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Strategie für mehr Klimaschutz
Weltweiter Wissenschaftsappell an Australiens Regierung

Seit September wüten in Teilen Australiens Waldbrände. Eine Fläche in der Größe Belgiens ist bereits zerstört, und es brennt weiter. Angesichts dieser Katastrophe haben sich mehr als 250 Klimaforscher weltweit an die australische Regierung gewandt, ihre Forderung: Tut was!

Von Georg Ehring | 03.02.2020
Verladen von Kohle im Hafen Abbott Point, Australien.
Die Kohle ist ein wichtiges Handelsgut für Australien: der australische Verladehafen Abbott Point (picture alliance / dpa)
Was steht im Appell?
Zunächst ein Hinweis auf den Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und den Bränden in Australien. Das wichtigste Argument: Seit Beginn der Temperaturmessungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es in Australien im Schnitt 1,9 Grad Celcius wärmer geworden. Der Temperaturanstieg ist damit deutlich höher als in anderen Regionen der Erde.
Zudem es gibt immer mehr Waldbrände in Australien. Die Bedingungen für solche Brände haben sich über die Jahre verbessert, neben der Erwärmung spielt hier auch die Trockenheit eine Rolle. Wenn ein El-Nino-Ereignis dazu kommt, d.h. eine ungewöhnliche Erhöhung der Meeresoberflächentemperaturen im Pazifik entlang des Äquators, werden Feuer noch wahrscheinlicher. Wobei im aktuellen Sommer auf der Südhalbkugel die Wälder brennen, ohne dass es ein El-Nino-Ereignis gibt.
Die Forderung, die sich daran anschließt: Die australische Regierung müsse eine langfristige Strategie für mehr Klimaschutz entwickeln. Das Ziel müsse sein, bis zum Jahr 2050 auf netto null Emissionen zu kommen. Davon ist Australien derzeit weit entfernt. Pro Kopf gerechnet stößt das Land mehr als 15 Tonnen CO2 aus. Das ist mehr als die USA und wird nur von wenigen Ländern übertroffen, darunter Qatar oder Saudi-Arabien.
Unterzeichnet wurde der Appell übrigens vor allem von australischen Wissenschaftlern, aber auch von Kollegen aus anderen Ländern, etwa China und den USA.
Wie ist die Position der australischen Regierung?
Beim vergangenen Klimagipfel in Madrid hatte Australien einen ehrgeizigeren Appell für mehr Klimaschutz mit verhindert. Die Regierung in Canberra verweist auf ihre Erfolge im Klimaschutz. Dazu gehört ein wachsender Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromerzeugung. Derzeit kommt ein Viertel des Stroms aus Sonne, Wind- und Wasserkraft, der Rest im Wesentlichen aus Kohle. In zehn Jahren soll die Hälfte Energie aus regenerativen Quellen stammen.
Finanzminister Mathias Cormann wies in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" darauf hin, dass das Land seine Ziele aus dem Kyoto-Protokoll einhalte und sogar übererfülle. Dies gelingt Australien allerdings auch durch den Kauf von Emissionsrechten von anderen Ländern.
Negativ ausgelegt wird Australien der hohe Kohleexport, den das Land weiter vorantreibt, unter anderem mit der neuen Mine des Adani-Konzerns. Diese Kohle wird allerdings im Ausland verbrannt, etwa in Indien, und sie belastet dann die Emissionsbilanz anderer Staaten. Australien verweist außerdem darauf, dass seine Kohle verglichen mit der aus anderen Staaten relativ sauber verbrenne.
Wie steht es um die Popularität der australischen Regierung?
Die Regierung steht deutlich unter Druck, vor allem Premierminister Scott Morrison. Er wurde 2019 nach einem Wahlkampf gewählt, bei dem der Klimawandel im Mittelpunkt stand. Heute ist er wegen seines Verhaltens in der Feuerkrise extrem unbeliebt, sein Image ist so schlecht wie nie seit der Wahl. Umfragen zufolge ist die Regierung auch weniger beliebt als die oppositionelle Labor-Party. In dieser Situation ist Morrison gefordert, zu liefern.