Umfrage:
"Sie ist schon ziemlich hoch."
"Ja, vor allem in der Klausurenphase, gegen Ende."
"Es ist halt einfach viel zu viel Stoff in kurzer Zeit"
"Die Bewertung ist halt noch mal ganz anders. Dass man einfach schon im ersten Semester und im zweiten auch benotet wird, setzt einen viel stärker unter Druck, als wenn man nur bestehen müsste."
Für den Bachelorstudenten Noah Fleischer ist die Lage eindeutig. Für seine Arbeit im Unabhängigen Studierendenausschuss am Karlsruher Institut für Technologie findet er neben den Vorlesungen und Prüfungen kaum Zeit:
"Inzwischen kommt viel Stress von außen. Du musst irgendwas tun. Vorher war es mehr Stress von innen. Ich hab selbst entschieden, ich möchte jetzt lernen, ich muss jetzt mein Diplom zu Ende bringen. Das war eine eigenständige Entscheidung, die - finde ich - auch hoch relevant war, als Studienqualifikation. Die jetzt leider wegfällt. Das ist stressig."
Zumindest der gefühlte Stress unter Studierenden hat offenbar zugenommen. Doch Stress lässt sich schwer messen. Es gibt zwar Studien mit Fragebögen. Aber die Ergebnisse sind nicht zuverlässig, meint Ulrich Ebner-Priemer vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie am KIT:
"Also da werden dann 5000, 10.000, 15.000 Studierende befragt. Zum Beispiel: Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche. Und aus der Gedächtnispsychologie weiß man jetzt nun, dass man solche Fragen eigentlich gar nicht beantworten kann. Um so eine Frage richtig zu beantworten, bräuchte ich ja eigentlich so ein Excel-File im Kopf, wo ich stehen hab: Dienstag Morgen früh hab ich um 8 Uhr 30 angefangen."
Solche Listen führt natürlich niemand. Deshalb will Ulrich Ebner-Priemer in einer eigenen Untersuchung Studierenden elektronische Tagebücher geben. Die klingeln dann einmal pro Stunde, und die Studierenden tippen ein, was sie zuletzt gemacht haben.
"Dann hat man 60 Minuten, und die teilt man auf: Soundsoviel Minuten habe ich gelernt, soundsoviel Minuten saß ich in der Vorlesung, soundsoviel Minuten habe ich mit Freunden verbracht, eingekauft und so weiter."
Zusätzlich wird regelmäßig der Blutdruck überwacht und ein Stresshormon gemessen, als objektive körperliche Anzeichen für Belastung. Dafür tragen die Studierenden rund um die Uhr ein Blutdruckmessgerät und nehmen tagsüber alle Viertelstunde mit einem Wattestäbchen eine Speichelprobe. Eine erste Teststudie mit einem kleinen Sample brachte keine alarmierenden Ergebnisse:
"Da würden wir schon sagen, dass die physiologischen Daten zum Beispiel nicht auffällig waren. Aber wie gesagt, das war ein kleines Sample, wir haben da einfach mal 20 Studierende untersucht. In der neuen Studie sollen es dann zweihundert werden, da kann man dann schon viel deutlicher sagen, ob hier ein problematischer Bereich erreicht ist oder nicht."
Abseits wissenschaftlicher Forschung sprechen die Daten der psychotherapeutischen Beratungsstelle des Karlsruher Studentenwerks schon jetzt eine deutliche Sprache.
Die Zahl der Rat-suchenden Studierenden steigt hier von Jahr zu Jahr um 10 bis 15 Prozent, das entspricht dem bundesweiten Trend. Bei Bachelorstudierenden sind vor allem die Anlässe der Beratung anders als bei Diplomern, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle Sabine Köster:
"Dadurch, dass es einfach so stark strukturiert ist, so ein bisschen wie in der Schule, hat man eher so das Gefühl, da darf dann auch gar nichts dazwischen kommen. Dass dann viele Studierende, die in den Bachelorstudiengängen sind, so das Gefühl haben, wenn irgendwas schiefgeht, dann haben sie ganz leicht den Anschluss verpasst."
Kommt doch mal was dazwischen, sei es eine nicht bestandene Prüfung oder finanzielle Probleme, wächst einem die Situation schnell über den Kopf. Die Folge sind zum Beispiel schlaflose Nächte und Appetitlosigkeit.
"Bei vielen ist es auch so ein Gefühl: Ich komme überhaupt nicht zu Ruhe. Ich habe auch gar keinen Spaß mehr daran, im Kino zu sitzen, weil ich dann die ganze Zeit immer noch dran denke. Permanent stehe ich da unter Strom. Und so dieses, ich hab meine Hochschulveranstaltung, und ich mache zu Hause was anderes, was meiner Erholung dient, das funktioniert dann nicht mehr richtig."
Als Entspannungshilfe besser funktionieren soll eine technische Entwicklung am KIT: Der sogenannte Stress-Guard. Man schnallt ihn sich um die Brust, und er misst dort unter anderem die Herzspannungskurve. Hat der Anwender gerade viel Stress, merkt es das Gerät und schickt ein hörbares Signal, was bedeutet: Mach sofort die vereinbarte Entspannungsübung, zum Beispiel ein Atemtraining oder einfach nur eine kurze Arbeitspause. Für Ulrich Ebner-Priemer ist das sinnvoller als etwa Stress-Seminare:
"Der Stressguard gibt Vorschläge während der stressigen Situation. Die Studierenden können es sofort ausprobieren und dann sofort erkennen: Okay, das hilft mir. Also, dieses Atemtraining oder was auch immer. Das hilft mir tatsächlich, um mein Stresslevel sofort zu senken. Was Hilfreicheres kann man sich nicht vorstellen."
