnelte der Monarch dem Wiener Künstler, späteren Reichskanzler und größten Feldherrn aller Zeiten, Adolf Hitler, dessen politische Bilanz freilich noch desaströser war als die des Kaisers.
Link: mehr ...
1918.html