Infos:
www.kit.edu
"Sie ist schon ziemlich hoch."
"Ja, vor allem in der Klausurenphase, gegen Ende."
"Es ist halt einfach viel zu viel Stoff in kurzer Zeit"
"Die Bewertung ist halt noch mal ganz anders. Dass man einfach schon im ersten Semester und im zweiten auch benotet wird, setzt einen viel stärker unter Druck, als wenn man nur bestehen müsste."
Für den Bachelorstudenten Noah Fleischer ist die Lage eindeutig. Für seine Arbeit im Unabhängigen Studierendenausschuss am Karlsruher Institut für Technologie findet er neben den Vorlesungen und Prüfungen kaum Zeit:
"Inzwischen kommt viel Stress von außen. Du musst irgendwas tun. Vorher war es mehr Stress von innen. Ich hab selbst entschieden, ich möchte jetzt lernen, ich muss jetzt mein Diplom zu Ende bringen. Das war eine eigenständige Entscheidung, die - finde ich - auch hoch relevant war, als Studienqualifikation. Die jetzt leider wegfällt. Das ist stressig."
Zumindest der gefühlte Stress unter Studierenden hat offenbar zugenommen. Doch Stress lässt sich schwer messen. Es gibt zwar Studien mit Fragebögen. Aber die Ergebnisse sind nicht zuverlässig, meint Ulrich Ebner-Priemer vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie am KIT:
"Also da werden dann 5000, 10.000, 15.000 Studierende befragt. Zum Beispiel: Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche. Und aus der Gedächtnispsychologie weiß man jetzt nun, dass man solche Fragen eigentlich gar nicht beantworten kann. Um so eine Frage richtig zu beantworten, bräuchte ich ja eigentlich so ein Excel-File im Kopf, wo ich stehen hab: Dienstag Morgen früh hab ich um 8 Uhr 30 angefangen."
Solche Listen führt natürlich niemand. Deshalb will Ulrich Ebner-Priemer in einer eigenen Untersuchung Studierenden elektronische Tagebücher geben. Die klingeln dann einmal pro Stunde, und die Studierenden tippen ein, was sie zuletzt gemacht haben.
"Dann hat man 60 Minuten, und die teilt man auf: Soundsoviel Minuten habe ich gelernt, soundsoviel Minuten saß ich in der Vorlesung, soundsoviel Minuten habe ich mit Freunden verbracht, eingekauft und so weiter."
Zusätzlich wird regelmäßig der Blutdruck überwacht und ein Stresshormon gemessen, als objektive körperliche Anzeichen für Belastung. Dafür tragen die Studierenden rund um die Uhr ein Blutdruckmessgerät und nehmen tagsüber alle Viertelstunde mit einem Wattestäbchen eine Speichelprobe. Eine erste Teststudie mit einem kleinen Sample brachte keine alarmierenden Ergebnisse:
"Da würden wir schon sagen, dass die physiologischen Daten zum Beispiel nicht auffällig waren. Aber wie gesagt, das war ein kleines Sample, wir haben da einfach mal 20 Studierende untersucht. In der neuen Studie sollen es dann zweihundert werden, da kann man dann schon viel deutlicher sagen, ob hier ein problematischer Bereich erreicht ist oder nicht."
Abseits wissenschaftlicher Forschung sprechen die Daten der psychotherapeutischen Beratungsstelle des Karlsruher Studentenwerks schon jetzt eine deutliche Sprache.
Die Zahl der Rat-suchenden Studierenden steigt hier von Jahr zu Jahr um 10 bis 15 Prozent, das entspricht dem bundesweiten Trend. Bei Bachelorstudierenden sind vor allem die Anlässe der Beratung anders als bei Diplomern, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle Sabine Köster:
"Dadurch, dass es einfach so stark strukturiert ist, so ein bisschen wie in der Schule, hat man eher so das Gefühl, da darf dann auch gar nichts dazwischen kommen. Dass dann viele Studierende, die in den Bachelorstudiengängen sind, so das Gefühl haben, wenn irgendwas schiefgeht, dann haben sie ganz leicht den Anschluss verpasst."
Kommt doch mal was dazwischen, sei es eine nicht bestandene Prüfung oder finanzielle Probleme, wächst einem die Situation schnell über den Kopf. Die Folge sind zum Beispiel schlaflose Nächte und Appetitlosigkeit.
"Bei vielen ist es auch so ein Gefühl: Ich komme überhaupt nicht zu Ruhe. Ich habe auch gar keinen Spaß mehr daran, im Kino zu sitzen, weil ich dann die ganze Zeit immer noch dran denke. Permanent stehe ich da unter Strom. Und so dieses, ich hab meine Hochschulveranstaltung, und ich mache zu Hause was anderes, was meiner Erholung dient, das funktioniert dann nicht mehr richtig."
Als Entspannungshilfe besser funktionieren soll eine technische Entwicklung am KIT: Der sogenannte Stress-Guard. Man schnallt ihn sich um die Brust, und er misst dort unter anderem die Herzspannungskurve. Hat der Anwender gerade viel Stress, merkt es das Gerät und schickt ein hörbares Signal, was bedeutet: Mach sofort die vereinbarte Entspannungsübung, zum Beispiel ein Atemtraining oder einfach nur eine kurze Arbeitspause. Für Ulrich Ebner-Priemer ist das sinnvoller als etwa Stress-Seminare:
"Der Stressguard gibt Vorschläge während der stressigen Situation. Die Studierenden können es sofort ausprobieren und dann sofort erkennen: Okay, das hilft mir. Also, dieses Atemtraining oder was auch immer. Das hilft mir tatsächlich, um mein Stresslevel sofort zu senken. Was Hilfreicheres kann man sich nicht vorstellen."
Infos:
www.kit.edu